Angestrebt wird bei der Therapie des follikuären Lymphoms ein möglichst krankheitsfreies Intervall bei medizinisch fitten Patienten und beste Lebensqualität bei der nicht heilbaren Erkrankung beim älteren, nicht-fitten Patienten. Seit 2004 können Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem follikulärem Lymphom nach Rituximab-Therapie mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan in Deutschland therapiert werden. Bei diesen Patienten erreicht das Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan eine Gesamtansprechrate von 73 – 85 Prozent mit einer Rate an kompletten Remissionen bis zu 57 Prozent. Nach den Worten von Prof. Dr. med. Christian Buske, Direktor des Instituts für experimentelle Tumorforschung am Universitätsklinikum Ulm, gibt es bei Patienten mit follikulärem Lymphom in den fortgeschrittenen Stadien III/IV keine Probleme mehr, Remissionen zu erzielen aber es bestehen noch immer erhebliche Schwierigkeiten, bei den behandelten Patienten eine komplette Remission zu erreichen.
Durch die Ergebnisse der Phase-III-FIT-Studie wurde die Zulassung 2008 auf die Konsolidierung nach Remissionsinduktion bei vorher unbehandelten Patienten erweitert. Die Gabe des Radioimmunkonjugats 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan erreichte in dieser Studie, dass 78 Prozent der Patienten ihr Ansprechen von einerpartiellen in eine komplette Remission verbessern konnten. Dieser positive Effekt der Konsolidierung mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan wurde unabhängig von der Art der verabreichten Induktionstherapie und unabhängig davon, ob die Patienten eine komplette oder partielle Remission nach Induktion hatten. Das progressionsfreie Überleben lag zu dieser Zeit in der Radioimmuntherapie Gruppe bei fast 4 Jahren gegenüber etwas mehr als einem Jahr in der Beobachtungsgruppe.
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Die FIT-Studie (First-line Indolent Trial) – Radioimmuntherapie mit 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan bei refraktärem oder rezidiviertem follikulärem Lymphom
Die FIT-Studie (First-line Indolent Trial) belegt den Nutzen der Konsolidierungstherapie mit Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan bei Patienten mit fortgeschrittenem follikulären Lymphom, die auf eine First-line-lnduktionstherapie angesprochen haben.
Design der FIT-Studie
Bei der FIT-Studie handelt es sich um eine in 77 Zentren erstellte prospektive, randomisierte und kontrollierte Phase-III-Studie. Für die Untersuchung waren 409 neu diagnostizierte Patienten mit histologisch bestätigtem, fortgeschrittenen follikulären Lymphom (Stadium III/IV) rekrutiert worden, die auf eine lnduktionstherapie mit einer partiellen (PR) oder kompletten Remission (CR) angesprochen hatten. Sie wurden randomisiert entweder in eine Gruppe mit einmaliger Infusion des Radioimmunkonjugats 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan (Konsolidierungstherapie 14,8 MBq/kg KG; n=207) oder sie erhielten keine weitere Behandlung (n=202). Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).
Folgetherapie mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan nach 8 Jahren
Gemäß der dritten Auswertung der Studie nach einem inzwischen sehr reifen Follow-up von 66 Monaten profitieren mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan behandelte Patienten mit einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens von fast 3 Jahren im Vergleich zur Kontrollgruppe [1].
Das Update der Studie, das auf dem ASH im Dezember 2010 präsentiert wurde, lieferte weitere erfolgversprechende Daten. So unterscheidet sich die Zeit bis zur nächsten Therapie bei dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan um mehr als 5 Jahre im Vergleich zur Kontrollgruppe (8,25 Jahre vs. 2,91 Jahre).
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Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan: Komplett-Remission nach Induktionstherapie
Das Therapiekonzept der Konsolidierung mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan ist durch eine Vielzahl von Studien sowohl beim follikulären als auch bei anderen Lymphomentitäten wie dem DLBCL und dem Mantellzelllymphom bestätigt worden. Alle belegen das Potential des Radioimmunkonjugats 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan eine partielle Remission nach Induktionstherapie in eine Komplett-Remission verbessern zu können. Es liegen mittlerweile zahlreiche Daten zu Patienten mit follikulärem Lymphom und anderen Entitäten vor, die ausnahmslos die Effektivität dieser Therapieoption bestätigen.
Die Therapie mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan wird unabhängig der Art des Einsatzes, auch insbesondere von älteren Patienten, gut vertragen und ist im Wesentlichen mit einer Hämatotoxizität assoziiert, die vorhersagbar, gut handhabbar und reversibel ist.
Einfache Anwendung der Radioimmuntherapie: einmalige 1O-minütige Infusion
Ein großer Vorteil für den Patienten ist die einfache Anwendung des Radioimmunkonjugats 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan die aus einer einmaligen 1O-minütigen Infusion besteht und sich damit deutlich von einer klassischen Chemotherapie über mehrere Zyklen unterscheidet.
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Konsolidierungstherapie mit Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan unabhängig vom Alter
Nach den Erfahrungen in der Praxis von Dr. med. Andreas Kirsch, Facharzt für Hämatologie und Onkologie in Berlin kann die Konsolidierungstherapie prinzipiell bei allen Patienten mit nicht transformiertem follikulärem Lymphom, die auf die vorherige Induktionstherapie mit einer partiellen Remession (PR) oder kompletten Remission (CR) angesprochen haben und unabhängig vom Alter, eingesetzt werden. Vor Therapiebeginn ist allerdings eine erneute pathohistologische Sicherung erforderlich. Möglich erscheint dieser Ansatz auch bei Patienten, die nach der Erstlinientherapie noch einen Restbefund aufweisen, sowie bei Patienten im ersten Rezidiv.
Alle Patienten sollten über eine ausreichende Knochenmarkreserve verfügen. lm Zweifelsfall ist eine entsprechende Abklärung indiziert.
ob die Konsolidierung mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan auch bei anderen Lymphom-Entitäten von Nutzen ist, ist derzeit noch unklar. Möglicherweise profitieren auch Patienten mit Mantelzell- und aggressivem Lymphom.
Durchführung der Radioimmuntherapie (RlT) mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan
Die Radioummuntherapie mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Hämatologen und Nuklearmediziner, der die nötigen behördlichen Genehmigungen einmalig einholt. Der Patient wird dem Nuklearmediziner vor Beginn der lnduktionstherapie konsiliarisch vorgestellt; die Indikation zur Therapie wird von beiden Fachärzten gemeinsam gestellt. Aufbauend auf der gutachterlichen Stellungnahme des Hämatologen beantragt der Nuklearmediziner die Kostenübernahme der Therapie bei der gesetzlichen Krankenkasse, was in der Regel unproblematisch ist.
Vorbehandlung zur Radioummuntherapie und Nachsorge
Vor Beginn der Radioummuntherapie erhält der Patient beim Hämatologen eine zweimalige Rituximab-Vortherapie (1 Woche und 4 Stunden vor der Infusion mit dem Radioimmunkonjugat 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan), um die Zahl nicht maligner CD20-positiver B-Zellen zu reduzieren und die Radioimmuntherapie gezielt auf die Lymphomzellen zu richten. Anschließend wird die definierte Dosis des Radioimmunkonjugats einmalig beim Nuklearmediziner i. v. injiziert.
lm Anschluss sind wöchentliche Blutbildkontrollen beim Hämatologen erforderlich. Dieser steuert das eventuelI erforderliche Toxizitätsmanagement mit Transfusionen, Wachstumsfaktoren, etc. Drei Monate nach der Radioummuntherapie erfolgt eine computertomografische Re-Evaluation des Patienten. Danach werden klinische Kontrollen in dreimonatigen Intervallen vorgenommen.
Literatur
- Hagenbeek A, et al.: 90Y-ibritumomab tiuxetan (Zevalin) consolidation of first remission in advanced-stage follicular non-Hodgkin’s lymphoma: Updated results after a median follow-up of 66.2 months from the international, randomized, phase lll First-line
lndolent Trial (FIT) in 414 patients.
Blood 2010;116(21): Abstract 594 - Morschhauser F, et al.: Phase II trial of consolidation therapy with yttrium-90-ibritumomab tiuxetan compared with no additional therapy after first remission in advanced follicular lymphoma.
J Clin Oncol 2008; 26(32):51 56-5164
weitere Quellen
Vorträge der Veranstaltung:
Radioimmuntherapie – denn sie tun nicht was sie wissen!
12. April 2011, Köln
Veranstalter: Bayer Vital
- Zevalin als First-line Therapieoption
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Scholz
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt
Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie
Berlin - Die FIT-Studie – Ergebnisse des Langzeit-Follow-Ups
Prof. Dr. med. Christian Buske
Institut für Experimentelle Tumorforschung des CCC Ulm
Universitätsklinikum Ulm und Klinik für Innere Medizin III
UIm - Konsolidierung kompakt
Dr. rer. nat. Nicole Lewke
Bayer Vital GmbH
HematologyiOncology
Leverkusen