Prof. Marc Schmitter: Ästhetik und Funktion aus einer Hand

Seit Anfang Oktober dieses Jahres leitet Prof. Marc Schmitter (45) die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Uniklinikums Würzburg (UKW). Er löste Prof. Ernst-Jürgen Richter ab, der nach über 20 Jahren auf dieser Position in den verdienten Ruhestand ging. „Würzburg war aus mehreren Gründen mein absoluter Standortfavorit für eine Professur“, zeigt sich der neue Klinikdirektor glücklich. So seien alleine die bauliche Situation und die technologische Ausstattung des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit (ZMK) exzeptionell. „Seit der im Jahr 2012 abgeschlossenen, umfassenden Sanierung zählt die Würzburger Universitäts-Zahnklinik zu den modernsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland“, ist sich Prof. Schmitter sicher.
Auch privat ist Würzburg für ihn geradezu ideal. „Die Lage der Stadt passt sehr gut zu unserem familiären Wunsch nach einem Lebensmittelpunkt im Süden Deutschlands“, berichtet der verheiratete zweifache Vater. Außerdem kenne und schätze er Würzburg von Kindheitsbeinen an durch Besuche bei Verwandten im nahegelegenen Grünsfeld.

Zahnmedizinische Karriere in Heidelberg

Das Zahnmedizinstudium absolvierte der gebürtige Esslinger an der Universität in Tübingen. An das Staatsexamen im Jahr 1997 schloss sich eine gut zweijährige Tätigkeit in einer Zahnarztpraxis in Neumünster bei Kiel an – „um eine fundierte Entscheidung zwischen einer Hochschulkarriere und der Arbeit als Niedergelassener treffen zu können“, wie er heute sagt. Die Entscheidung fiel – speziell wegen der universitären Möglichkeiten zu Forschung und Lehre – zugunsten der Klinik aus, konkret für die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Heidelberg. Ab dem Jahr 2000 stieg er hier vom Assistenzarzt zum Leitenden Oberarzt im Jahr 2006 auf. In der Neckarstadt leitete Marc Schmitter die Arbeitsgruppen für Funktionsdiagnostik und -therapie sowie für Vollkeramik. Außerdem führte er die Sektion „Werkstoffkunde“. Bei einem zwischengeschalteten, vierteljährigen Aufenthalt an der University of Washington in Seattle/USA im Jahr 2007 rundete er seine Fähigkeiten in Forschungstechniken ab. Im Jahr 2008 wurde der engagierte Mediziner in Heidelberg zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Als nächster großer Karriereschritt folgte der Ruf nach Würzburg.

Sich ergänzende Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte

Die Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte von Prof. Schmitter sind zum einen vollkeramische Werkstoffe für ästhetisch hochwertige Restaurationen und zum anderen craniomandibuläre Dysfunktionen. Unter letzteren versteht man die Fehlregulation der Muskel- oder Gelenkfunktion im Kiefer- und Gesichtsbereich. „Die Kombination dieser beiden Schwerpunkte erlaubt es mir, in der Zahnprothetik Ästhetik und Funktion zu vereinen“, erläutert Prof. Schmitter. Dies komme zum Beispiel bei der Behandlung von Bruxismus, einem seiner Spezialgebiete, zum Tragen. Rund 14 Millionen Deutsche sind von diesem unbewussten Zähneknirschen und -pressen betroffen, Tendenz steigend. Die Schäden reichen von einer übermäßigen Abnutzung bis hin zum Brechen an sich gesunder Zähne. Weitere Symptome können Kiefer- und Gesichtsschmerzen sein. „Neben dem Einsatz von modernsten Therapiemethoden, wie Biofeedback-Verfahren, ist es hier wichtig, die betroffenen Zähne zwar möglichst ästhetisch zu rekonstruieren, aber unbedingt unter Beachtung aller funktionellen Aspekte“, betont Prof. Schmitter.
Dass der Zahnprothetiker mit seinen Schwerpunkten an hochrelevanten Themen arbeitet, belegen auch seine Erfolge beim Einwerben von Fördermitteln: Schon drei seiner bislang eingereichten Projekte wurden durch die Deutsche Forschungsforschungsgemeinschaft bewilligt.

Viele Ideen für interdisziplinäre Kooperationen

Für seine weiteren wissenschaftlichen Arbeiten freut sich Prof. Schmitter über die sich in Würzburg abzeichnenden interdisziplinären Kooperationsmöglichkeiten. So habe es schon vor seinem Arbeitsbeginn am UKW sehr gute Gespräche mit den anderen Ordinarien der Würzburger Zahnklinik gegeben. „Spannende Anknüpfungspunkte – sowohl beim Zahnersatz, wie auch bei Kiefergelenkerkrankungen – sehe ich zum Beispiel bei dem deutschlandweit einmaligen, von Prof. Jürgen Groll geführten hiesigen Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde“, umreißt der neue Klinikdirektor. Wobei er seine Kooperationsideen nicht auf das ZMK beschränken möchte. So könnte beispielsweise mit Blick auf die psychosomatischen Aspekte des Bruxismus auch die Neurologische Klinik des UKW ein wertvoller Partner sein.

Neue Ansätze in der Lehre geplant

Neben Klinik und Forschung liegt Prof. Schmitter auch der dritte Teil des „akademischen Dreiklangs“, die Lehre, sehr am Herzen. Belegt wird dies unter anderem dadurch, dass er schon zweimal mit dem von der Kurt Kaltenbach Stiftung gestifteten Dental Education Award für herausragende Arbeiten in der universitären zahnmedizinischen Lehre ausgezeichnet wurde. Auch in Würzburg will Prof. Schmitter innovative Ansätze in der Lehre verfolgen. So sollen nach seinem Wunsch demnächst in der vorklinischen Ausbildung spezielle Scanner zum Einsatz kommen, mit denen von Studierenden an Modellen erstellte Zahnpräparationen automatisiert digital bewertet werden können. „Diese Geräte können die Anleitung und Führung durch eine erfahrene Ärztin oder einen erfahrenen Arzt um eine zusätzliche, schnelle und vor allem auch objektive Bewertung ergänzen“, erläutert Prof. Schmitter. Außerdem plane er, die Lernform des Problemorientierten Lernens (POL) in kleineren Gruppen zu implementieren.
Der Klinikleiter nutzt seinen Neubeginn in Würzburg auch, um die regionale Bevölkerung aufzurufen, die Behandlungsangebote des ZMK noch stärker als bislang zu nutzen: „Unsere Patienten müssen keine besonders schweren oder exotischen Fälle sein und sie müssen auch nicht extra von einem Niedergelassenen an uns überwiesen werden! Alle, die zahnärztlichen Therapiebedarf haben, können sich hier vorstellen und werden nach neuesten Erkenntnissen behandelt.“

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