Manche Antibiotika darf man nicht zusammen mit Milchprodukten einnehmen, weil sie dann ihre Wirkung verlieren. Wer aber nach dem Schlucken der Tablette mindestens zwei Stunden wartet, kann ohne Reue Milch, Joghurt oder Quark genießen. Anders sieht es bei Grapefruitsaft aus: Der macht einige Medikamente auch dann wirkungslos, wann man ihn erst einen halben Tag später zu sich nimmt.
Etwa 5.000 Wechselwirkungen von Medikamenten sind bekannt. Ein unübersichtliches Feld, das selbst für Apotheker eine Herausforderung ist. Schließlich sollen sie ihre Kunden auch in diesem Punkt gut informieren und beraten. Wie könnte man Apotheker dabei unterstützen? So hieß eine Aufgabe in einem Wettbewerb der Dr.-Hellmuth-Häussermann-Stiftung. Teilnehmen konnten neben Apothekern und Doktoranden auch Studierende der Pharmazie.
Die Würzburger Pharmazie-Studentinnen Lisa Krumm, Martina Strohmeier und Linda Volpp machten bei dem Wettbewerb mit. „Zuerst haben wir in Apotheken in Würzburg und Umgebung Fragebögen verteilt und nach Problemen mit Medikamenten-Wechselwirkungen gefragt“, erzählt Lisa Krumm. Dabei zeigte sich: Vor allem die zahlreichen Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln stellen für die Apotheker in ihrem Alltagsgeschäft ein Problem dar.
Poster und Aufkleber für Apotheken realisiert
„Darum haben wir uns auf dieses Thema konzentriert, viel darüber recherchiert und am Ende die acht wichtigsten Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln übersichtlich auf einem Poster dargestellt“, erzählen die Studentinnen. Apotheker können sich auf dem Poster schnell informieren und auch nachlesen, wie sich die Wechselwirkungen eventuell umgehen lassen.
Zusätzlich haben die Studentinnen Aufkleber für die Medikamentenpackungen gemacht – damit die Patienten auch zu Hause an die Regeln erinnert werden, die sie einhalten müssen. Poster und Aufkleber wurden an fünf Würzburger Apotheken verteilt und dort zehn Tage lang getestet. Die Rückmeldungen zeigten: „Das Poster kam überall sehr gut an und wurde eifrig verwendet.“
Preis wurde auf Tagung in Meran vergeben
Betreut wurden die Studentinnen bei dieser Aktion von Professorin Petra Högger. Den Ablauf mitsamt den wissenschaftlichen Recherchen haben sie am Ende schriftlich dokumentiert und beim Wettbewerb eingereicht. Dafür bekamen sie nun den mit 1.000 Euro dotierten ersten Preis zugesprochen.
Die Präsidentin der Bundesapothekerkammer vergab den Preis am 3. Juni in Meran auf der Fortbildungsveranstaltung Pharmacon. Lisa Krumm nahm ihn dort entgegen: Sie konnte die Tagung auf Einladung der Stiftung besuchen.
Gewinner des zweiten Preises
Auch der mit 500 Euro dotierte zweite Preis des Wettbewerbs ging ins Institut für Pharmazie der Uni Würzburg. Ihn gewannen die Studenten David Gerberich, Thien Anh Le und Alexander Schmidt. Ihr Team hatte sich mit der Qualitätssicherung bei der Herstellung von Rezepturen befasst und sich dabei auf kortikoidhaltige Salben konzentriert. Betreut wurden sie von Eva Heusler, Sascha Zügner und Professor Lorenz Meinel.
Apotheker stellen häufig selbst Rezepturen her, deren Zusammensetzung für die einzelnen Patienten maßgeschneidert ist. Oft handelt es sich dabei um Präparate, die Kortikoide enthalten und gegen Entzündungen verschrieben werden: Das hat eine Umfrage der Studierenden unter Apothekern ergeben.
Kortikoid-Salben und ihre Qualität
„Wir haben darum für die am meisten verwendeten acht Kortikoide in der wissenschaftlichen Literatur recherchiert, welche Inkompatibilitäten oder Instabilitäten bei ihnen am häufigsten vorkommen, wenn sie in pharmazeutischen Zubereitungen verarbeitet werden“, sagt Eva Heusler. Auf diese Weise wurde die Frage geklärt, wie genau eine Salbe zusammengesetzt sein muss, damit die Kortikoide darin stabil und wirksam bleiben.
Beispiel: Für Salben werden gerne Grundlagen auf Zinkoxid-Basis verwendet, denn dieser Stoff fördert die Wundheilung und wirkt gegen Mikroben. Allerdings beschleunigt Zinkoxid die Zersetzung mancher Kortikoide, so dass sie nicht mehr wirken. Bei der Herstellung von Kortikoid-Salben sind aber noch mehr Regeln zu beachten. So sind etwa der jeweils optimale pH-Wert einzustellen oder bei manchen Kortikoiden Antioxidantien zuzusetzen.
Aus dieser Arbeit haben die Studierenden ein kleines Computerprogramm namens Rec Check (Recipe Check, „Rezepturprüfung“) erarbeitet. Es soll Apothekern schnelle Hilfe bieten bei der Frage nach der richtigen Rezeptur für Salben, die Kortikoide enthalten. Das Programm gibt Aufschluss darüber, ob die gewählte Kombination aus Wirkstoff und Salbengrundlage verträglich ist. Es zeigt auch, wie eine Rezeptur verändert werden muss, damit eine optimale Qualität erreicht wird. „Das langwierige Nachschlagen einer Lösungsstrategie wird dadurch erleichtert“, so die Studenten.
Die Dr.-Hellmuth-Häussermann-Stiftung
Die Pharmazie in Wissenschaft und Praxis fördern, indem man hervorragende Arbeiten auszeichnet: Das ist das Ziel der Dr. Hellmuth-Häussermann-Stiftung. Die Preisverleihung soll öffentlich dokumentieren, dass Apotheker einen Beruf mit wissenschaftlichem Anspruch ausüben. Die Wettbewerbsaufgaben für 2012 drehten sich um patientenorientierte pharmazeutische Dienstleistungen, weil diese künftig noch stärker im Mittelpunkt der Apothekertätigkeit stehen müssten, so eine Mitteilung der Stiftung.