Der Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neuro-degenerativen Erkrankungen des Menschen und durch eine chronische, langsam-progressive Störung der Motorik mit Akinese, Tremor und Rigor der Muskulatur gekennzeichnet. Durch die effektive Behandelbarkeit dieser motorischen Symptome für viele Jahre, insbesondere durch dopaminerge Substanzen wie Levodopa und Dopaminagonisten, hat sich die Sichtweise auf die Erkrankung wesentlich verändert: So hat die Bedeutung der nicht-motorischen Symptome deutlich zugenommen und auch speziellere Therapieprobleme stehen heute mehr im Fokus der Untersuchungen.
Nicht-motorischen Symptome schränken bei Parkinson Lebensqualität ein
Zu den wichtigen nicht-motorischen Symptomen zählen die neuropsychiatrischen Störungen, wie Depression, Fatigue und Demenz, aber auch Schlafstörungen und autonome Symptome. Wir wissen heute, dass die nicht-motorischen Symptome eine große Rolle für die Lebensqualität der Patienten spielen. Auch wenn nur für wenige dieser Symptome eine spezifische Therapie zur Verfügung steht, so kann eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation sowohl spezifisch auf die Depression und andere Symptome wirken als auch die Fluktuationen der nicht-motorischen Symptome reduzieren.
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Nicht-ergoliner Dopaminagonist Rotigotin zur Therapie von Parkinson
Rotigotin ist ein nicht-ergoliner Dopaminagonist, der als transdermales Pflastersystem zur Behandlung des Morbus Parkinson zur Verfügung steht. Rotigotin ist wirksam auf motorische Symptome und ADL im frühen und fortgeschrittenen Krankheitsstadium sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Antiparkinson-Medikamenten.
Durch seine Applikationsform ist beim Rotigotin nicht nur eine kontinuierliche Rezeptorstimulation gewährleistet, sondern auch eine Verwendung bei spezifischen Therapieproblemen möglich, wie beispielsweise im perioperativen und intensivmedizinischen Management von Parkinson-Patienten oder bei schweren Schluckstörungen. Die aktuelle RECOVER-Studie zeigt weiterhin eine Wirksamkeit von Rotigotin auf verschiedene nicht- motorische Symptome, insbesondere auf Schlaf, Depression und Schmerz.
,,Mit dopaminergen Substanzen wie Levodopa und Dopaminagonisten können die motorischen Symptome des Morbus Parkinson über viele Jahre effektiv behandelt werden“, sagte Professor Alexander Storch, Dresden. ,,Dadurch hat sich bei der Therapie der Fokus auch auf die nicht-motorischen Symptome gerichtet. Denn diese haben einen großen Einfluss auf die Lebensqualität und die Alltagskompetenz der Patienten.“ Zu den nicht-motorischen Symptomen zählen unter anderem neuropsychiatrische Störungen wie Depression, Fatigue und Demenz.
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Rotigotin Pflaster verringert transdermal motorische und nicht-motorischen Symptome bei Parkinson-Patienten
Eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation kann auf solche Störungen einwirken und dadurch die Fluktuationen der motorischen und auch der nicht-motorischen Symptome verringern. Durch die Pflasterapplikation von Rotigotin kann eine kontinuierliche Rezeptorstimulation und dementsprechend eine stabile Plasmakonzentration über 24 Stunden gewährleistet werden [1]. Wie die aktuelle doppelverblindete RECOVER-Studie [2] zeigt, verbesserte die Therapie mit Rotigotin gegenüber Placebo neben den motorischen auch verschiedene nicht-motorische Funktionen wie Schlafstörungen, Depression und Schmerz bei den Patienten.
Parkinson Study Group prüft Monotherapie mit Rotigotin
Dass unter einer Monotherapie mit Rotigotin beim frühen Morbus Parkinson die motorischen und Alltagsfunktionen positiv beeinflusst werden, konnte in einer kontrollierten Studie der Parkinson Study Group [3] nachgewiesen werden. So kam es zu einer signifikanten Verbesserung der beiden Parameter anhand der UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale).
Das Wirkstoffpflaster bietet laut Storch weitere Vorteile bei spezifischen Problemen wie beispielsweise der Wirkstoff-Applikation bei schweren Schluckstörungen und auch bei der perioperativen Versorgung. Parkinson-Patienten müssen sich in Deutschland bis zu 12.500 stationären Eingriffen pro Jahr unterziehen. Dabei haben sie erhöhte Risiken wie Rigidität, Schluckstörungen und orthostatische Hypotension in Kauf zu nehmen.
In einer offenen, prospektiven Studie [4] wurde an zwölf Zentren in Deutschland der Nutzen und die Sicherheit von Rotigotin bei der perioperativen Therapie untersucht. Alle befragten Anästhesisten, Neurologen und Patienten hoben hervor, dass unter dem Wirkstoffpflaster keine unenrwarteten Parkinson-Symptome auftraten. Alle befragten Gruppen stimmten zu jeweils über 80 Prozent zu, dass die Umstellung auf Rotigotin sowie die Rückumstellung auf die Ausgangsmedikation gut zu handhaben war.
Quelle
Pressekonferenz ,,Neue Therapieoption für Parkinson und Restless-Legs- Syndrom“
Wiesbaden, 28. Sept. 2011
Veranstalter: Bayer Vital GmbH
Vortrag:
Moderne Therapiestrategien bei Morbus Parkinson
Prof. Dr. med. Alexander Storch
Prof. Dr. med. Alexander Storch
Stellv. Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Neurologie Dresden
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Literatur
- Fachinformation / Gebrauchsinformation Leganto®, Bayer Vital Stand 08t2011.
- Trenkwalder, C., et al., Rotigotine effects on early morning motor function and sleep in
Parkinson’s disease: a double-blind, randomized, placebo-controlled study (RECOVER).
Mov Disord , 2011. 26(1): p. 90-9. - The Parkinson Study Group, A Controlled Trial of Rotigotin Monotherapy in Early
Parkinson’s Disease. Arch Neurol. 2003; 60 1721-1728. - Wüllner U et al., Transdermal rotigotine for the perioperative management of Parkonson’s
disease. J Neural Transm 2Q10;117: 855-859.