Probefahrt Mitsubishi Outlander – Mehr Sein als Schein

(dmd). In dezenter Eleganz fährt die dritte Generation des Mitsubishi Outlander vor – ganz nach dem Motto: Nur nicht auffallen. Ab Oktober kommt er in Deutschland auf den Markt. Wir haben uns mit dem Crossover zwischen Kombi und Geländegänger auf Probefahrt begeben.

Es fällt schon auf den ersten Blick auf: Der jüngste Sproß verfügt nicht über die kriegerische Optik mit gewaltigem Jetfighter-Kühlergrill wie sein Vorgänger und der vorläufig noch kleinere ASX. Stattdessen schmückt sich der 4,66 Meter lange und nur 1,68 Meter hohe SUV mit einem glattgebügelten Kleid in dezenter Eleganz und frischen inneren Werten für Familie und Freizeit sowie die Rolle des Businessliners. Zeichen setzen will der Outlander nicht mehr durch provozierende Formen, sondern nur noch durch praktische Talente, technische Neuerungen und vergleichsweise günstige Preise.

Zur Markteinführung des fünf- und optional auch siebensitzigen Mitsubishi stehen zwei Vierzylinder mit 110 kW/150 PS Leistung bereit – als Benziner in magerer Basisausstattung (ab 24.490 Euro) und als hochwertig ausstaffierter Diesel (ab 30.690 Euro). Zwar zählen beide Aggregate mit Zykluswerten ab 6,5 bzw. ab 4,8 Liter auf 100 Kilometer als Fronttriebler bereits zu den sparsamen Vertretern ihrer Zunft, ein wahrer Brandstifter als Brennstoffknauser folgt jedoch erst im kommenden Jahr. 1,7 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer lautet die Verbrauchsvorgabe von Mitsubishi für den Outlander Plug-In-Hybrid. Dieser kombiniert den 2,0-Liter-Benzinmotor mit zwei bereits aus dem kleinen i-MiEV bekannten Elektromotoren und soll sich damit als erster aufladbarer Hybrid-SUV auch abseits befestigter Straßen wohlfühlen.

Bis zur Markteinführung des voraussichtlich über 40.000 Euro teuren technischen Innovationsträgers bietet die „Inform“ genannte Basisversion des Outlander Sparpotential sowohl gegenüber der jetzt abgelösten Generation des SUV als auch gegenüber vielen Wettbewerbern. So bleibt der Preis unverändert trotz umfangreicherer Serienausstattung mit sieben Airbags, Tempomat und deutlich hochwertigeren Materialien im Interieur. Die Sitze sind merklich komfortabler als bislang, vor allem in der zweiten Reihe, die sich um bis zu 25 Zentimeter vor oder zurück schieben lässt. Außerdem kann die aufpreispflichtige dritte Sitzreihe eher als bisher genutzt werden, auf kurzen Etappen genügt sie jetzt sogar Erwachsenen, sofern der beschwerliche Einstieg nicht abschreckt. Sehr angenehm ist die deutliche Absenkung des Innengeräuschniveaus bei Autobahnfahrten, hier kann sich der Mitsubishi nun mit den Besten messen. Sofern der Fahrer frühzeitig hoch schaltet, was beim sehr drehfreudigen Benziner einige Selbstdisziplin erfordert.

Allerdings fehlt es dem Ottomotor doch etwas an Drehmomentstärke bei niedrigen Drehzahlen und auch das Maximum von 195 Nm bei 4.100/min genügt nur geringen Ansprüchen. Schade zudem, dass kein drehzahl- und verbrauchsenkender sechster Gang für den Benziner zur Verfügung steht. Als Alternative gibt es eine hierzulande weniger beliebte CVT-Automatik, die mit Allradantrieb gekoppelt ist und dennoch laut Norm 0,2 Liter sparsamer pro 100 Kilometer sein soll als der Handschalter. Dafür lässt es der stufenlose Automat deutlich beschaulicher angehen, der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt erst nach 12,6 Sekunden, während sich der Handschalter immerhin mit 10,6 Sekunden begnügt. Zur weiteren Verbrauchszügelung kann per Tastendruck ein „Eco-Modus“ aktiviert werden. Bis zu sechs grüne Blättersymbole auf dem Zentralinstrument spiegeln die Sparbemühungen des Fahrers, für die der Outlander jedoch mit gedrosseltem Motortemperament und reduzierter Leistung der Klimaanlage bewegt werden muss. Der optionale Allradantrieb wird in diesem Betriebszustand zudem nur bei fehlender Traktion aktiviert. Ganz anders bei eingeschaltetem „Lock-Modus“ für 4×4-Fahrten in schwierigem Terrain, dann wird via Sperrdifferenzial extra viel Kraft an die zugeschaltete Hinterachse geschickt.

Wirklich temperamentvoll ist der Benziner in keinem Fall. Wer druckvollen Vortrieb bevorzugt, wird auf den Diesel mit fast doppelter Drehmomentstärke von 380 Nm nicht verzichten wollen, zumal ein manuelles Sechsganggetriebe mitgeliefert wird. Auch die Sechsgang-Wandler-Automatik verfügt über eine wesentlich angenehmere Schalt- und Fahrcharakteristik als das CVT-Getriebe. Unabhängig von der Antriebskonfiguration lässt sich konstatieren, dass der Outlander zu den kombiähnlich komfortabel abgestimmten SUV zählt. Keine unangenehme Seitenneigung bei Kurvenfahrten, kein Knochenschüttler im Fond, dafür spurtreuer Geradeauslauf auch bei Seitenwind, fröhliches und sicheres Wedeln durch Wechselkurven, übersichtliche und überaus handliche Fortbewegung im engen Großstadtgewirr sowie garagenkompatible Abmessungen. Hinzu kommen moderne Assistenzsysteme wie automatischer Abstandhalter, Notbremsassistent und Spurhaltewarner. Herz, was willst Du mehr von einem modernen SUV im Outfit eines Vans?

Vielleicht einen feinen Hauch Extravaganz, der einstmals die Mitsubishi-Diamanten heller strahlen ließ als andere Markenzeichen. Auch diesen Wunsch wird der Outlander zumindest antriebstechnisch erfüllen, wenn er 2013 als Plug-In-Hybrid vorfährt. Mehr Sein als Schein lautet die neue Devise.

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