Das ein oder andere Wagnis im Leben einzugehen und den hiermit verbundenen Nervenkitzel zu genießen, gehört zu typisch menschlichen Verhaltensweisen. Entdeckt ein Mensch im Glücksspiel jedoch einen Weg, sich immer wieder an der Hoffnung auf den Sieg zu berauschen, ist die Spielsucht nicht mehr fern. Immer wieder stellen sich Frauen und Männer daher die Frage: Wie kommt es zur Spielsucht und welche Faktoren ebnen der Krankheit den Weg?
Anlage und Umwelt spielen eine Rolle
Die Anlage-Umwelt-Debatte ist eine der wohl ältesten Diskussionen, wenn es um die menschliche Persönlichkeit geht. Während Nativisten glauben, der Mensch könne nicht durch sein Umfeld geprägt werden und seine Persönlichkeit bestehe allein aus den ihm gegebenen genetischen Voraussetzungen, sind die Behavioristen ganz anderer Meinung. Sie nämlich geben wenig auf genetische Anlagen und konzentrieren sich ganz auf die Veränderungen, die die Umwelt hervorruft.
Dass sich die Wirklichkeit jedoch weder durch die eine noch durch die andere Sichtweise erklären lässt, ist heute längst klar. Auch auf dem Weg in die Spielsucht spielen sowohl das Umfeld der Betroffenen als auch ihre eigene Persönlichkeit eine entscheidende Rolle.
So gibt es durchaus begünstigende Persönlichkeits-Merkmale wie
- Impulsivität,
- Risikofreudigkeit
- und Hang zu falschen Schlussfolgerungen,
die die Entstehung der Spielsucht begünstigen können. Dass es sogar Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, bestätigte die Universität Hohenheim. Dennoch: Das Suchtpotenzial des Menschen allein macht ihn noch nicht zu einem wahrscheinlicheren Spielsüchtigen.
Auch die Umwelt, also Familie, Freunde und sogar der Wohnort, können eine Spielsucht begünstigen. Ist Glücksspiel im sozialen Umfeld eine gängige Praxis, sinkt die Hemmschwelle und auch krankhaftes Verhalten wird lange als normal empfunden. Mangelndes Interesse der Sozialkontakte am Wohlbefinden Betroffener kann zusätzlich dafür sorgen, dass sich das Glücksspiel zu einem Zufluchtsort entwickelt.
Glücksspiel-Varianten bestimmen das Tempo
Der dritte Faktor, der die Glücksspielsucht vorantreiben kann, ist das Spiel an sich. Seine Form und auch die Art und Weise der Zugänglichkeit entscheiden darüber, wie viel Raum ein Mensch dem Spiel in seinem eigenen Leben einräumt. Nicht zuletzt gelten Online Spiele daher als besonders risikoreich. Aber nicht nur sie, sondern auch die Spielbank in der Parallelstraße kann sich zu einem Risikofaktor entwickeln.
Anhand der Öffnungszeiten vieler Spielbanken innerhalb der Bundesrepublik lässt sich leicht erkennen, dass Glücksspiel nicht nur auf den Abend beschränkt stattfindet. So öffnet die Spielbank in Wiesbaden ihre Pforten bereits um zwölf Uhr am Mittag und schließt sie erst, wenn die Uhr nach Mitternacht vier Mal schlägt.
Zudem gelten Spiele mit hoher Geschwindigkeit als begünstigend. Ist es dem Spieler möglich, binnen kürzester Zeit mehrere Einzelspiele zu starten und setzt er hierbei immer wieder neu auf Gewinn oder Verlust, so dreht sich die Abwärtsspirale umso schneller. Betroffenen fällt es dann schwer, ihre eigenen Einsätze zu kontrollieren. Das Ergebnis sind oft der Bankrott und eine Überschuldung.
Der Weg in die Spielsucht ist also mehr als eine Einbahnstraße. Mehrere Weggabelungen entscheiden darüber, wie schnell und vor allem wie tief ein Mensch in die Sucht abrutscht. Und ist es dann tatsächlich geschehen, braucht es vor allem das Verständnis des Umfeldes und therapeutische Hilfe. Denn auch der Weg zurück wird nicht von einem Faktor alleine bestimmt.
Quellen:
Universität Hohenheim: Geschlechtsspezifische Unterschiede der Spielsucht