Probefahrt: Emotion auf vier Rädern

(dmd). Schon der Anblick des Jaguar F-Type macht Lust auf Dynamik. Sportliche Proportionen verwöhnen das Auge, Achtzehnzöller mit 275/40 Pneus versprechen Dynamik pur und das Cabriodach und der Roadster-Style setzen dem F-Type das Sahnehäubchen auf. Wer den legendenträchtigen Sportwagen sein eigen nennen will, muss mindestens 73.400 Euro hinlegen. Doch dafür bekommt er auch einiges. Wir begaben uns mit dem Jaguar F-Type auf Probefahrt.

Für den Preis gibt es sechs Zylinder mit drei Litern Volumen. Ordentlich Beine macht den Hubkolben ein flinker Roots-Kompressor, so dass 250 kW/340 PS abgerufen werden können. Die haben leichtes Spiel mit dem Beau; dank Vollaluminium-Bauweise beträgt das Leergewicht nur 1,6 Tonnen. Auf dem Papier stehen 5,3 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h, das reicht für ordentliches Nackenmuskel-Training. Vollgas aus dem Stand überfordert die Traktionshilfe, erst jenseits der 50 Stundenkilometer lässt sich die bissige Vertikalbeschleunigung in vollen Zügen genießen. Außerdem giert der V6 förmlich nach Kurven, biegt zackig ein dank direkter Lenkung mit strammer Kennlinie. Bei der Servounterstützung gingen die Techniker auf Nummer Sicher und verzichteten selbstbewusst auf eine elektrische Lösung, um keine Punkte zu verlieren in Sachen Fahrbahnkontakt.

An der Ampel schaltet der Benziner rigoros ab, die klassische Automatik von ZF mit acht Fahrstufen macht Start-Stopp mit. Außerdem kann der Wandler in jedem Gang überbrückt werden, was Performance bringt und an der Tankstelle spart. Trotzdem muss mit zweistelligen Verbrauchswerten gerechnet werden.

Wer das Thema Beschleunigung auf die Spitze treiben möchte, sollte unbedingt den V8 kosten. Hier sind es fünf Liter Hubraum nebst Kompressor und 495 ausgewachsene Pferde. Dann ist das mit der Kraftschlussgrenze so eine Sache, aus der geschlossenen Ortschaft heraus beschleunigen kann noch immer schwarze Striche auf dem Asphalt zurücklassen. Und damit der Vortrieb in Kehren nicht zum Desaster wird, verfügt der stärkste F-Type über ein aktives Differenzial an der Hinterachse. Um ein stabileres Fahrverhalten zu erzielen, kann die Power per Lamellenkupplung bis zu 100 Prozent auf die Seite mit mehr Grip umgeleitet werden.

Besonders stolz sind die Ingenieure auf die ausgewogene Gewichtsverteilung des jüngsten Jaguar. Sie gingen derartig akribisch an die Thematik heran, dass sogar der Behälter für das Scheibenwaschwasser im Kofferraum hockt. Kofferraum? Ist mit 196 Litern Schluckvermögen zwar nicht wirklich transporttauglich, doch eine Reisetasche mit der nötigsten Kleidung für den Wochenendtrip zu zweit passt locker in das Heckabteil. Die Passagiere können mit dem Platzangebot gut leben, wenngleich der Brite eher den Maßanzug als die luftige Jeans gibt.

Zunächst fällt die tiefe Sitzposition auf; die Rede ist schließlich von einem echten Sportwagen. Jaguar selbst scheint von einem häufigen Gebrauch der Querkompetenz auszugehen und spendiert dem Beifahrer einen mächtigen Haltegriff links der Mittelkonsole. Statt weiterer Kuriositäten gibt es eine Spur umständliche Bedienung, saubere Verarbeitung und vor allem klassische Rundinstrumente mit mechanischer Anzeige als Ersatz für die TFT-Scheibe wie beispielsweise beim XJ. Und auch die Fahrstufen werden nicht wie bei den Limousinen per Drehrad eingelegt, es gibt einen konventionellen Wählhebel.

Unter den vielen Knöpfchen findet sich je nach Ausstattung auch eine Taste für lauteren Auspuffsound. Wer sie drückt, erlebt den V6 noch kehliger schreien und den Achtzylinder bassiger brüllen – alles eine Frage der Drehzahl. So ganz ohne Spielereien kommt ein Roadster anno 2013 eben doch nicht aus; daher wird die Instrumentenbeleuchtung auch glutrot, falls der Dynamik-Modus eingeschaltet wird, unter dessen Anweisung der Automat den kleinen Gang länger hält und die Dämpfer erstraffen. Sei es drum, eine Sänfte wird niemand erwarten hinter dem F-Type-Label, und das ist auch gut so. Endlich hat die britische Traditionsmarke wieder ein Modell, das Emotionen schürt. Sie kann es gut gebrauchen.

Jaguar F-Type – Kurzcharakteristik:
– Alternative zu: Aston Martin Vantage, Porsche 911, Audi R8 – aber auch SLK 55 AMG, Porsche Cayman oder gar Bentley Continental
– Sieht gut aus: Auf der Rennstrecke ebenso wie auf der kurvigen Landstraße an milden Sommertagen
– Passt zu: Käufern mit dem Wunsch nach Performance und Mainstream-Gegnern
– Was noch kommt: Coupéversion sowie eine stärkere Version mit über 500 PS

Scroll to Top
Scroll to Top