Oldies but Goldies? Der Porsche 911 Carrera 996 im Gebrauchtwagen-Check

(dmd). Seine Scheinwerfer wurden ihm zum Verhängnis. Als der Porsche 911 Carrera 996 im Jahre 1997 erstmals vom Band rollte, sorgte die Form der Lichter für viel Furore – die nicht gerade positiv war. Dazu kam, dass er erstmals in der 911er-Reihe einen Wasserkühler besaß. Das bis zum Jahr 2006 produzierte Modell gehört zu den weniger beliebten Vertretern der 911er-Familie. Dabei hat es in Sachen Sportlichkeit einiges zu bieten. Wir unterzogen den Unverstandenem dem Gebrauchtwagen-Check.

Karosserie
Ein Porsche kauert tief über dem Asphalt. Viel Platz im Innenraum bleibt deshalb nicht. Doch Elfer-Fahrer genießen den Ritt mit den sechs Zylindern gerne alleine oder mit nur einem Beifahrer. Dafür ist der Stuttgarter ideal, auch wenn auf den Notsitzen Kinder durchaus Platz haben. Die hinteren Lehnen können aber auch umgeklappt werden, um Gepäck einfacher zu verstauen. Man soll es nicht glauben, aber ein 911 eignet sich durchaus als Alltagsauto. Kleine Einkäufe passen unter die vordere Haube oder in den Fond.

Mit einer Länge von 4,43 Metern und einer Breite von 1,77 Metern ist auch das Einparken in enge Lücken kein Problem. Und selbst mit Kindern muss man auf Fahrspaß nicht verzichten: Für den Porsche gibt es spezielle, eng geschnittene Kindersitze. Neben dem Coupé boten die Stuttgarter auch Cabrio und Targa Versionen an, am beliebtesten ist aber die geschlossene Variante, gerne auch mit Schiebedach.

Antrieb
Ganz klassisch wird der 911 von einem Sechszylinder-Boxermotor angetrieben. Im 996 ist er erstmals mit Wasser gekühlt, worüber Puristen anfangs die Nase rümpften. Zu Unrecht, denn das Triebwerk hat, je nach Variante mit 3,4 bis 3,8 Liter Hubraum, genügend Power und auch Sound zu bieten. Mindestens 221 kW/300 PS liegen an, der GT2 leistet sogar 355 kW/483 PS. Die Motoren gelten bei regelmäßiger Pflege und langsam warmgefahrenen Öl als nahezu unverwüstlich. Laufleistungen über 300.000 Kilometer sind keine Seltenheit.

Wer einen alltagstauglichen Porsche sucht, ist mit dem Basis-Boxer gut bedient, die schärferen Turbo- oder harten GT-Varianten sorgen zwar für mehr Fahrspaß auf der Rennstrecke, sind für den Alltag nur bedingt einsetzbar, da zu hart abgestimmt. Gerne genommen, und auf dem Gebrauchtwagenmarkt deshalb häufig zu finden, sind die Carrera4 genannten Allradmodelle, die mehr Traktion bieten, aber auch etwas mehr Kraftstoff benötigen. Getrost vergessen kann man die Tiptronic-Automatik, die für Sportfahrer-Geschmack zu langsam reagiert und dem Elfer viel von seinem Biss nimmt.

Der Schritt zur Wasserkühlung wurde übrigens nötig, um Verbrauchs- und Abgasvorschriften zu erfüllen. Die neue Vierventiltechnik mit zwei obenliegenden Nockenwellen war mit der Luftkühlung nicht realisierbar. Die Motoren verbrauchen je nach Version im Schnitt zwischen 11,2 und 13,3 Liter auf 100 Kilometer.

Ausstattung und Sicherheit
Teure und seltene Sportwagen werden von der EuroNCAP-Vereinigung nicht gegen die Wand gefahren, deshalb fehlt hier eine Bewertung. Der Porsche gilt aber allgemein als sehr sicher. Es sei denn, man übertreibt es, was beim Elfer schnell passieren kann. Schließlich fährt die schwächste Variante schon bis zu 280 km/h. Zur Sicherheit sind aber ABS und Airbags mit an Bord, erstmals auch für die Seite. Optional gibt das PSM genannte ESP, das den Fahrer zuverlässig einbremst. Ebenso als Zubehör wurden das Navigationssystem, eine Klimaanlage und natürlich Ledersitze angeboten. Die Liste der Extras ist lang, vollausgestatte Modelle gibt es nicht, auch wenn es manche Vorbesitzer in Verkaufsanzeigen suggerieren wollen.

Die Qualität
Ein Porsche ist nicht nur wertstabil, er ist, guter Einkauf vorausgesetzt, eine Aktie mit fast schon garantierter Wertsteigerung. Denn die Qualität des Stuttgarters ist sehr gut. Beim TÜV-Bericht schneidet der Sportwagen deutlich besser ab als vergleichbare Modelle ähnlichen Alters. Rost ist schon seit 1977 dank vollverzinkter Karosserie kein wirkliches Thema mehr. Die Bremsen sind meist ebenso in Ordnung wie Auspuffanlage, Scheinwerfer und Fahrwerk. Je nach Vorbesitzer sollte man sich aber Bremsscheiben und Reifen genau anschauen, die leiden nämlich bei sehr sportlicher Fahrweise. Ersatz ist teuer. Probleme gibt es ab und an mit der Elektronik, speziell mit der Batterie, die sich ganz gerne durch irgendwelche kriechende Verbraucher von selbst entlädt. Auch spielt manchmal die Steuerung der Klimaanlage und des Navis verrückt.

Fazit
Der Traum vom eigenen Porsche muss keiner sein, wenn man mindestens 18.000 Euro für einen 996 investiert. Bei gepflegten und originalen Exemplaren ohne Spoiler und andere Geschmacklosigkeiten erhält man dann neben viel Fahrspaß auch eine sichere Geldanlage.

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