In den nächsten 30 Jahren wird sich die Anzahl der Parkinson-Patienten in Deutschland auf rund eine halbe Million verdoppeln. Wie dieser Patientenwelle mit besseren Diagnosemethoden und Therapien zu begegnen ist, darüber diskutieren Neurologen, Neurochirurgen und Neurophysiologen. Prof. Günther Deuschl: „Es deutet sich ein Paradigmenwechsel an. Hat sich die Therapie bisher ausschließlich auf die motorischen Probleme wie Bewegungsarmut und Zittern konzentriert, rücken die in der Vergangenheit weniger beachteten Symptome wie Depressionen, Blasenstörungen oder Schlafstörungen in den therapeutischen Fokus.“
Die Parkinson-Krankheit ist nach der Alzheimer-Erkrankung die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland sind schätzungsweise rund 250.000 Menschen erkrankt. Die Zahl der Parkinson-Kranken wird sich wegen der zunehmenden Anzahl älterer Menschen in den nächsten 30 Jahren verdoppeln. Mit der typischen Bewegungsverlangsamung und dem Zittern (Tremor) sind die Patienten stark eingeschränkt und sofort als erkrankt erkennbar. Die Parkinson-Krankheit ist zwar chronisch, kann heute aber mit neuen Medikamenten und der Tiefen Hirnstimulation (THS) gut behandelt werden und ist nur mit einer geringen Einschränkung der Lebenserwartung verbunden.
Tiefe Hirnstimulation – eine etablierte Therapie bei Parkinson
Die THS gehört zu den großen Fortschritten der Parkinson-Behandlung und ist weiterhin ein wichtiges Forschungsthema. Bei dieser neurochirurgischen Behandlungsmethode setzen Ärzte einen elektrischen Stimulator in das Gehirn ein, mit dem der Tremor regelrecht ausgeschaltet wird und der vom Patienten selbstständig aktiviert und deaktiviert werden kann. Eine neue amerikanische Studie hat die positiven Ergebnisse einer deutschen Arbeitsgruppe bestätigt, sodass diese Therapie als bestens etabliert gilt. Allerdings wird sie bisher wegen der Nebenwirkungen lediglich bei schwer Erkrankten eingesetzt. Eine deutsch-französische Studie setzt derzeit einen neuen Meilenstein und geht der Frage nach, ob auch weniger stark betroffene Patienten von dieser Methode profitieren.
Gendiagnostik – bei mindestens 30 Prozent der Parkinson-Patienten entscheiden die Gene
Eine neue Studie eines internationalen Konsortiums unter maßgeblicher Beteiligung deutscher Forscher hat fünf neue Gene entdeckt, die an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. Bislang kannte man sechs dieser Erbfaktoren. Man geht nun davon aus, dass bei rund einem Drittel aller Parkinson-Patienten die Erbfaktoren eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Dabei verursacht in der Regel nicht ein einziges Gen die Störung, sondern eine Kombination aus mehreren Erbfaktoren.
Die Deutsche Parkinson Gesellschaft (DPG) fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der Patienten. Organisiert sind in dieser wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft erfahrene Parkinson-Ärzte sowie viele Grundlagenforscher. Die Zusammenarbeit dieser beiden Zweige ist entscheidend für die Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Die Parkinson-Medizin sowie die Parkinson-Forschung in Deutschland genießen international einen exzellenten Ruf.