Oldies but Goldies? Der VW Polo im Gebrauchtwagen-Check

(dmd). Jede Menge VW Polos tummeln sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Kein Wunder, schließlich gehört der Kleinwagen in der Zulassungsstatistik zu den Spitzenreitern in Deutschland. Allerdings sollte man beim Kauf eines Second-Hand-Modells auch genau hinschauen und das Serviceheft streng prüfen. Wir unterzogen den Polo des Typs 9N, gebaut zwischen 2001 und 2009, dem Gebrauchtwagen-Check.

Karosserie
Mit 3,89 Meter bleibt der Polo deutlich unter der magischen Vier-Meter-Marke, wovon im Innenraum aber wenig zu spüren ist. Für einen Kleinwagen ist der Wolfsburger ausgesprochen geräumig – vier Erwachsene finden ohne Mühe Platz. Dazu fasst der Kofferraum mindestens 270 Liter. Von den beiden oft angebotenen Varianten Drei- und Fünftürer ist der Fünftürer eindeutig die bessere Wahl, da das Entern des Fonds deutlich leichter fällt. Außerdem erweisen sich die kürzeren Türen in engen Parklücken praktischer als die großen des Dreitürers. Zwar hatte VW auch eine viertürige Limousine im Programm, das Fahrzeug fand hierzulande allerdings nur wenig Abnehmer, weshalb die Variante auf dem Gebrauchtwagenmarkt eher selten anzutreffen ist. 2005 erhält der Polo ein Facelift mit einer deutlich geänderten Front und einigen nun serienmäßigen Komfortdetails.

Antrieb
Die Motorenpalette des VW Polo ist groß und reicht von 1,2-Liter-Basisbenziner mit 40 kW/54 PS bis zum Sportler GTI mit 132 kW/180 PS. Dazu gesellen sich noch Dieselvarianten zwischen 47 kW/64 PS und 96 kW/130 PS. Eine gute Wahl sind die 1,4-Liter-Motoren mit 55 kW/75 PS oder als Direkteinspritzer mit 63 kW/86 PS. Neben flotten Fahrmöglichkeiten gesellt sich ein relativ geringer Verbrauch von unter sechs Liter hinzu. Die Motoren gelten allgemein als robust, auch wenn VW Probleme mit eingefrorenen Alu-Motoren hatte. Mit einer kostenlosen Nachrüstung dürfte der Mangel aber behoben werden. Interessenten sollten bei Benzinern mit 1,0 und 1,4 Liter Hubraum nach der Zusatzheizung fragen.

Ausstattung und Sicherheit
Man darf vom Polo keinen Luxus erwarten. Nur die wenigsten Fahrzeuge sind voll ausgestattet. Im preissensiblen Segment der Kleinwagen wird von Privatkunden meist jeder Euro zweimal umgedreht, was man bei der Ausstattung spürt. Radio, elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage sollten aber schon dabei sein. Ohne Aufpreis waren vier Airbags immer an Bord, ESP gab es dagegen erst ab 100 PS serienmäßig. Kopfairbags waren ab 2002 optional erhältlich. Beim EuroNCAP-Crashtest 2002 schnitt der Polo mit vier von fünf möglichen Sternen trotzdem gut ab. Nach dem Facelift 2005 zählen elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung zum Serienumfang.

Die Qualität
Der Polo ist vor allem bei deutschen Kunden beliebt. Nach einem Blick auf die TÜV-Mängelliste fragt man sich allerdings, warum. Denn der Kleine hat nicht nur mit zugefrorenen Motoren zu kämpfen, sondern er hat auch nach etwa sechs Jahren häufig mit Ölverlust zu kämpfen. Hinzu kommen Probleme beim Licht und an den Antriebswellen. Auch schlechter Bremsleistung an der Hinterachse, einseitiges Wirken der Handbremse und defekten Auspuffanlagen gehören zum regelmäßigen Mängelprogramm. Dazu gesellen sich Fehlfunktionen an der Elektrik, an den Fensterhebern und an der Zentralverrieglung. Auch das Schiebedach gibt gerne mal seinen Geist auf, Getriebe und Kupplung halten den Strapazen des Stadtverkehrs zudem ebenfalls nicht immer stand und die Diesel haben mit verschlissenen Zahnriemen, defekten Turboladern und gerissenen Zylinderköpfen zu kämpfen. Bei Benzinern kann darüber hinaus die Steuerkette reißen, weshalb ein rechtzeitiger Wechsel wichtig ist. Interessenten sollten das Objekt ihrer Begierde deshalb genau unter die Lupe nehmen, am besten mit einem Fachmann an ihrer Seite.

Fazit
Der VW Polo ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt nicht gerade ein günstiges Angebot. Gut erhaltene Exemplare unter 2.000 Euro sind selten. Interessenten, die die lange Mängelliste nicht abschreckt, sollten ein Fahrzeug nach dem Facelift 2005 als Fünftürer mit einer belegbaren Historie und einem durchgestempelten Service-Heft suchen – oder gleich nach einem älteren VW Golf Ausschau halten.

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