Probefahrt: Fideler Bursche

(dmd). Er ist der erste seiner Art auf den europäischen Straßen: Der Toyota Yaris Hybrid darf sich von nun an Vorreiter der Vollhybrid-Kleinwagen nennen. Der Fünftürer erfreut das Herz der Fahrer beim Tankstellenstopp und bewältigt kurze Strecke nur durch Strom. Preislich lockt er gegenüber der Dieselversion mit einem Vorteil von über 1.300 Euro. Wir begaben uns mit dem Floh auf Probefahrt.

Der Preis des Toyota Yaris Hybrid beginnt bei 16.900 Euro. Angetrieben wird er von einem Benziner und einer E-Maschine, die mit einem Planetengetriebe miteinander verbunden sind – ohne einen hydraulischen Drehmomentwandler. Bekanntermaßen entspricht das Fahrgefühl exakt dem der klassischen CVT-Getriebe. Das ist aber auch schon der einzige Nachteil bei den Toyota-Hybriden – unter maximaler Last schnellt die Drehzahl nach oben, während das Tempo zulegt. Allerdings merkt man im Alltag und mithin nicht ganz so wilden Fahrbedingungen keinen Gummibandeffekt und freut sich an der Tankstelle. Immerhin steht der Yaris mit 3,5 Litern Durchschnittverbrauch in den Papieren.

Während einer kleinen Überland-Runde mit dem einen oder anderen Volllast-Überholvorgang flossen um die fünf Liter je 100 km durch die Einspritzleitungen des nach dem Atkinson-Prinzip arbeitenden 1,5-Liters – das geht in Ordnung. Ein Verkehrshindernis ist der auf ökologisch getrimmte Yaris nicht. Auch wenn der E-Motor – bekannt für kräftiges Drehmoment schon ab der ersten Umdrehung – seinen Trumpf gefühlt nicht wirklich ausspielen kann, ist der Fünftürer ein fideler Bursche und unterbietet sein bis auf ein PS gleich starkes konventionelles Pendant, den 1,33, beim Standardsprint von 0 auf 100 km/h um fast eine Sekunde.

Insgesamt setzt sich der Hybrid dann doch etwas müheloser in Bewegung als der reine Benziner und läuft bei gleicher Performance häufiger in Teillast; dann bleibt der Vierzylinder nicht nur in puncto Durst bescheiden, sondern hält sich auch akustisch fein im Hintergrund, was den Ohren der Passagiere entgegenkommt. Der Hersteller weist darauf hin, dass der Hybridstrang gemischte Fahrten mit bis zu 70 Prozent verbrennerfreien Passagen darstellen kann.

Der menschlichen Fracht geht es gut im kleinen Toyota – Platznot kommt nicht wirklich auf; selbst in der zweiten Reihe gibt es hinreichend Kniefreiheit, sofern die vorn sitzenden Personen das europäische Durchschnittsformat nicht allzu sehr überschreiten. Mit dem Lounge-Paket (950 Euro Aufpreis) zieht ein Hauch von Luxus in den Yaris ein – vor allem die Fahrersitzlehne hat einen entspannenden Effekt. Dass die Sitze in einem Vertreter dieses Segments keinen Clubsessel-Charakter haben, muss klar sein.

Dennoch steckt der 100 PS-Flitzer längere Fahrten problemlos weg und lässt seine Gäste keineswegs zerknautscht aussteigen. Allerdings steigern schicke 17-Zöller nicht eben den Federungskomfort, aber darauf scheint die Kundschaft anno 2012 weniger Wert zu legen als auf eine vorzeigbare Optik. Also bitte nicht beschweren, wenn harte Querfugen zwar gedämpft, aber doch vernehmlich in die Fahrgastzelle schwappen. Aber insgesamt ist der Yaris kein Schlagloch-Rüpel.

Allerdings auch kein besonders sportiver Zeitgenosse, wenngleich er die Modellpalette leistungsmäßig anführt: Die elektrische Lenkung erinnert an die Anfangszeit dieser Art von Steuerhilfe. Kein Problem, so lange man den kleinsten Hybriden nicht als Kurvenräuber missbrauchen möchte. In der Stadt ist die Lenkung toll – leichtgängig lässt sich das elektrifizierte Vehikel in die Parklücke befördern, die Rückfahrkamera (Ausstattungslinie Life) hilft dabei nach Kräften.

Überhaupt macht der 1,2-Tonner wunschgemäß auf vornehm. Dabei hilft das Toyota Touch & Go-Bildschirmnavi inklusive Google Local Search zum internetbasierten Auffinden von Sonderzielen (550 Euro). Für 700 Euro Aufpreis gibt es Regensensor, schlüsselloses Schließsystem und Tempomat im Paket, und ein großes Panomara-Glasdach ist gegen 600 Euro extra zu haben. Die volle Sicherheitsausrüstung inklusive Knieairbag ist stets an Bord.

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