Kinder und Jugendliche mit defekten Nieren warten in Deutschland im Vergleich mit den europäischen Nachbarländern überdurchschnittlich lang auf ein Spenderorgan. Das machten die auf Kinder spezialisierten Transplantationsmediziner auf dem Kongress der Internationalen Transplantationsgesellschaft in Berlin 2012 deutlich. So lag die Wartezeit in Deutschland bei rund drei Jahren, während sie in den skandinavischen Ländern, Frankreich, Tschechien und der Schweiz unter sechs Monaten liegt. Der Grund dafür ist, dass diese Länder bei der Organvergabe Kinder und Jugendliche gegenüber erwachsenen Menschen mit defekten Nieren deutlicher bevorzugen als dies in Deutschland geschieht.
„Für Erwachsene mit nicht mehr funktionierenden Nieren ist die notwendige regelmäßige Dialyse eine Qual und beeinträchtigt die Gesundheit. Für Kinder und Jugendliche kommt hinzu, dass eine lange Dialysezeit sich merklich negativ auf das Größenwachstum und die Entwicklung auswirkt. Zurzeit müssen Kinder unter zehn Jahren in der Regel mehr als zwei Jahre auf eine neue Niere warten. Jugendliche im zweiten Lebensjahrzehnt erhalten ein Spenderorgan oft erst nach vier Jahren. Zwar gibt es auch in Deutschland einen ‚Kinderbonus´, der aber Kinder und Jugendliche nicht in dem Maße priorisiert, wie das einige unserer europäischen Nachbarn tun. Wenn wir in Deutschland nichts an der Vergabepraxis ändern, ist absehbar, dass sich diese Wartezeiten für Patienten bis 18 Jahre noch einmal spürbar verlängern werden“, sagte Professor Markus Kemper, Leiter des Nierenzentrums für Kinder und Jugendliche der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, auf dem Transplantationskongress.
Rund 100-mal pro Jahr werden in Deutschland Spendernieren Kindern und Jugendlichen implantiert. Insgesamt wurden seit Beginn der Nierentransplantationen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Jahr 2011 rund 1860 solcher Eingriffe durchgeführt.
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