Egal, ob Tetanus oder jährliche Grippeimpfung: Wer an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leidet, sollte auf einen guten Impfschutz achten. Darauf weist die Deutsche Rheuma-Liga hin. Ausführliche Informationen rund um das Thema hat der Verband auf den Internetseiten zusammengestellt. (www.rheuma-liga.de/impfen)
Die Empfehlungen der Experten sind eindeutig: Vor allem chronisch kranke Menschen sollten sich jetzt gegen Grippe impfen lassen, denn sie haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung. „Aus unseren Beratungen von betroffenen Rheuma-Kranken vor Ort wissen wir, dass trotz der Empfehlungen viele Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen vor der Influenza-Impfung und anderen Schutzimpfungen zurückschrecken“, weiß Professorin Dr. Erika Gromnica-Ihle, internistische Rheumatologin und Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. „Viele haben Angst, dass die Impfung eine Verschlechterung ihrer Krankheit auslösen könnte“, berichtet sie.
Diese Sorge ist unbegründet: Wer in einer Phase niedriger Krankheitsaktivität seinen Impfschutz auffrischen lässt, muss keinen akuten Krankheitsschub befürchten. Dennoch sind viele Patienten verunsichert, ob und wann sie sich impfen lassen dürfen. Professor Dr. Klaus Krüger, Rheumatologe in München und Sprecher der Arzneimittelkommission der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, stellt klar: „Viele Patienten mit autoimmun-vermittelten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nehmen dauerhaft Medikamente ein, die in das Immunsystem eingreifen und die chronische Entzündung im Körper eindämmen. Sie dürfen daher keine Lebendimpfstoffe erhalten. Dazu gehören zum Beispiel die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.“ Impfungen gegen Grippe, Diphterie, Tetanus, Pneumokokken und viele andere Krankheiten enthalten dagegen nur inaktivierte, abgetötete Krankheitserreger oder nur Bruchteile davon. „Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen dürfen diese Impfungen meist auch dann erhalten, wenn sie Medikamente nehmen“, stellt der Experte klar.
Wichtig sei es, einen Zeitraum zu wählen, in dem es den Patienten gut geht, beziehungsweise den Impfschutz aufzufrischen, bevor ein medikamentöser Eingriff ins Immunsystem startet. Professorin Erika Gromnica-Ihle betont: „Nehmen Sie zum nächsten Termin beim Rheumatologen Ihren Impfpass mit und besprechen mit ihm, welche Schutzimpfungen für Sie persönlich sinnvoll sind.“
Besonders wichtig sind Impfungen für rheumakranke Kinder: „Bestimmte Erkrankungen und ihre notwendige medikamentöse Therapie bergen unter anderem ein erhöhtes Risiko für schwere bakterielle Infektionen wie Hirnhaut- und Lungenentzündung sowie Blutvergiftung“, betont Dr. Fabian Speth vom Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie in Garmisch-Partenkirchen. Betroffene Kinder sollten deshalb in Rücksprache mit dem betreuenden Kinderrheumatologen vorbeugend geimpft werden. Das gilt auch für typische Kinderkrankheiten. Zum Teil kann man sogar nachträglich impfen, etwa, wenn ein ungeimpftes Kind Kontakt zu einem Altersgenossen hatte, der an Windpocken oder Masern erkrankt ist. „In diesem Fall kann man unter Umständen eine Notfallimpfung durchführen“, erläutert Dr. Speth.
Fragen rund um das Thema Impfen beantworten im Internetforum die Experten: Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, Rheumatologin und Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband, Dr. Fabian Speth, Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen und Prof. Dr. Klaus Krüger, Praxiszentrum St. Bonifatius München.
Weitere Informationen:
Julia Bidder
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