Probefahrt Chevrolet Corvette 427: Angenehmes Abschiedsgeschenk

(dmd). Auf der Detroit Auto Show 2013 feiert die Chevrolet Corvette C7 ihre Premiere. Doch wie sehr auch die neue Edition des Sportwagens schon jetzt die Fans der schnellen Fortbewegung erfreut, auf keinen Fall sollte man ihre Vorgängerin unterschätzen. Denn die C6 wird nach der Präsentation ihrer Nachfolgerin für mindestens ein halbes Jahr weiterhin vom Band rollen. Und um sie noch attraktiver zu gestalten, mit einer Sonderedition zum Abschied: der Corvette 427. Wir begaben uns mit dem dynamischen Sportler auf Probefahrt.

Schon bei dem Kürzel 427 werden Corvette-Kenner und Muscle-Car-Fans gleichermaßen hellhörig. Denn was in europäischen Ohren nach einer sinnlosen Zahlenkombination klingt, gibt in Amerika den Hubraum in Cubic Inches an. Und wer das umrechnet, kommt auf glatte sieben Liter und versteht dann ganz schnell, weshalb dieses Auto den Puls der PS-Gemeinde auf Touren bringt. Dazu stehen im Datenblatt statt 437 nun 512 PS und machen das ausschließlich offen lieferbare Sondermodell zum stärksten Corvette Cabrio in der Geschichte der Baureihe. Weil Chevrolet zudem an vielen Stellen Blech durch Karbon ersetzt hat, muss der Achtzylinder nur noch 1.531 Kilo schleppen. Das Leistungsgewicht sei damit besser als bei einem Audi R8 Spyder oder beim Ferrari California, prahlen die Amerikaner.

Und sie haben nicht übertrieben. Denn der aus dem Z06-Coupé bekannte V8-Block brüllt nicht nur so laut, dass es einem nach dem Anlassen noch minutenlag in den Ohren klingelt. Er entwickelt auch eine unbändige Kraft: Erst schwänzelt die Corvette ein bisschen auf der nassen Straße, dann bäumt sie sich auf wie ein Rennpferd beim Start, und kaum einen Augenblick später schießt sie davon wie eine Rakete. Die sechs Gänge klackern nur so durchs Getriebe, die inszenierten Fehlzündungen klingen wie Maschinengewehr-Salven und der Horizont fliegt dem Fahrer förmlich entgegen. Wenn sich die 335er Walzen im Heck irgendwann mit dem Asphalt verzahnen und bis zu 637 Nm in Newtons Sinne zu Werke gehen, sind 100 Sachen schon nach 4,2 Sekunden erreicht. Und mit maximal 307 km/h fährt die aktuelle Corvette auch auf der Zielgeraden ihre Karriere noch locker mit im Rennen um die Pole Position.

Auch das Design hat an Potenz und Präsenz nichts verloren: Flach wie ein Keil duckt sich die Corvette auf die Straße und macht sich dabei breit wie ein Lastwagen. Mit diesem Brutalo-Design teilt sie den zähfließenden Verkehr wie Moses das Wasser – vor allem mit der Kriegsbemalung, die Chevrolet zum 60. Corvette-Geburtstag aufgelegt hat.

Nur innen hat der Sportler mittlerweile etwas Staub angesetzt: Mit mehr als 1,80 Metern passt man bei geschlossenem Dach kaum hinters Lenkrad. Und wenn man mal drin ist, ärgert man sich über viel Billigplastik, schlechte Sitze, antiquierte Instrumente und ein lahmes Verdeck, das man auch noch von Hand entriegeln muss und nur mit angezogener Handbremse bedienen kann. Da ist die Konkurrenz mittlerweile weiter.

Doch erstens ist Abhilfe ja buchstäblich in Sicht. Und zweitens darf man bei aller Kritik auch den Preis nicht außeracht lassen. Denn im Amerika gibt es die Corvette 427 schon für 76.000 Dollar, und selbst in Europa ist sie mit ihren 100.750 Euro fast noch ein Schnäppchen. Aber vor allem ist sie das perfekte Vorspiel für das, was da ab nächsten Sommer über den Highway rocken wird.

Kurzcharakteristik:
– Alternative zu: Audi R8 Spyder, Porsche 911 und Jaguar XKR

– Passt zu: reifen Bodybuildern mit üppigem Konto, Rennfahrern und allen, die sich partout nicht in einem Porsche sehen lassen wollen
– 
Sieht gut aus: vor einem US-Diner und der Start-Ziel-Geraden jeder Rennstrecke

– Wann kommt er: jetzt

– Was kommt noch: der Nachfolger C7 im nächsten Sommer

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