(dmd). Mit der ersten Generation des Ford Kuga fuhren die Kölner nicht sehr nah an den Spitzenreiter der Branche, den VW Tiguan ran. Jetzt probieren sie es zum zweiten Mal. Und schickten mit der neuen Generation tatsächlich einen SUV auf den Markt, der einiges bietet und beim Beladen des Kofferraums überrascht. Wir begaben uns mit dem neuen Kuga auf Probefahrt.
Rund 1.000 Euro billiger als bisher, startet der Kuga künftig bei exakt 24.000 Euro und liegt damit knapp unter dem Bestseller aus Wolfsburg. Darüber hinaus setzt Ford beim Generationswechsel vor allem auf sportliche Qualitäten. Knackig und leichtfüßig schneidet der Kuga durch die Kurven und macht so die Landstraße zur Lustmeile. Das liegt vor allem am neuen Allradantrieb, den Nentwig nicht allein auf maximale Traktion ausgelegt hat. Weil ohnehin kaum ein Kunde mit seinem Kuga je über Stock und Stein kraxeln wird, hat sich Ford solche Nebensächlichkeiten wie Sperrdifferentiale und Geländeuntersetzungen gespart. Statt dessen gibt es eine variable Kraftverteilung und ein sogenanntes Torque-Vectoring-System, mit dem das Drehmoment nicht nur zwischen den Achsen, sondern auch zwischen den einzelnen Rädern so dosiert werden kann, dass sich der Kuga noch handlicher anfühlt. Und wer das nicht glaubt, dem empfiehlt der Ingenieur einen Blick auf das neue Display im Bordcomputer, das die Kraftverteilung illustriert und mit der Anzeige kaum hinterherkommt – so schnell ist das System.
Bis man dieses Display allerdings gefunden hat, braucht es seine Zeit. Denn während die Designer den Kuga außen durch ein paar geschickte Retuschen wirklich schmuck gemacht haben, sind sie innen übers Ziel hinausgeschossen. Im Bemühen, das SUV so sportlich und modern wie möglich erscheinen zu lassen, haben sie das Cockpit und die Mittelkonsole nicht nur unnötig eng um den Fahrer herum geschlungen. Sie haben Lenkrad, Konsolen und Bedienhebel auch derart mit Schaltern, Tastern und Funktionen überfrachtet, dass man schnell die Orientierung verliert.
Zwar hätte man das eine oder andere vielleicht mit einem zentralen Dreh-Drücksteller entschärfen können, wie man ihn von Audi oder BMW kennt. Und wenn der Bildschirm für das Navi nicht viel zu klein und zu weit entfernt wäre, würde womöglich auch ein Touchscreen im Stil von VW oder Toyota helfen. Doch unter den gegebenen Umständen waren den Designern offenbar alle Hände gebunden. Denn irgendwie mussten sie ja die vielen Assistenz- und Komfortsysteme unterbringen, die den Kuga vom Sport zum Smart Utility Vehicle machen.
Viele dieser Systeme findet man auch beim einen oder anderen Konkurrenten. Doch so geballt gibt es sie bei kaum einem anderen Modell. Und eines hat Ford in dieser Klasse ganz exklusiv. Denn der Kuga ist das einzige SUV, bei dem man die Heckklappe mit einem Fußtritt öffnet und schließt: Wer voll bepackt hinter dem Wagen steht, muss lediglich sein Bein unter dem Stoßfänger schwenken, schon schwingt die große Klappe wie von Zauberhand elektrisch auf und beim nächsten Schwenk auch wieder zu.
Dahinter öffnet sich ein Laderaum, der durch die um acht Zentimeter gestreckte Karosse spürbar gewachsen ist. Weil man jetzt zudem die Neigung der Rücklehne variieren kann, fasst der Kuga schon bei voller Bestuhlung zwischen 438 und 481 Liter, von denen ein Teil durch den variablen Ladeboden abgetrennt ist. Legt man die Rücksitze um, gibt es eine ebene Fläche, auf der man bis zu 1.653 Liter Ladung stapeln kann.
In Fahrt bringen den Kuga ein bekannter, lediglich optimierter Diesel sowie ein neuer EcoBoost-Benziner. Beide Motoren werden in zwei Leistungsstufen angeboten, wobei es die jeweils schwächere Version auch als Fronttriebler gibt. Geschaltet wird von Hand mit sechs Gängen, mit einer optionalen Automatik beim Benziner oder beim Diesel auf Wunsch auch mit einer Doppelkupplung. Start-Stopp allerdings gibt es nur für den schwächeren Benziner mit Frontantrieb, der dann lediglich 6,6 Liter verbraucht und deshalb 26 Prozent sparsamer ist als der Vorgänger. Bei den Dieseln beginnt die Tabelle mit 5,3 Litern, was einem Verbrauchsvorteil von zehn Prozent entspricht. Der EcoBoost-Motor holt aus seinen 1,6 Litern Hubraum wahlweise 110 kW/150 PS oder 134 kW/182 PS und erreicht in beiden Varianten ein maximales Drehmoment von 240 Nm. Damit schafft er den Standardsprint in 9,7 Sekunden und kommt auf bis zu 200 km/h. Für den zwei Liter großen Diesel weist Ford 103 kW/140 oder 120 kW/163 PS und 320 bzw. 340 Nm aus. Damit gelingt der Spurt auf Tempo 100 bestenfalls in 9,9 Sekunden und Schluss ist spätestens bei 198 km/h.
Die Chancen stehen gut, dass der Kuga in Europa ordentlich punktet. Aber selbst wenn die Kölner auf dem alten Kontinent das Niveau der letzten Jahre auch nur halten sollten, sind dramatisch steigende Absatzzahlen garantiert: Weil der Kuga diesmal nicht nur in Valencia, sondern auch in Kentucky für Nordamerika und in Chongqing für China und weite Teile Asiens gebaut wird, wird er für die rund 300.000 Exemplare der ersten Generation nicht mehr fünf Jahre, sondern wahrscheinlich gerade mal fünf Monate brauchen.
Kurzcharakteristik
– Alternative zu: VW Tiguan, Mazda CX-5 und auch zum Ford Focus Turnier.
– Passt zu: Familien vom Lande und Großstädtern, die entspannter durch die City fahren wollen
– Sieht gut aus: im Vergleich zum Vorgänger
Wann kommt er? 9. März 2013