Probefahrt: Festliche Frischzellenkur

(dmd). Er ist einer der Großen unter den Kleinen: Innerhalb von Europa steht der Ford Fiesta schon auf Platz eins der verkauften Kleinwagen. Nach einer Überarbeitung nimmt er jetzt Anlauf auf den begehrten Siegerplatz innerhalb Deutschlands, der noch stets von der Konkurrenz aus Wolfsburg gehalten wird. Seit Januar dieses Jahres ist er auf dem Asphalt unterwegs. Wir begaben uns mit dem ehrgeizigen Flitzer auf Probefahrt.

Der zur Einführung ab 8.990 Euro erhältliche Fiesta verfügt über das Motorenangebot eines Großen. Zehn Triebwerke stehen zur Wahl, gleich sieben stoßen weniger als 100 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Trotz der Alternativen fällt die Entscheidung in Deutschland meist unisono für den Dreizylinder-Benziner, der auch schon im Focus zum Einsatz kommt. Der kleine Benziner, der den Titel „Engine of The Year 2012“ trägt, ist in gleich vier Leistungsstufen erhältlich: Aus 1,0 Litern Hubraum schöpft der Dreizylinder 48 kW/65 PS respektive 59 kW/80 PS, mit Turboaufladung sind sogar 74 kW/100 PS und 92 kW/125 PS drin.

Seit der Markteinführung im Januar wurde deutlich: gefragt ist vor allem die 80 PS-Variante. Mit ihr schwimmt der Autofahrer bequem im Stadtverkehr mit, ein zackiger Ampelstart und das Überholmanöver auf der Landstraße sind ebenfalls drin. Bei höheren Geschwindigkeiten wird es jedoch zäh, was bei einem Cityflitzer wenig verwunderlich ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der ansonsten dezent im Hintergrund arbeitende Dreizylinder jenseits von 130 km/h in ein penetrantes Blechern verfällt.

Im seinem natürlichen Metier, der Stadt, zeigt der Fiesta dagegen kaum Schwächen. Die leichtgängige Fünfgang-Schaltung reicht, einen sechsten Gang vermisst man nicht und zusammen mit dem straffen, aber gefälligen Fahrwerk kommt sogar eine Spur Spritzigkeit auf. Die optionale, für 200 Euro erhältliche Start-Stopp-Automatik schaltet beim Auskuppeln an der Ampel konsequent den Motor ab und holt ihn ebenso schnell zurück, wenn die Weiterfahrt ansteht. Das wirkt sich positiv auf den Spritverbrauch aus, der naturgemäß über dem Normwert von 4,3 Litern Super je 100 Kilometern liegt. Mit einem gezügelten Gasfuß und vorausschauender Fahrweise sind Werte unter sechs Litern aber durchaus machbar. Sparsamer sind nur die beiden Dieselmotoren, die sich genormt mit 3,7 Litern (55 kW/75 PS) respektive 3,3 Litern (70 kW/95 PS) begnügen.

Eine ordentliche Frischzellenkur hat es jedoch nicht nur unter der Motorhaube gegeben. Den für die zweite Lebenshälfte aufgefrischten Kleinwagen kann man an der neuen Frontpartie erkennen: Der große Kühlergrill und die ihm flankierenden eckigeren Scheinwerfer folgen nun stärker dem Markenauftritt.

Noch klarer erkennbar sind die Neuerungen im Innenraum: Neue Materialien machen frischen Wind, Chromapplikationen und Klavierlack zieren das Cockpit in höheren Ausstattungslinien. Großen Wert legt Ford auf Assistenzsysteme: gegen einen Aufpreis von 675 Euro gibt es sogar einen Notbremsassistenten, der bis 30 km/h selbstständig bremst und Auffahrunfälle vermeidet oder zumindest deren Schwere reduziert. Über einen programmierbaren Schlüssel können Eltern zudem die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs begrenzen, wenn der Nachwuchs mit den Fiesta unterwegs ist. Das optionale Multimediasystem Sync (Aufpreis 1.500 Euro) spielt Musik, wickelt Telefonanrufe ab und liest während der Fahrt Textnachrichten vor – so kann der Fahrer stets die Hände am Lenkrad lassen. Außerdem ist das System mit einem Notrufassistenten kombiniert, der bei einem Unfall automatisch Hilfe verständigt.

Die Konkurrenz muss sich also warm anziehen. Der effiziente Dreizylinder, das frische Design und die neuen Assistenzsysteme machen den Fiesta zu einem ganz Großen unter den Kleinen. Kein Wunder, dass Ford kurz nach Markteinführung die Verkaufsprognose nach oben korrigiert. 2013 sollen deutlich mehr als 50.000 Einheiten des Kleinwagens in Deutschland abgesetzt werden.

Ford Fiesta – Kurzcharakteristik:
– Alternative zu: Opel Corsa, VW Polo und vielen guten anderen Kleinwagen
– Sieht gut aus: für die Ford-Händler
– Passt zu: Eltern, die ungern mit ihren Kindern diskutieren

Nach oben scrollen