Der amerikanische Pharmakonzern Pfizer plant eine Übernahme des irischen Konzerns Allergan. Durch diesen Unternehmenszusammenschluss wird der größte Pharmakonzern der Welt entstehen. Das Hauptmotiv für die Übernahme ist die Vermeidung von Steuern. Doch was bedeutet dies genau für die Pharmabranche?
Wieso Steuerersparnis?
In den USA liegt der Prozentsatz für die Körperschaftssteuer bei 35, dagegen in Irland bei nur 12,5. Indem Pfizer einen Zusammenschluss mit Allergan eingeht und den offiziellen Firmensitz nach Irland verlegt, kann das Unternehmen jährlich etwas 1 Milliarde Dollar sparen. Demnach wird offiziell Allergan den größeren Konkurrenten Pfizer übernehmen und das gemeinsame Unternehmen auch anfänglich den Namen Allergan tragen bis dieser wieder in Pfizer umbenannt werden kann. Tatsächlich hat Allergan selbst diesen Schachzug bereits selbst ausgespielt und vor wenigen Monaten Actavis übernommen. Beim Zusammenschluss von Pfizer und Allergan handelt es sich um den größten der Pharmabranche. (1) (2)
Was sagt die Branche?
Experten der Branche sehen nur noch wenig Raum für Einsparungen nach den bereits vielfach getätigten Übernahmen. Beide Unternehmen haben sicherlich bereits das Mögliche herausgeholt. Viele Anleger wünschen sich eine Aufspaltung des Pfizer Konzerns. Diese wurde nach Angaben von Read auf das Jahr 2015 vertagt.
Es könnte sein, dass beide Konzerne die positiven Auswirkungen des Zusammenschlusses aus gutem Grund kleingeredet haben. Die Politiker in den USA sollen nicht weiter verärgert werden. Hinzu kommt noch die Meinung von Experten, dass solche Megazusammenschlüsse sich über die Zeit eventuell negativ auf die Innovationskraft auswirken können.
Was heißt das für Patienten?
Pfizer verspricht seinen Kunden eine breitere Produktpalette. Die größere Auswahl könne Patienten nur zu Gute kommen. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders sieht das Vorhaben eher kritisch. Dieser ist der Meinung, dass die Fusion eine Katastrophe für die Kundschaft in Amerika wäre. Amerikanische Patienten zahlen bereits global für verschreibungspflichtige Medikamente die höchsten Preise. (3)
Pfizer erweitert seine Produktpalette vorrangig durch die Übernahme anderer Pharmaunternehmen. Die eigene Medikamentenforschung hat nachgelassen und Patente laufen künftig aus – auf diese Weise will der Pharmariese den Kunden eine wachsende Produktpalette bieten. Da Allergan mehr Eigenforschung betreibt soll diese Sparte vorangebtrieben werden. Inwieweit dies umgesetzt wird und für Patienten einen Vorteil bringt, bleibt abzuwarten. Für Allergan kommt die Übernahme praktisch um die neue Geschäftsstruktur zu etablieren. Das Unternehmen will sich von der Generikasparte trennen. Für Patienten bedeutet dies, dass günstigere Präparatvarianten zukünftig vom israelischen Unternehmen Teva bezogen werden müssen.
Wofür sind die Pharmaunternehmen bekannt?
Pharma-Riese Pfizer existiert bereits seit 1849 und zählt zu den größten Konzernen der Branche weltweit. Den Betrieb begannen die Gründer mit dem Antiparasitikum Santonin. Durch eigene Forschung wie auch Übernahmen anderer Firmen erweiterte Pfizer seine Präparatangebot und bietet z.B. über das Joint-Venture mit GlaxoSmithKline HIV-Medikamente an. Mittlerweile stehen Behandlungen gegen Hypertonie, Alzheimer, Depressionen, Epilepsie oder zur Raucherentwöhnung zur Verfügung. Bekannt ist das Unternehmen jedoch vor allem durch den PDE-5-Hemmer Viagra, das immer noch meistverkaufte Potenzmittel weltweit. (4) Viagra und Champix zählen zu den verkaufsstärksten Präparaten Pfizers.
Allergan ist ein etwas jüngeres Unternehmen und existiert seit 1950. Ursprünglich stammt der Pharmakonzern ebenfalls aus den USA und hat erst kürzlich den Sitz nach Irland verlagert, durch die Übernahme von Actavis. Allergan bietet Präparate gegen Augenerkrankungen, Adipositas, für die Neurologie und ist besonders in der medizinischen Ästhetik aktiv. Insbesondere ist das Unternehmen bekannt für Botox – ein Nervengift zur Hautstraffung.
Weiterführende Informationen:
(1) TAZ
(2) finanzent.net
(3) NZZ
(4) meds4all