Nierenzellkarzinom: Sorafenib bei älteren und komorbiden Patienten gut verträglich und unter Alltagsbedingungen in der Klinik bewährt

In der Phase-III-Studie TIVO-1 zeigte sich unter einer Erstlinien-Therapie mit Sorafenib bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom ein tendenziell längeres Gesamtüberleben im Vergleich zu Tivozanib. Mittlerweile stehen nun auch umfangreiche Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Sorafenib im klinischen Alltag zur Verfügung, aus denen hervorgeht, dass die Substanz auch zur Behandlung von älteren und komorbiden Patienten mit Nierenzellkarzinom geeignet ist.

Diagnose Nierenzellkarzinom in Deutschland

In Deutschland erkranken jährlich etwa 11.000 Menschen an Nierenkrebs. Die häufigste Form ist das Nierenzellkarzinom, das etwa 85 Prozent aller Fälle ausmacht. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Meist wird die Diagnose ab einem Alter von 45 Jahren gestellt, in der Mehrzahl der Fälle tritt die Erkrankung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Da typische Symptome erst spät im Krankheitsverlauf  auftreten, wird das Karzinom oft nur zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt. Bei einem Drittel der Patienten haben sich dann bereits Metastasen gebildet (1).

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Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib

Seit 2006 steht der Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zur Verfügung. In Europa ist die Substanz zur Behandlung von Patienten zugelassen, bei denen es nach einer Behandlung mit Interferon-alpha oder Interleukin-2 zum Rezidiv kommt, oder als First-Line-Therapie bei Patienten, die mit diesen Standardsubstanzen nicht behandelt werden können (2).

TIVO-1 Phase-III-Studie: Tyrosinkinase-Hemmer Tivozanib und Sorafenib im Vergleich

In der Phase-III-Studie TIVO-1 wurde der Tyrosinkinase-Hemmer Tivozanib mit Sorafenib als Kontrollsubstanz bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom in der Erstlinientherapie verglichen. Hierzu wurden auf dem ASCO 2012 bereits die Daten bezüglich des progressionsfreien Überlebens vorgestellt. Auf dem ASCO-GU 2013 wurden jetzt die Ergebnisse einer offenen multizentrischen Verlängerungsstudie zum Gesamtüberleben (OS) präsentiert (3).

Eine finale Analyse des Gesamtüberlebens (OS) wurde 2 Jahre nach der Rekrutierung des letzten Patienten durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren unter Tivozanib 118 Todesfälle (45,4%) eingetreten und unter Sorafenib 101 (39,3%), (stratifiziertes HR 1,25; p=0,105). Das mediane Gesamtüberleben unter Sorafenib betrug 29,3 Monate (29,3-NR) und unter Tivozanib 28,8 Monate (22,5-NR). Somit zeigte sich ein statistisch nicht signifikanter Trend zugunsten von Sorafenib (3).

 

Abbildung 1: Adaptiert nach Motzer RJ et al. ASCO-GU 2013; Abstract & Poster 350

 

Sorafenib auch bei älteren und komorbiden Patienten verträglich

In randomisierten kontrollierten Studien sind bestimmte Personengruppen wie ältere oder komorbide Patienten aufgrund der Einschlusskriterien meist unterrepräsentiert. Aus dem Zeitraum von über 6 Jahren liegen jetzt umfangreiche Studienergebnisse zur Anwendung von Sorafenib in der Alltagspraxis vor. In der European Advanced Renal Cell Carcinoma Sorafenib (EU-ARCCS) expanded access-Studie wurde bei der Anwendung von Sorafenib unter Alltagsbedingungen ein ähnliches Sicherheitsprofil wie in klinischen Studien beobachtet (3). Zudem wurde in einigen Studien zur klinischen Alltagspraxis die Bedeutung von Sorafenib bei ungünstigen Pathologien beschrieben, so dass sich die Anwendung nun auch auf besondere Risikogruppen ausgeweitet hat (1). Wissenschaftler kamen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Sorafenib auch zur Behandlung komorbider Patienten geeignet ist, die z.B. unter Hirnmetastasen, Schlaganfall, Herz- oder Niereninsuffizienz leiden (5).

In einer Datenauswertung der Sorafenib RCC Integrated Database von 4.684 Patienten verschiedener Altersstufen (1.126 <55 Jahre, 1.579 55-65 Jahre, 1.382 65-<75 Jahre, 559 ≥75 Jahre), die eine Sorafenib-Monotherapie erhalten hatten, zeigte sich auch bei den älteren Patienten eine gute Verträglichkeit. Die Inzidenz der behandlungsbedingten Nebenwirkungen war in allen Altersgruppen vergleichbar und es gab keine Hinweise auf kumulative Toxizitäten. Die gute Verträglichkeit wird auch dadurch deutlich, dass das Therapieschema von Patienten aller Altersstufen weitgehend eingehalten wurde (2).

NCCN-Guidelines

Die NCCN-Guidelines empfehlen Sorafenib derzeit für ausgewählte Patienten mit klarzelliger Histologie. In den Richtlinien der European Organisation for Research and Treatment of cancer wird die Anwendung von Sorafenib bei Patienten mit kardialer Toxizität und hohem Alter erwogen (2).

Quellen:

  1. www.bayerpharma.com/de/therapiegebiete/therapiegebiete-a-z/nierenzellkrebs.php
  2. Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom – Therapieerfahrungen mit Sorafenib. Urologen.info. Februar 2013
  3. Beck J et al. Final results of the European Advanced Renal Cell Carcinoma Sorafenib (EU-ARCCS) expanded-access study: a large open-label study in diverse community settings. Ann Oncol 2011;22(8):1812-1823
  4. Motzer RJ, Eisen T, Hutson TE et al. Overall survival results from a phase III study of tivozanib hydrochloride versus sorafenib in patients with renal cell carcinoma. Abstract &Poster 350
  5. Bellmunt et al. A new patient-focused approach to the treatment of metastatic renal cell carcinoma: establishing customized treatment options. BJU Int. 2011;107(8):1190-1199

weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel:

Bei Leberzellkrebs und Nierenzellkrebs greift Sorafenib zielgerichtet Tumorzellen und Tumorgefäße an

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