Probefahrt – Mini-SUV mit Muskelkleid

(dmd). Man nehme Nissan, man nehme deren Motorsportabteilung Nismo plus das bewährte Modell Juke und die Vorgabe von 200 PS. Das Ergebnis: Ein strammes Kleinwagen-SUV, das ausgefallen aussieht, sportlich unterwegs und zu einem Preis von 26.400 Euro erhältlich ist. Wir begaben uns mit dem Mini-Goliath auf Probefahrt.

Wer bei dem Ableger des Jukes jedoch einen PS-Boliden erwartet, sollte sich nicht getäuscht fühlen: Nach moderater Überarbeitung des 1,6 Liter großen Turbo-Direkteinspritzers steigt die Leistung auf 147 kW/200 PS, und die beinahe über das gesamte Drehzahlband abrufbare Zugkraft legt um 10 auf nunmehr 250 Nm zu. Einen Haudegen wollten die Verantwortlichen offenbar nicht machen aus ihrem unkonventionellen Familienmitglied.

Chefentwickler Noburo Kaneko erläutert, was der Fahrer später spüren soll: Straffere Dämpfer und ein um 20 mm tiefergelegtes Fahrwerk bescheren im Zusammenhang mit der direkter ausgelegten Lenkung viel Fahrspaß auf kurvigem Terrain, aber machen keinen Knochenrüttler aus dem kleinen Nissan. Tatsächlich wahrt er ein Mindestmaß an Komfort und mutet nahezu milde an auf der schnellen Piste.

Typisch langwellige Verwerfungen auf der Autobahn schluckt die Federung gekonnt weg; in Kurven aber ist der Nismo ein Biest und umrundet sie agil und leicht untersteuernd, wie es für Fronttriebler typisch ist. Wer es zu wild treibt, erlebt ein sanft eingreifendes Stabilitätsprogramm. Man muss sich jedoch ins Zeug legen, um den obligatorischen 18-Zöllern der 225/45er-Liga Geräusche zu entlocken. Und die erfüllen nicht nur ihren Zweck in puncto Fahrdynamik, sondern sehen auch schick aus samt anthrazitfarben getönten Felgen.

Optik spielt freilich auch eine entscheidende Rolle beim Nismo. Zwar trägt er nicht allzu dick auf, aber zu verwechseln ist der Spitzenliner kaum. Extra breite Schweller, aerodynamisch ausgefeilte Schürzen mit roter Leiste und die ebenfalls in rot lackierten Spiegel sind unübersehbare Merkmale. Ein dickes Endrohr verrät den Nismo außerdem; letzteres ist darüber hinaus auch für den markanten Sound des Vierzylinders verantwortlich. Dezent, aber doch bestimmt, weist die Akustik auf eine sportive Lebensart hin.

Während der Benziner im unteren Drehzahlbereich noch unauffällig agiert, wird er oben herum kehlig – just in dem Moment, da die 200 Pferde strammer werden im Galopp. Jetzt füllt sich auch der graphisch dargestellte Kreis im Display tief unten in der Mittelkonsole – die Rede ist vom etwas zu weit entfernten Ladedruck-Anzeiger. Man braucht keine Drehzahlen zu scheuen, der Turbo hängt süffig am Gas und marschiert willig Richtung 6.000 Touren, während die sechs manuellen Gänge präzise einrasten. Dann wirkt die vom Werk angegebene Beschleunigung (7,8 Sekunden auf 100 km/h) auch glaubwürdig. Mächtige Sportsitze mit breiten Wangen halten sämtlichen dynamischen Anflügen sowohl des Fahrzeugs als auch seiner Piloten jederzeit stand.

Und obwohl der Nismo über einen ausgeprägten sportlichen Touch verfügt, büßt er keine einzige seiner praktischen Fähigkeiten ein: Auch die potenteste Ausgabe bietet den praktischen Kofferraum mit den verschiedenen Staufächern in der Abdeckung. Ein angemessenes Platzangebot lässt durchschnittliche Mitteleuropäer auch bei voller Besetzung kaum leiden, die Beinfreiheit im Fond ist naturgemäß nicht üppig, aber hinreichend bemessen. Gut zur Hand liegende Bedienelemente geben keine Rätsel auf in ihrer Funktion, so dass die Anleitung im Fach bleiben kann. Ach ja, und es gibt – für den Kunden erfreulich und einfach bei der Entscheidung – keine Sonderausstattungen. Bereits ab Werk sind sämtliche Features an Bord, die das Autofahrerleben angenehm machen vom Navigationssystem über Klimaanlage und Radio bis hin zum schlüssellosen Schließsystem.

Gegen 3.000 Euro Mehrpreis kommt der Juke Nismo analog zum starken Tekna als 4×4 – ausschließlich mit stufenloser CVT-Lösung. Wem die 200 PS übrigens noch immer nicht reichen, bekommt im Laufe dieses Jahres noch ein kleines Leistungsplus von etwa 20 Prozent. Den Basis-Nismo gibt es ab Mitte Februar. Und er wird vorerst eine wahre Rarität bleiben: Nissan selbst hat sich für 2013 lediglich 210 Exemplare vorgenommen.

Nissan Juke Nismo – Kurzcharakteristik:
– Alternative zu: Mini John Cooper Works Countryman
– Sieht gut aus: auf der Landstraße in Richtung City
– Wann kommt er: Februar 2013
– Passt zu: Lifestyle-Kundschaft mit sportlichem Einschlag
– Was noch kommt: Stärkere Version des Nissan Juke Nismo mit etwa 220 PS und weitere Nismo-Modelle. Nach dem Juke folgt der 370 Z Nismo

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