(dmd). Tief in seinem Innern trägt der Lancia Voyager amerikanische Gene. Doch seit der Fiat-Konzern bei Chrysler das Kommando übernahm, dreht der Van unter dem Namen des europäischen Konzerns seine Runden. Wir machten uns mit der mittleren Ausstattung und seinem 120 kW/163PS Dieselmotor auf die Probefahrt – inklusive eines Supermarkt-Besuches.
Zwar firmiert der Lancia Voyager unter dem Namen „Mini“-Van. Doch mit seiner Länge von 5,22 Metern und den zwei Metern Breite ist er alles andere als klein. Dies merkt man beispielsweise auch beim Parken auf einem Supermarktgelände. Die Parkbucht ist längst ausgefüllt, vom Auto sind aber noch etliche Zentimeter übrig. Die Breite von zwei Metern ist hingegen kein Problem. Das liegt an den serienmäßigen zwei seitlichen Schiebetüren. Die ermöglichen einen bequemen Ein- und Ausstieg, auch wenn es mal eng wird.
Einmal innen angekommen, fühlt sich ebenfalls im seinem Element. Fahrer und Beifahrer nehmen auf großzügig geschnittenen Sitzen Platz. Hier standen nicht die Maße von Haute Couture-Modells Pate, sondern eher die von Menschen, die (zu) gerne und (zu) viel bei amerikanischen Fast-Food-Ketten speisen. In der zweiten Reihe gibt es zwei Einzelsitze, die dritte Reihe besteht aus einer Dreier-Sitzbank. Hier können sich sogar Erwachsene niederlassen. Anders als in Sharan und Co. steht auch in der siebensitzigen Konfiguration reichlich Stauraum zur Verfügung. Fast 1.000 Liter fasst das Gepäckteil dann noch.
Durchnummerierter Workflow
Der Clou verbirgt sich aber hinter dem Begriff „Stow´n Go“. So nennt Lancia/Chrysler das Sitzsystem. Die Plätze der zweiten und dritten Reihe lassen sich mit wenigen Handgriffen flach im Fahrzeugboden verstauen und genauso unkompliziert wieder hochziehen. Zum einfacheren Verständnis ist die Griffreihenfolge durchnummeriert, so dass die Bedienung einfach gelingt. Die früher erhältlichen drehbaren Sitze der zweiten Reihe sind allerdings nicht mehr im Angebot. Wer den Voyager in einen Zweisitzer verwandelt, kann sich über ein geradezu riesiges Ladeabteil freuen. Fast ist man versucht, die Echoprobe zu machen.
Knapp 4.000 Liter Volumen können gefüllt werden. Da übersieht man schon mal, dass der Teppichboden nicht immer einwandfrei verlegt ist und dass manche Kunststoffverkleidungen nicht wirklich gut aussehen. Ganz schnell verdrängt man diese Verarbeitungsschlampereien auch, wenn man die Preis- und Ausstattungsliste genauer studiert. So mancher Multivan-Kunde könnte dann blass vor Neid werden. Die von uns gefahrene Gold-Ausstattung bietet ab 40.990 Euro u.a. eine Dreizonen-Klimaautomatik, zwei elektrisch zu betätigende Schiebetüren, Ledersitze, Sitzheizung für die erste und zweite Sitzreihe, „Stow´n Go“, ein beheizbares Lederlenkrad, 17-Zoll-Felgen, Parksensoren sowie – besonders für kurzbeinige Fahrer praktisch – elektrisch verstellbare Pedale.
Ausbaufähiger Audiogenuss
Nur das Audiosystem unseres Testfahrzeugs konnte nicht überzeugen. Selbst dem technisch affinen Sohn gelang es nicht, hinter die Geheimnisse von Senderprogrammierung und vor allem deren Speicherung sowie die Einbindung von Mobiltelefonen zu kommen. Hier wäre sicherlich die Lektüre der umfangreichen Bedienungsanleitung angesagt.
Aber natürlich standen wir nicht nur die ganze Zeit herum. Immerhin werkelt unter der Motorhaube ein 2,8-Liter-Diesel mit 120 kW/163 PS. Für diese Antriebsvariante entscheiden sich in Deutschland über 90 Prozent der Käufer. Der zum gleichen Preis wie der Selbstzünder angebotene Sechszylinder mit 211 kW/287 PS führt hier zu Lande ein Exotendasein. Der Diesel geht kraftvoll zur Sache, hat aber mit dem Fahrzeuggewicht von 2,2 Tonnen trotzdem kein leichtes Spiel. Nervöses Gasfuß-Treten mag er nicht, er bevorzugt, genauso wie die Sechsstufen-Automatik, gleichmäßige Beschleunigungsvorgänge und moderate Geschwindigkeiten.
Auf der Autobahn fühlt er bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit am wohlsten. Reisen statt Rasen ist hier die artgerechte Fortbewegung. So gefahren, zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern an. Den Normwert gibt Lancia mit 7,9 Litern (CO2-Ausstoß: 207 g/km) an. Eine Start-Stopp-Automatik würde bei Stadtfahrten zum Treibstoffsparen beitragen, ist aber noch nicht erhältlich.
FAZIT:
Gleichgültig unter welchen Namen der Voyager nun angeboten wird: Kostenorientierte Menschen mit wirklich großem Platz- und Transportbedarf sowie einem Faible für den „American Way of Life“ sind mit ihm gut bedient.