Der Preis wurde im Rahmen der 106. Jahrestagung Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V. in Potsdam verliehen.
Prof. Czeizel etablierte bereits im Jahre 1970 ein Register für angeborene Fehlbildungen in Ungarn, das die Aufdeckung von gehäuften Fehlbildungen erlaubte. Die Erkennung einer starken Zunahme des Auftretens des Down-Syndroms in der ungarischen Region Rinyaszentkirály führte zur Aufdeckung der toxischen Wirkungen des Pflanzenschutzmittels Trichlorfon.
Anfang der 1990er Jahre führte Prof. Czeizel die weltweit erste Studie zur Primärprävention angeborener Fehlbildungen der Wirbelsäule durch Vitamingaben bei 5502 Schwangeren durch (1). Er konnte zeigen, dass die tägliche Gabe eines Multivitaminpräparates mit 0,8 mg des B-Vitamins Folsäure mit Beginn schon vor der Befruchtung und weiterer Gabe im ersten Schwangerschaftsdrittel das Auftreten schwerer Schäden des Rückenmarks („offener Rücken“, Spina bifida) weitgehend verhinderte. In der Gruppe der Schwangeren, die keine Vitamine einnahmen, traten bei 6 Kindern schwere Fehlbildungen des Rückenmarks mit Querschnittslähmungen auf (mehr als 2 auf 1000 Schwangerschaften), während Schwangere mit früher Einnahme von Vitaminen gesunde Kinder ohne das Auftreten dieser schweren Fehlbildungen bekamen.
Weitere Studien auch anderer Untersucher bestätigten diese Beobachtungen und führten international zu der Empfehlung, dass alle Frauen mit Kinderwunsch täglich mindestens 0,4 mg Folsäure erhalten sollten, mit Beginn schon vor der Befruchtung und Dauer mindestens für die ersten 8 Wochen der Schwangerschaft. Deshalb werden heute in mehr als 40 Ländern der Welt Mehl und andere Getreideprodukte mit Folsäure angereichert, wodurch viele Tausende Kinder vor angeborenen Fehlbildungen bewahrt und gesund geboren werden konnten.
Professor Czeizel wies nach, dass der Schutzeffekt eines Multivitaminpräparates mit Folsäure gegenüber der reinen Gabe des B-Vitamins Folsäure einen noch besseren vorbeugenden Effekt hat. Multivitamine verhinderten mehr als 90 Prozent der Fehlbildungen des Rückenmarks (3). Darüber hinaus wird auch das Risiko des Auftretens der häufigen angeborenen Herzfehler durch die frühe Einnahme von Multivitaminpräparaten mit Folsäure bei Frauen schon vor Eintritt der Schwangerschaft um etwa 40 Prozent vermindert (4).
„Mit der Befruchtung entsteht ein genetischer Entwurf – “, so Prof. Dr. Endre Czeizel, “dieser kann gut oder schlecht sein, darf aber nicht als Schicksal aufgefasst werden.“
Professor Dr. Endre Czeizel hat mit seinen systematischen Studien zur Vorbeugung angeborener Fehlbildungen durch eine verbesserte Vitaminversorgung Schwangerer einen großen Beitrag zur Förderung der Kindergesundheit weltweit geleistet.
Literatur:
1. Czeizel A.E., Dudas I.: Prevention of the first occurrence of neural tube defects by periconceptional vitamine supplementation. N Engl J Med 1992;327: 1832–1835.
2. Czeizel A.E. et al.: Pregnancy outcomes in a randomised controlled trial of periconceptional multivitamin supplementation. Final report. Arch Gynecol Obstet 1994; 255: 131–139.
3. Czeizel A.E.: Primary prevention of neural-tube defects and some other major congenital abnormalities: recommendations for the appropriate use of folic acid during pregnancy. Paediatr Drugs 2000; 2: 437–449.
4. Czeizel, A.E.: The primary prevention of birth defects: Multivitamins or folic acid? Int J Med Sci 2004; 1 (1): 50–61.
(idw, 09/2010)