Mit der Wilhelm-Griesinger-Medaille 2014 der DGPPN würdigt die Fachgesellschaft die jahrelange Pionierarbeit von Prof. Dr. med. Hanns Hippius (1925) in der Forschung und Versorgung psychischer Erkrankungen. 1971 übernahm er als Ordinarius die Leitung der Universitätsklinik für Psychiatrie in München. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Psychiatrie-Enquete-Kommission für den Deutschen Bundestag. In dieser Funktion, wie auch als Präsident der DGPPN von 1973 bis 1974 (damals noch „DGPN“), engagierte er sich nachhaltig für die Verbesserung der Versorgung psychisch erkrankter Menschen in Deutschland. Neben der Krankenversorgung setzte er insbesondere zwei wissenschaftliche Schwerpunkte: die Förderung der pharmakologisch-psychiatrischen Forschung und der Forschung zur Arzneimittelsicherheit. Dabei hat er maßgeblich zur Entwicklung des atypischen Neuroleptikums Clozapin beigetragen – was angesichts des Behandlungsrepertoires der damaligen Zeit eine Revolution in der Therapie von schizophrenen Störungen darstellte.
Hanns Hippius befähigte sein Studium der Medizin und Chemie in besonderer Weise, strukturchemische Aspekte bei der Selektion von Wirkstoffen zu berücksichtigen. Er wirkte als junger Wissenschaftler ab 1952 in Berlin an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Freien Universität. Dabei arbeitete er parallel immer auch als Kliniker und verband so Beobachtungen aus Labor und stationärem Alltag. Bei seinen Studien zog er nicht nur die reine Symptomreduktion als Maßstab heran, sondern zusätzliche sozialpsychiatrische Aspekte. Als Mitglied der sogenannten „Fünfergruppe“ – eine Gruppe fünf führender Psychiater der Zeit – gelang es ihm zudem, Synergien eines nationalen Forschungsverbundes zu nutzen. Gleichzeitig tauschte er sich auf internationalen Symposien und Kongressen intensiv mit Klinikern und Forschern aus. Als Autor des Standardwerkes „Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie“ und mit zahlreichen anderen Veröffentlichungen erwarb sich Prof. Hippius große Anerkennung im In- und Ausland. Seine wissenschaftliche Arbeit wurde unter anderem mit der Bundesverdienstkreuz Erster Klasse gewürdigt.
Hintergrund
Der Namensgeber der Ehrung, Wilhelm Griesinger (1817–1868), war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Wissenschaftler und Kliniker auf dem Gebiet der psychischen Erkrankungen. Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) nimmt mit der Auszeichnung, die mit Beschluss vom Juli 1986 mit dem Namen des Psychiaters Wilhelm Griesinger belegt ist, eine Tradition unter neuer Widmung wieder auf. Die Wilhelm-Griesinger-Medaille der DGPPN ist ein Lifetime-Award für Psychiaterinnen und Psychiater, die sich durch großen persönlichen Einsatz und ganz besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik verdient gemacht haben. Es werden damit herausragende Leistungen in Theorie und Praxis in Prävention, Diagnostik, Forschung oder Versorgung psychischer Erkrankungen in Deutschland ausgezeichnet.