Psychologie-Lehrstuhl intensiviert Gehirnforschung

Der Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik des Verhaltens der Universität Witten/Herdecke (UW/H) erhält für seine Forschungen zum Thema Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisfunktionen zwei neue Sensortechnik-Instrumente. Dank einer Kooperation mit der Firma Meditech aus der Region Hannover können zwei „NIR HEG Systeme“ nun für neurowissenschaftliche Studien genutzt werden. „Wir versprechen uns von dem Einsatz neue Erkenntnisse über die Lokalisation und die Trainierbarkeit von Funktionen des präfrontalen Cortexes“, erläutert Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Martina Piefke den Hintergrund der Zusammenarbeit.

Der präfrontale Cortex (das Stirnhirn) ist ein großer Bereich des menschlichen Gehirns, der viele verschiedene Strukturen umfasst. Diese sind in verschiedene Funktionen involviert, wie beispielsweise das Arbeitsgedächtnis, die Kontrolle von Interferenz, die Fähigkeit zu Planen, Aufmerksamkeitsprozesse, das „Monitoring“ von Gedächtnisprozessen und die Verhaltenssteuerung. Die genaue Zuordnung dieser Funktionen zu den verschiedenen Strukturen des präfrontalen Cortexes ist seit Jahrzehnten Gegenstand der neurowissenschaftlichen Forschung. Mit Hilfe neuropsychologischer Testverfahren und bildgebender Verfahren wurde die Erforschung des präfrontalen Cortexes des Menschen inzwischen stark vorangetrieben, jedoch sind noch immer zahlreiche Fragen ungeklärt. „Insbesondere über die Genauigkeit der Lokalisierung präfrontaler Funktionen und die Möglichkeiten, diese zu trainieren, wird aktuell international in den Neurowissenschaften intensiv diskutiert“, so Prof. Piefke, die an ihrem Lehrstuhl insbesondere das Arbeitsgedächtnis und die Steuerung der sozialen Kommunikation durch den präfrontalen Cortex mit genetischen, neurobiologischen und neuropsychologischen Methoden untersucht. „Unser Ziel ist es, mithilfe der Technologie auch die Entwicklung und Anwendung individueller und patientengerechter Therapieverfahren voranzubringen.“

„Von dem Einsatz der Instrumente an der Uni Witten/Herdecke versprechen wir uns unter anderem wichtiges Feedback aus der Wissenschaft zur weiteren Optimierung der NIR HEG-Technologie“, so Hans-Jürgen Wolfgram von Meditech.

Die Sensortechnik basiert auf der so genannten Hemoencephalographie (HEG), bei der Veränderungen der Infrarotstrahlung in den Hirnregionen gemessen werden. Wenn ein bestimmtes Areal im Gehirn aktiviert wird, um eine ihm zugeordnete Aufgabe zu erfüllen, steigt die Durchblutung in diesem Areal, um die Zufuhr von Sauerstoff, Glukose und anderen wichtigen Nährstoffen dorthin aufrecht zu erhalten. Diese Aktivierung ist immer begleitet von einem erhöhten Zellstoffwechsel. Dieser ist erforderlich, um aus den Nährstoffen für die betreffenden Zellen die notwendige Energie zu gewinnen. Mit dem von Meditech entwickelten NIR HEG System lassen sich lokale Veränderungen des Sauerstoffgehalts des Blutes in präfrontalen Hirnstrukturen bestimmen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martina Piefke: 02302 / 926-778; martina.piefke@uni-wh.de
Hans-Jürgen Wolfgram: 05105 / 808717; hans-juergen.wolfgram@meditech.de

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Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.550 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

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