Potsdamer Wissenschaftlerin erhält internationalen Preis für ihre exzellente Geschmacksforschung

Die Auszeichnung erhält Ohla für ihre herausragenden Arbeiten zur Geschmacksforschung. Sie untersucht, wie Menschen Nahrung wahrnehmen und bewerten. Hierzu erforscht sie die an der Nahrungswahrnehmung beteiligten Sinneseindrücke Schmecken, Sehen und Riechen, sowie deren sinnesübergreifende Wechselwirkungen. Außerdem untersucht sie, wie Wissen, Erfahrungen und Lernen die menschliche Nahrungs- und Geschmackswahrnehmung beeinflussen und welche Rolle diese Wechselwirkungen für die neuronale Plastizität* im Gehirn spielen.

Das Team um die Gehirnforscherin gehört zu den weltweit wenigen Arbeitsgruppen, die mit ihren neurowissenschaftlichen und psychologischen Arbeiten, der Entwicklung von neuen Untersuchungsmethoden sowie von Methoden zur Geschmacksstimulation und Datenanalyse maßgeblich zum Verständnis des Geschmackssystems beitragen.

So ist es Ohla in Kooperation mit Wissenschaftlern der Charité − Universitätsmedizin Berlin erstmals gelungen, anhand von neuronalen Aktivitätsmustern des menschlichen Gehirns vorherzusagen, ob eine Person etwas Süßes, Salziges, Saures oder Bitteres schmeckt. Wie die Forscher zudem beobachteten, erreichen über die Zunge wahrgenommene Geschmackssignale sehr viel schneller das Gehirn als ursprünglich angenommen. Sie zählen somit zu den ersten neuronalen Informationen, die zum Gesamtgeschmackseindruck beitragen. Die Ergebnisse geben somit einen tiefen Einblick in den zeitlichen Ablauf der Geschmackssignalverarbeitung im Gehirn und zeigen, wie das zentrale Nervensystem die Signale der Grundgeschmacksarten verarbeitet (Crouzet et al., 2015; DOI 10.1016/j.cub.2015.01.057). Zukünftig wollen die Forscher um Ohla untersuchen, inwieweit Aktivitätsmuster Aussagen darüber erlauben, wie appetitlich Probanden einen Geschmacksreiz finden.

„Der Geschmackssinn ist der bisher am wenigsten erforschte Sinn in Mensch und Tier. Das liegt insbesondere an den technischen Herausforderungen, die Geschmacksforscher überwinden müssen. Untersuchungen des Geschmacksinns sind im Vergleich zu den anderen Sinnen zeitaufwendiger und erfordern spezielle Apparaturen“, sagt Ohla. Deshalb freue sie sich umso mehr über die Unterstützung und Anerkennung ihrer Forschungsleistung durch AChems.

Hintergrundinformationen:

AChemS ist eine Wissenschaftsgemeinschaft, die sich dem Verständnis der „chemischen Sinne“ widmet. Angefangen von den Grundlagen der Neurobiologie bis hin zu komplexen Verhaltensweisen beschäftigt sich die Organisation mit der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, der Reizweiterleitung über den Trigeminusnerv sowie der inneren Chemorezeption. Dieser Begriff bezeichnet einen physiologischen Vorgang, bei dem chemische Signale aus der Umwelt, z. B. Moleküle, über entsprechende Rezeptoren in ein Sinnessignal umgewandelt werden.

* Unter neuronaler Plastizität versteht man die Eigenart von Nervenzellkontakten (Synapsen), Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich zwecks Optimierung laufender Prozesse in ihrer Anatomie und Funktion zu verändern.

Zur Person:

Kathrin Ohla studierte Psychologie an der Universität Magdeburg und promovierte 2007 an der Universität Leipzig. Von 2007 bis 2010 forschte sie am Centre de Recherche Nestlé in Lausanne zu den neuronalen Repräsentationen des Schmeckens und setzte ihre Arbeit am Monell Chemical Senses Center in Philadelphia von 2011 bis 2012 fort. Seit Sommer 2012 leitet sie die Nachwuchsgruppe für Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung am DIfE. 2016 habilitierte sich Ohla in Psychologie an der Humboldt Universität zu Berlin mit dem Thema „Neuronale Mechanismen der Nahrungswahrnehmung“. Seit dem Wintersemester 2016 vertritt sie die Professur für Allgemeine Psychologie an der Medical School Berlin – Hochschule für Gesundheit und Medizin.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Kontakt:

Dr. Kathrin Ohla
Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
E-Mail: kathrin.ohla@dife.de

Pressekontakt:

Dr. Gisela Olias
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de
oder presse@dife.de
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