„Mit dem Helmholtz-Validierungsfonds unterstützen wir solche Vorhaben, denen viel versprechende Technologien zu Grunde liegen, die aber eine konkrete Verwertbarkeit noch nachweisen müssen“, erklärt Dr. Rolf Zettl, Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft. “Damit fördern wir eine kritische Phase im Technologietransfer und tragen so dazu bei, Ergebnisse aus der Forschung in wirtschaftlich interessante Anwendungen umzusetzen“, so Zettl weiter. Der Validierungsfonds schließt damit eine Finanzierungslücke auf dem Weg zwischen Forschung und Markt. Für das neue Instrument stehen bis 2015 aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds 26 Mio. Euro für Projekte aus Helmholtz-Zentren zur Verfügung. Mit den drei neuen Projekten erhalten nun neun Validierungsvorhaben aus ebenso vielen Helmholtz-Zentren eine Zuwendung, um anwendungsnahe Forschungsergebnisse bis zur Kommerzialisierbarkeit weiterzuentwickeln.
Die folgenden drei Vorhaben werden gefördert:
MTCA.4 for Industry: Ein Vorhaben aus dem Forschungszentrum DESY
Für die Kontrollen von Beschleunigern wurde bei DESY ein neuartiges Hochfrequenz-Mess- und Steuerungssystem (LLRF-System) entwickelt, das auf dem MTCA.4 Standard basiert. Dies ist ein industrieller Elektronikstandard, der unter maßgeblicher Beteiligung von DESY zusammen mit führenden Physikinstituten und Industriefirmen erarbeitet wurde. Das neuartige LLRF-System besteht aus einer Anzahl von Modulen, die gegenüber herkömmlichen Systemen Vorteile aufweisen und auch für Anwendungen in Luftfahrt, Online-Inspektion, Präzisionsmesstechnik, Medizintechnik und Telekommunikation interessant sind. Mit der Validierung und der Etablierung des MTCA.4 Standards soll ein zukunftsfähiges Mess- und Regelsystem geschaffen werden, das auch außerhalb des Beschleunigerbereiches kommerziell vielfältig in Forschung und Industrie einsetzbar ist.
Antragsteller: Dr. Holger Schlarb, Deutsches Elektronen-Synchrotron,
AngioPep – Ein neuartiger Wirkstoff gegen Krebs: Ein Vorhaben aus dem KIT
Am Karlsruher Institut für Technologie wurde ein Peptid entwickelt, das die Versorgung des Tumors mit Nährstoffen und somit dessen Wachstum reduziert. Dies gelingt über einen einzigartigen Wirkmechanismus, der die Angiogenese (das Aussprossen von Blutgefäßen zur Versorgung des Tumors) und die Metastasierung von Tumorzellen über den Ko-Rezeptor CD44v6 verhindert. Das Peptid soll innerhalb des Förderzeitraums als Wirkstoff optimiert und für die Indikationen Brustkrebs und Plattenepithelkarzinom des Kopfs und Halses validiert werden. Neben der Weiterentwicklung des Grundwirkstoffs und der Erweiterung auf andere Tumorindikationen steht auch der strategische Ausbau der Patentsituation im Vordergrund der Validierungsförderung. Nach erfolgreichen präklinischen Entwicklungsschritten ist eine Verwertung über eine Ausgründung sowie eine Partnerschaft mit einem Pharmaunternehmen vorgesehen.
Antragsteller: PD Dr. Véronique Orian-Rousseau, Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Toxikologie und Genetik,
Gastankstruktur in Wabenbauweise: ein Vorhaben aus dem DLR
Fahrzeuge mit Erdgas zu betreiben, ist eine Option für das Auto von morgen. Denn bislang muss das komprimierte Gas noch in Flaschen gespeichert werden, die viel Platz beanspruchen und das Gewicht des Fahrzeugs stark erhöhen. Dadurch ist auch die Reichweite des Fahrzeuges mit diesen Tanklösungen begrenzt. Am DLR wurde nun ein Gastank in Wabenbauweise entwickelt, der den im Fahrzeug vorhandenen Bauraum besser ausnutzt und es erlaubt bis zu 38 Prozent mehr Gasvolumen mitzuführen. Die grundsätzliche Tauglichkeit der Wabentankstruktur für Druckspeicher wurde an einem Funktionsmuster durch einen Berstversuch mit komprimiertem Erdgas nachgewiesen. Die Industriepartner haben Interesse an der Lösung bekundet, benötigen jedoch noch weitere Sicherheits-Nachweise, insbesondere müssen die Sicherheitsbestimmungen für Kraftfahrzeuge im Zusammenhang mit Druckgasspeichern erfüllt werden. Nach diesen Validierungsschritten kann die weitere Entwicklung durch die Industrie mit dem Ziel einer Umsetzung bis zur Serienreife angegangen werden.
Antragsteller: Roland Schöll, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Fahrzeugkonzepte / Leichtbau und Hybridbauweisen,
Weitere Informationen:
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschafts-organisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).