(dmd). Sebastian Vettel wird sich im März 2013 auf jeden Fall freuen. An ihn geht das erste Exemplar des für ihn entwickelten und nach ihm benannten Dienstwagens Infiniti FX Vettel. Darüberhinaus können sich 200 weitere Fahrer, davon 50 in Westeuropa, über die limitierte Edition freuen. Allerdings müssen diese auch bereit sein, sehr viel tiefer in den Geldbeutel zu greifen als die Normalversion-Käufer des Achtzylinders. Für sie kostet er 75.600 Euro. Für die Vettel-Version-Liebhaber dagegen 125.000 Euro. Ist dieser Aufpreis auch berechtigt? Wir haben uns mit dem Formel-1-Weltmeister-Dienstwagen auf Probefahrt begeben.
Auf den ersten Blick scheint der Aufpreis von fast 50.000 Euro für ein wenig Exklusivität und die gebotene Mehrleistung stark übertrieben. Der Achtzylinder des FX leistet 308 kW/420 PS und damit 30 Pferdestärken mehr als in der zivilen Version des SUV. Auch die Drehmomentsteigerung von 500 auf 520 Newtonmeter mutet nicht gerade wie ein großer Schritt an.
Der Teufel, in diesem Fall der Aufwand, steckt jedoch auch diesmal im Detail. „Auch für eine kleine Auflage müssen zum Beispiel neue Werkzeuge entwickelt werden und die Homologation ist genauso aufwendig wie bei einem Massenauto“, erläutert Peter Strasburger von der Brabus-Tochter CRD, die in Bottrop aus einem normalen FX 50 in 320 Arbeitsstunden einen FX Edition Vettel macht. Ins Geld gehen auch die vielen Karbon-Teile. Alleine 13 sind außen an der Karosserie, zum Beispiel die Frontstoßstange oder die Gehäuse der Außenspiegel im Rennradhelm-Design, mit denen Infiniti Formel-1-Technologie in die Serie bringt. Dagegen muten die Veränderungen im Antriebsbereich vergleichsweise simpel an. Die Ingenieure entdeckten in der Abgasanlage des FX 50 so viel Potenzial, dass sie die Mehrleistung ohne Motoreingriff realisieren konnten.
Weltmeister-Design
Ein hoch gepimptes, aber um zwei Zentimeter abgesenktes großes SUV mit neuen Anbauteilen einer Brabus-Tochter? Das riecht nach Tuning alter Schule und könnte dem Fahrzeug einen gewissen Proll-Faktor verschaffen. Doch haben die Designer im Gegenteil hervorragende Arbeit geleistet. Vettels Traum sieht zwar deutlich anders und wesentlich dynamischer aus als das Serienmodell der Edelmarke aus dem Nissan-Konzern, aber die Veränderungen sind stimmig und geben dem Fahrzeug einen eigenen Stil. Kaum zu glauben: Genau dieser FX ist der optisch gelungenste.
Das wird akustisch untermalt von einem passenden Motorsound. Zu verdanken ist dies allein der neuen Abgasanlage mit pneumatisch gesteuerten Auspuffklappen, die den Achtzylinder so heiser brüllen lassen, wie man es von einem Saug-Benziner dieses Kalibers erwarten darf. Spaß macht es vor allem, das Siebengang-Automatikgetriebe im manuellen Modus zu bedienen, denn hier gibt der Motor beim Herunterschalten selbsttätig Zwischengas. Ansonsten verfügt der FX in der Vettel-Edition noch genügend Komfort, um auch im Alltag nicht aufdringlich zu werden – trotz oder gerade auch wegen der speziell entwickelten, besonders leichten Felgen, auf die 21-Zoll-Reifen aufgezogen sind.
Sportlich á la Porsche
Wenn es mal etwas zügiger um Kurven gehen soll, macht sich nicht nur die tiefer gelegte Karosserie positiv bemerkbar. Auch die verstellbaren Stoßdämpfer und die aktive Hinterachslenkung tragen dann zu einem tatsächlich sportlichen Fahrgefühl bei, wie man es sonst vielleicht nur von einem Porsche Cayenne GTS gewohnt ist.
Ob es genügend potente Käufer für diesen tatsächlich außergewöhnlichen Infiniti geben wird, daran haben die Japaner aber wohl selbst leichte Zweifel. So ist von einer Gesamtauflage von 150 Stück die Rede, die man bei Bedarf und einer jetzt offensichtlich noch fehlenden Nachfrage aber auch auf 200 Stück erhöhen würde. Von den 50 für Europa vorgesehenen Exemplaren sollen immerhin schon 20 vorbestellt sein, allein weitere 50 sind für den russischen Markt vorgesehen, wo ein neureiches Klientel sich gerne mit extra-starken SUV umgibt.
Ästhetisch, dynamisch, Formel-1
Der Aufmerksamkeitsfaktor spielt bei solchen Fahrzeugen ebenfalls eine große Rolle. Wer beim Kauf des Vettel-FX darauf setzt, wird vermutlich nicht enttäuscht werden. Während unserer Testfahrt gab es kaum einen Passanten, dessen Blick nicht zumindest flüchtig auf die ausschließlich in weiß angebotene Karosserie mit den dazu in schönem Kontrast stehenden Karbon-Teilen fiel. Und wir hätten gerne manchem zugerufen: Schaut her, das ist der neue Dienstwagen des aktuellen und des hoffentlich kommenden Weltmeisters.