(dmd). Ob er nun in die Kategorie Van oder SUV fällt, ist schwer zu sagen. Was auch immer – der neue Renault Captur gibt sich von außen robust und solide. Doch hält er das optische Versprechen auch? Wir begaben uns mit dem bulligen Franzosen auf Probefahrt.
Spätestens wenn man die Türen des 4,12 Meter langen Wagens geöffnet hat, sind die Zweifel an der Art der Fahrzeuggattung verschwunden. Es ist ein Van mit richtig viel Platz. Hinter dem Volant thront man angenehm hoch auf bequemem Gestühl. Der Blick fällt auf die große Armaturentafeleinheit, die vantypisch weit herausgezogen ist. Das Auge schweift weiter zu den farbenfrohen Applikationen, mit denen das Testfahrzeug aufwartet. Der in der höchsten Ausstattungsstufe „Luxe“ daherkommende Captur verfügt über zur Außenfarbe farblich abgestimmte Kunststoffrahmen um die Lüftungsdüsen und um die Bedienkonsole der Mediaeinheit. Das Lenkrad wartet mit Verzierungen auf, die Sitzpolsterbezüge können leicht abgezogen und dann gewaschen oder gegen Neue getauscht werden. Auch für Außen gibt es mannigfache Individualisierungsoptionen. Dazu zählen Zweifarben-Lackierung, bunte Zierblenden an Leuchten, Kühlergrill sowie an der Kofferraumklappe oder farbige 17-Zoll-Felgen und Aufkleber fürs Dach.
Der Clou ist jedoch das Handschuhfach. Wobei „Fach“ nicht die korrekte Beschreibung ist. Es ist eine 11 Liter fassende Schublade. Bis zu 30 Kilogramm Druck soll sie problemlos aushalten, so dass unsachgemäßes Abstützen auf der herausgezogenen Lade nicht gleich zu Problemen führt. Bei erstem Öffnen- und Schließen ließ sich die Schublade leichtgängig in ihren Führungsschienen hin und her bewegen.
Apropos Verschieben: Die Rückbank lässt sich in Längsrichtung um 16 Zentimeter bewegen. So variiert das Standard-Kofferraumvolumen zwischen 377 und 455 Liter sowie der Knieabstand der Fondnutzer zur Rückenlehne der Vorderleute zwischen ganz ok und komfortabel. Legt man die Lehnen der im Verhältnis 1/3 zu 2/3 geteilten Rückenlehne um, steigt das Fassungsvolumen auf 1.235 Liter an. Praktisch ist auch der Wende-Gepäckraumboden, den Renault ab der zweiten Ausstattungsstufe beilegt. Auf der einen Seite ist er mit Teppich bezogen, die andere Seite besteht aus einer abwaschbaren Gummibeschichtung. Gut zu reinigen dürften auch die anderen Kunststoffteile im Fahrzeuginneren sein. Auf dem Hartplastik setzt sich Staub nicht so leicht fest.
Im Captur feiert der 1,2-Liter-Benzindirekteinspritzer mit 88 kW/120 PS sein Debüt. Der Turbo, der auch im Fließheck sowie im Kombi der Clio-Modellfamilie nun zum Einsatz kommt, ist an ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt. Das Triebwerk passt sehr gut zu dem mindestens 1.255 Kilogramm schweren Van. Er beschleunigt in knapp 11 Sekunden auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei autobahntauglichen 192 km/h. Im Mittel soll er mit 5,4 Litern Super auskommen (CO2-Ausstoß: 125 g/km).
Das Aggregat macht natürlich aus dem Fahrzeug keinen Sportler, dafür ist auch das Fahrwerk zu komfortabel ausgelegt. Man kann aber flott unterwegs sein, ohne dass sich die Maschine anstrengen muss. Das DSG-Getriebe agiert im Hintergrund in jeder Fahrsituation angenehm unauffällig. Die Kombination mit DSG macht den Vierzylinder vergleichsweise teuer. Mindestens 19.390 Euro (zweite Ausstattungslinie) muss man investieren. So sehen die Renault-Auguren eher den kleinen Dreizylinder mit 66 KW/90 PS vorn in der Gunst der Käufer. Der 0,9-Liter-Turbo steht bereits ab 15.290 Euro in der Preisliste. Einziger Diesel im Angebot ist der bekannte 1,5-Liter (66 kW/90 PS), der 95 g/km (Verbrauch: 3,6 Liter) emittiert, ab 17.090 Euro zu haben ist und wie der Dreizylinder über ein Fünfgang-Getriebe verfügt.
Der Captur ist ein gelungener Van im robust wirkenden Blechkleid. Er bietet viel Platz bei handlichen Abmessungen sowie ordentliche Variabilität und kann durch pfiffige Ideen punkten. Allerdings hat der schöne äußere und innere Schein seinen Preis. Erst ab dem zweiten Ausstattungsniveau gehören Klimaanlage und Radio zum Serienumfang und lässt sich das Fahrzeug individualisieren. So wird bereits mit der Einstiegsmotorisierung und einigen Extras in Kombination mit dem Dreizylinder schnell die Marke von 18.000 Euro überschritten. Assistenzsysteme offeriert Renault keine. Der Renault Captur ist ab Anfang Juni ab 15.290 Euro erhältlich.
Renault Captur – Kurzcharakteristik:
– Alternative zu: Opel Mokka, Chevrolet Trax, Peugeot 2008, Nissan Juke
– Passt zu: Leuten, die nicht gerne in den Untiefen ihres Handschuhfachs nach Dingen fahnden
– Sieht gut aus: mit einer Zweifarben-Lackierung
– Kommt wann: 8. Juni
– Was kommt noch: im Spätsommer Sechsgang-DSG-Getriebe für den Diesel