Radioaktive Strahlung in der Umwelt – Messwerte zur Radiologischen Lage in der Bundesrepublik Deutschland

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht die in Freiburg gemessene natürliche und künstliche Radioaktivität ebenso wie die gemessenen Daten vom Deutschen Wetterdienst und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt auf http://www.bfs.de/de/ion/papiere/schauinsland.html und aktualisiert die Daten täglich.

Aktuellen Messwerte zur Ortsdosisleistung von etwa 1800 Sonden
Auf http://odlinfo.bfs.de können außerdem die jeweils aktuellen Messwerte von etwa 1800 Sonden aufgerufen werden, mit denen das BfS die Radioaktivität in ganz Deutschland überwacht. Die jetzt auf dem Schauinsland gemessenen Spuren sind allerdings so gering, dass sie voraussichtlich nicht zu einer Erhöhung der Ortsdosisleistung führen werden, die innerhalb der ohnehin bestehenden Schwankungen erkennbar wäre. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass die bundesweit verteilten ODL-Sonden nun erhöhte Messwerte anzeigen.

Gamma-Ortsdosisleistung – Informationssystem zur Überwachung der Umweltradioaktivität
Der Mensch ist in seiner natürlichen Umgebung ständig einer ionisierenden Strahlung von außen ausgesetzt. Sie setzt sich zusammen aus der Strahlung derüberall im Boden vorkommenden natürlichen radioaktiven Stoffe (Radionuklide) wie z.B. Uran, Thorium oder Kalium (K-40) (terrestrische Strahlung) sowie aus einer Strahlung, die ihren Ursprung im Weltraum hat und von der ein gewisser Teil auch die Erdoberfläche erreicht (Höhenstrahlung, kosmische Strahlung). Diese äußere Bestrahlung, der der Mensch je nach Zeit und Ort in unterschiedlicher Höhe ausgesetzt ist, wird Gamma-Ortsdosisleistung genannt und in der Einheit μSv/h (Mikrosievert pro Stunde) angegeben.

Die Gamma-Ortsdosisleistung wird durch das vom Bundesumweltministerium betriebene „Integrierte Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Umweltradioaktivität (IMIS)“ bundesweit und ständig an etwa 2000 Messstationen gemessen. Die dargestellte Karte gibt die über einen Tag gemittelte Gamma-Ortsdosisleistung in der Bundesrepublik Deutschland wieder. Sie lässt keine auffälligen Abweichungen vom normalen Strahlenpegel erkennen. Durch den Reaktorunfall in Tschernobyl 1986 wurden auch radioaktive Stoffe wie radioaktives Cäsium (Cs-137) auf dem Boden abgelagert. Dessen Strahlung trägt jedoch nur noch wenig zur gemessenen Gamma-Ortsdosisleistung bei.

Die natürliche Strahlenexposition in Deutschland beträgt je nach örtlicher Gegebenheit zwischen 2 und 5 mSv/a (Millisievert pro Jahr) und kann in einzelnen Gebieten bis zu 10 mSv/a betragen. Im Mittel liegt die Strahlenexposition des Menschen bei ca. 2,1 mSv/a. Davon beträgt die Strahlenexposition von außen etwa 0,7 mSv, durch Nahrungsaufnahme etwa 0,3 mSv und durch Einatmung des radioaktiven Edelgases Radon etwa 1,1 mSv pro Jahr.

Informationen zu einzelnen Messstationen finden Sie hier: http://odlinfo.bfs.de/
Beachten Sie auch die Links zu den unten genannten Quellen.

Weltweites Netzwerk von Radionuklidmessstationen
Die Internationale Organisation zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization, CTBTO) verfügt über ein weltweites Netzwerk von 60 in Betrieb befindlichen Radionuklidmessstationen, welches an Luftstaub gebundene Radionuklide nachweisen kann. Darüber hinaus sind 27 dieser Stationen mit Systemen zur Messung radioaktiven Xenons (Xenon-133) ausgestattet.

Radioxenon wird im Gegensatz zu Jod-131 weder auf dem Boden abgelagert noch gelangt es in Nahrungsmittel und ist daher für den Strahlenschutz vergleichweise unbedeutend. Es ist jedoch einer der radioaktiven Stoffe, die bei einer Freisetzung aus einem Kernkraftwerk besonders schnell entweichen.  Es wird aus der Atmosphäre nicht ausgewaschen und kann daher leicht über große Entfernungen transportiert werden. Der Link führt zu einer animierten Karte. Sie zeigt das weltweite Radioaktivitätsmessnetz der CTBTO und die zeitlichen Abfolge, in der künstliche Radionuklide aus Fukushima (2011) an den Stationen nachgewiesen wurden: http://www.bfs.de/de/ion/kernwatest.html

Verbreitung der Radioaktivität in der Welt
In einer weiteren animierten Grafik zeigt das BfS, wie sich nach Ereignissen im japanischen Kernkraftwerk Fukushima die Radioaktivität in der Welt verbreitet:

(Zum Start der Animation bitte auf die Grafik klicken)

 

Einige wichtige Dosis- und Grenzwerte

Dosis
0,01 mSv pro Jahr Höchste jährliche Dosis einer Person im Umkreis eines Kernkraftwerks unter Normalbedingungen
0,01-0,03 mSv Dosis bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thorax)
Bis zu 0,1 mSv Dosis durch Höhenstrahlung bei einem Flug von München nach Japan
1 mSv pro Jahr Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die jährliche Strahlenexposition einer Person der Normalbevölkerung aus Tätigkeiten, u.a. aus dem Betrieb kerntechnischer Anlagen in Deutschland
2 mSv pro Jahr Durchschnittliche jährliche Dosis einer Person in Deutschland aus künstlichen Quellen, vornehmlich Medizin (Wert für 2009 = 1,8 mSv)
2 mSv in 50 Jahren Gesamte Dosis für eine Person im Voralpengebiet auf Grund des Reaktorunfalls von Tschernobyl für den Zeitraum 1986-2036
2-3 mSv pro Jahr Durchschnittliche jährliche Strahlenexposition der Bevölkerung in Deutschland aus natürlichen Quellen
10-20 mSv Ungefähre Dosis für eine Ganzkörper-Computertomographie eines Erwachsenen
20 mSv pro Jahr Grenzwert (maximal zulässige Dosis) der jährlichen Strahlenexposition für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland
100 mSv Schwellendosis für angeborene Fehlbildungen oder Tod des Foetus
100 mSv Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1% zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf
250 mSv Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für eine Person beim Einsatz lebensrettender Maßnahmen oder zur Vermeidung großer Katastrophen in Deutschland
400 mSv Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die Berufslebensdosis bei beruflich strahlenexponierten Personen in Deutschland
500 mSv* Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis Hautrötungen auf
1000 mSv* Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis akute Strahleneffekte auf (zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen)
1000 mSv Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 10% zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf
3000 – 4000 mSv Ohne medizinische Eingreifen sterben bei dieser Dosis 50% der exponierten Personen nach 3-6 Wochen, wenn es sich um eine in kurzer Zeit erfahrene Strahlenbelastung handelte
> 8.000 mSv Sicherer Tod

* Um die Vergleichbarkeit mit den ansonsten in Sievert (Sv) angegebenen Messwerten zu ermöglichen, ist der Wert hier ebenfalls in Sievert angegeben; wissenschaftlich präziser wäre die Angabe in Gray (Gy).

Quellen

 

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