Patienten mit Tumoren auf dem Bauchfell stehen vor großen Herausforderungen. Eine Heilung ist oft schwer. Meist handelt es sich um Metastasen aus anderen Bauchorganen, zum Beispiel dem Magen. Die Diagnose von Bauchfellmetastasen bedeutet oft ein fortgeschrittenes Krebsstadium. Eine Behandlung ist dann schwierig. Doch es gibt Hoffnung: Ein Team der MHH hat eine neue Behandlung entwickelt. Sie nennen sie NIPS (neoadjuvante intraperitoneale Systemtherapie). Diese Therapie kombiniert eine herkömmliche Chemotherapie über die Vene mit einer gezielten Chemotherapie im Bauchraum. Das Ziel ist klar: Tumore und Metastasen sollen schrumpfen. Dann können Ärzte sie operativ entfernen.
Diese neue Methode richtet sich an palliative Patienten mit Magenkrebs und Bauchfellmetastasen. Für sie bedeutet NIPS eine Chance auf deutlich längere Überlebenszeiten.
Magenkrebs und Bauchfellmetastasen: Herausfordernde Therapien
Magenkrebs gehört zu den zehn häufigsten Krebsarten. Jährlich erkranken in Deutschland rund 14.500 Menschen. Bei über einem Drittel der Betroffenen bilden sich im fortgeschrittenen Stadium Bauchfellmetastasen, auch peritoneale Metastasen genannt. Das Bauchfell (Peritoneum) ist eine dünne Bindegewebshaut, die die Bauchhöhle auskleidet.
Bisherige Therapien für Bauchfellmetastasen sind oft nicht zufriedenstellend. Dr. Thomas Wirth von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie erklärt: „Im Gegensatz zu Metastasen in anderen Organen wie Leber oder Lunge, gibt es für Bauchfellmetastasen kaum gute Optionen.“ Die Standardtherapie ist eine palliative systemische Chemotherapie. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt hier nur sechs bis zwölf Monate.
Begrenzte chirurgische Optionen bei Bauchfellkrebs
Chirurgische Eingriffe sind ebenfalls stark begrenzt. Nur wenige Patienten kommen dafür infrage. Eine Möglichkeit ist die Zytoreduktion mit HIPEC (Hyperthermic Intraperitoneal Chemotherapy). Professorin Dr. Beate Rau, Spezialistin für onkologische Chirurgie, erläutert: „Zuerst entfernen wir das Magenkarzinom und die Bauchfellmetastasen operativ. Direkt danach spülen wir den Bauchraum mit einem erwärmten Chemotherapeutikum. Das tötet verstreute Tumorzellen ab und verzögert das Wiederauftreten.“
Eine weitere Option ist PIPAC (Pressurized Intraperitoneal Aerosolized Chemotherapy). Professorin Rau beschreibt: „Bei dieser Methode sprühen wir eine Chemotherapie mittels Druckverfahren – ähnlich wie Haarspray – laparoskopisch in die Bauchhöhle. Das erreicht die Metastasen direkt.“ PIPAC ergänzt die systemische Chemotherapie und wird im Wechsel angewendet. Beide Methoden, HIPEC und PIPAC, erfordern einen stationären Aufenthalt.
NIPS: Ambulant und parallel gegen Krebs
NIPS kombiniert eine systemische Chemotherapie über die Vene mit einer gezielten Chemotherapie für Bauchfellmetastasen. Der Clou: Ärzte implantieren einen Port unter die Haut im Bauch. „Dieses System besteht aus einer kleinen Kammer und einem Schlauch, der in die Bauchhöhle führt“, erklärt Professorin Rau. Über diesen Port wird das Chemotherapeutikum direkt in den Bauchraum gegeben.
Das Verfahren bietet viele Vorteile. „Wir können es ambulant und zeitgleich mit der systemischen Chemotherapie durchführen“, sagt Dr. Wirth. Patienten müssen also nicht ins Krankenhaus. Sie erhalten beide Behandlungen in einem Durchgang. Ein weiterer Pluspunkt: Die Medikamente können individuell kombiniert werden. Es muss sich nicht um dasselbe Chemotherapeutikum handeln.
Erste Erfolge und neue Hoffnung durch NIPS
Die MHH-Kliniken etablieren NIPS gemeinsam. Zum Team gehören Professorin Rau, Dr. Wirth, Dr. Anna Saborowski und Dr. Franziska Köhler. Die MHH ist eine der ersten Kliniken in Deutschland, die dieses Verfahren anwendet. Die ersten drei Patienten werden bereits behandelt. Sie erhalten neun Wochen lang wöchentlich die kombinierte Chemotherapie mit NIPS. Danach prüfen die Ärzte den Erfolg: Sind Magenkarzinom und Metastasen klein genug für eine Operation?
Dr. Wirth ist optimistisch. Eine japanische Studie zeigt beachtliche Erfolge: „Kollegen in Japan erreichen mit NIPS teilweise eine Lebensverlängerung von mehreren Jahren.“ NIPS erweitert das Therapiespektrum erheblich. Es bietet neuen Chancen für palliative Patienten mit Magenkrebs und Bauchfellmetastasen. Professorin Rau betont: „NIPS ist ein vielversprechendes palliatives Therapieverfahren.“ Dennoch ist die Patientenauswahl wichtig. Die Therapie ist nicht für jeden geeignet. Geplant ist, jährlich etwa zehn Patienten auf diese Weise zu behandeln.
Weitere Informationen
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Beate Rau, und Privatdozent Dr. Thomas Wirth, .
