Aktuell warten in Deutschland deutlich mehr als 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Nahezu 1000 davon benötigen ein neues Herz, weil ihr eigenes zu krank ist, um die lebensnotwendige Pumpfunktion ausreichend zu erfüllen. Da aufgrund des Mangels an Spenderherzen einem großen Teil dieser Menschen die lebensrettende Organtransplantation verwehrt bleibt, behelfen sich Herzchirurgen mit sogenannten Kunstherzen. Diese sind trotz deutlicher medizintechnischer Weiterentwicklungen in den letzten Jahrzehnten aber bisher kein dauerhafter Ersatz für ein menschliches Herz, sondern in den allermeisten Fällen nur ein Mittel zur Überbrückung der Wartezeit, bis ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung steht, betonte die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) anlässlich des Tages der Organspende am 1. Juni.
„Wir rufen alle Menschen in Deutschland auf, sich mit der Thematik zu befassen, einen Spenderausweis auszufüllen und diesen stets bei sich zu tragen. Denn nach dem dramatischen Rückgang der Organspenden kann nur eine wieder ansteigende Zahl von Spendern das Leben unserer herzkranken Patienten retten“, sagte DGTHG-Präsident Professor Jochen Cremer anlässlich des Tages der Organspende. „Die Berichterstattung in den Medien, in der die beeindruckende Weiterentwicklung der Kunstherzen geschildert wird, ist zwar löblich, aber noch sind diese sogenannten Herzunterstützungssysteme kein dauerhafter Ersatz für die kranken Herzen unserer Patienten. Denn diese Systeme können die Herzfunktion bisher nur übergangsweise ersetzen. Zudem ist die sehr ausgeklügelte Technik auch mit potenziellen Gefahren für den Patienten verbunden und mindert die Lebensqualität durch die ständige Abhängigkeit von dem künstlichen Lebensmotor.“
Im vergangenen Jahr wurden 327 Herztransplantationen vorgenommen – so wenig wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Implantationen von Herzunterstützungssystemen mit 835 Fällen einen Rekordstand. Die bisher längste Einsatzzeit eines Kunstherzens bei einem Patienten beträgt annähernd acht Jahre. In der Regel warten Patienten bis zu zwei Jahre, bevor sie ein Spenderherz erhalten. Für einige der Patienten, die aufgrund ihres lebensbedrohlichen Erkrankungszustandes diese Wartezeit auf einer Intensivstation verbringen, eine zu lange Zeit: Sie versterben aufgrund ihrer Herzerkrankung. Erst die Transplantation bedeutet für den überwiegenden Teil der Patienten ein Ende des Leidensweges: Rund 80 Prozent der Patienten überleben heute die komplexe Herztransplantation und haben anschließend eine exzellente Langzeitüberlebensrate – viele Patienten auch deutlich über 20 Jahre hinaus. Nach der Transplantation müssen sie zwar zur Verhinderung von Abstoßreaktionen des fremden Herzens Medikamente einnehmen, verfügen aber überwiegend über eine hohe Lebensqualität wie andere chronisch-kranke Menschen auch.
Der Tag der Organspende wurde erstmals 1982 von Selbsthilfeverbänden der Organtransplantierten ins Leben gerufen. Seitdem werben die Verbände jeweils am ersten Samstag im Juni für Organspendeausweise und machen auf die Situation der schwer kranken Menschen in Deutschland aufmerksam, die auf ein Spenderorgan warten. Ein Organspendeausweis kann kostenlos bei der DGTHG über die Telefonnummer 030 28004-370 bzw. mit einer E-Mail an organspende@dgthg.de angefordert werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.