Probefahrt: Schaf im Wolfspelz

(dmd). Früher war der Kia Sorento der absolute Primus unter seinen „Brüdern“ aus dem eigenen Haus und im Geländewagenbereich. In seiner Neuauflage aus dem Jahr 2009 triumphiert er nicht mehr so sehr. Zwar wurde er von außen designtechnisch deutlich neu gestaltet und mit dynamisch-aggressiven Linien versehen. Innerlich überzeugte er uns bei unserer Probefahrt allerdings nicht rundum.

Dabei war die modische Operation war im Grunde erfolgreich. Mit 4,69 Metern Länge ist der Sorento noch einigermaßen handlich durch die Stadt zu bewegen, trotzdem haben bis zu 1.582 Liter Gepäck oder wahlweise sieben Insassen Platz. Die dritte Sitzreihe ist dabei optional für 900 Euro zu haben, sollte aber nur Kindern angeboten werden. Ansonsten herrscht auf allen rückenfreundlich hoch gelegenen Plätzen aber Ellenbogen- und Kopffreiheit bis zum Abwinken.

Großzügige Raumverteilung
Auch das Angebot für die Knie geht in Ordnung. Dazu gesellen sich Tugenden wie einfache Bedienung, gute Verarbeitung im Innenraum und eine ordentliche Materialauswahl. An das Niveau der neueren Kia-Modelle, etwa des kleineren Sportage, kommt das Ambiente im Flaggschiff dabei allerdings bei weitem nicht heran.

Auch während der Fahrt kann der Sorento keine besonderen Akzente setzen. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt und erfreut vor allem Autobahnfahrer. In Kurven darf die Karosserie aber etwas zu großzügig in die Knie gehen, und auch die künstlich wirkende Lenkung dämpft den Fahrspaß. Der Motor hingegen tut energisch und unaufgeregt sein Werk. Zwar haben selbst die 145 kW/197 PS des 2,2-Liter-Vierzylinderdiesels mit dem fast zwei Tonnen schweren Kia nicht eben leichtes Spiel, doch ist die Reisegeschwindigkeit erst einmal erreicht, überzeugen ein niedriges Geräuschniveau und eine passable Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h.

Zufriedenstellende Serienausstattung
Der Normverbrauch von 6,6 Litern ist dabei allerdings kaum zu halten; in der Praxis fallen knapp 1,5 Liter mehr an – zumindest in der Allradversion. Die 4WD-Technik ist wie heutzutage selbst in der SUV-Mittelklasse üblich, nicht mehr automatisch an Bord. Für den drehmomentstarken Diesel empfiehlt sich der Kauf jedoch.

Die Anschaffungskosten belaufen sich dann auf 36.720 Euro, was den Sorento 2.2 CRDi 4WD zum aktuell teuersten Kia macht. Ausgeglichen wird das durch eine gute Serienausstattung mit Zweizonen-Klimaautomatik, Parksensoren für das Heck, 17-Zoll-Rädern und Tempomat. Gegen Aufpreis gibt es unter anderem zusätzlich Xenon-Licht, Teilledersitze und eine Sechsgangautomatik.

FAZIT:
Unterm Strich schlägt sich der Sorento ordentlich. Doch das tut auch die Konkurrenz in Form von Mitsubishi Outlander, Hyundai Santa Fe und Peugeot 4007. Entscheidend abheben kann sich Kia da – bis auf die siebenjährige Garantie – nicht. Was beim Sorento zusätzlich für ein wenig Ernüchterung sorgt, ist der Vergleich mit seinen Modellbrüdern im eigenen Haus. Die sind mittlerweile einfach so gut, dass der einstige Kia-Primus heute alt aussieht. Und dass, obwohl er hinsichtlich Größe und Preis das Top-Modell der Marke ist. Vor allem das deutlich moderner wirkende Kompakt-SUV Sportage ist dem Sorento in fast jeder Hinsicht voraus – und im Alltag wohl für die meisten Anforderungen bereits ausreichend groß. Das Bessere ist eben des Guten Feind.

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