Münster (mfm/tw) – Schnelltest auf OP-Folgen: Durch einen Urintest kann eine beginnende Nierenschädigung bei Patienten nach herzchirurgischen Eingriffen früher als mit herkömmlichen Verfahren erkannt werden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Uni Münster um Professor Dr. Alexander Zarbock in einer Studie, die nun (27. März) in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht worden ist. Somit ist es jetzt möglich, bei Patienten mit hohem Risiko für ein akutes Nierenversagen rechtzeitig eine die Niere schützende Therapie einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.
Akutes Nierenversagen ist eine häufige Komplikation nach herzchirurgischen Eingriffen. Über die Nieren scheidet der Körper unter anderem Giftstoffe aus; wenn die Nieren versagen, sind betroffene Patienten danach oft lebenslang von einem künstlichen Verfahren zur Blutreinigung, der Dialyse, abhängig. „Mit herkömmlichen Verfahren ist es schwer, eine Funktionsstörung der Niere rasch nachzuweisen“, erläutert Zarbock: „Die bisher analysierten Werte steigen erst mit einer Verzögerung von bis zu zwei Tagen nach der Nierenschädigung an.“ In der aktuellen Studie untersuchte der Intensivmediziner mit Kollegen aus der münsterschen Uni-Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hugo Van Aken) Patienten, die sich einem Eingriff unter Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine unterziehen mussten.
Die Forscher verglichen herkömmliche Nierenfunktionstests mit einem neuartigen, in den USA entwickelten Urintest. Der von dem Unternehmen Astute Medical entwickelte Nephrocheck-Test nutzt eine einfache Technologie zum Nachweis der Proteine TIMP-2 und IGFBP-7 im Urin der Patienten. Die Freisetzung dieser beiden Proteine durch die Nierenzellen fungiert als eine Art biologisches Alarmsystem, das signalisiert, wenn tubuläre Epithelzellen unter akutem Stress stehen und die Gefahr eines akuten Nierenversagens gegeben ist. Im weiteren Verlauf kann diese wiederum zu dauerhaften Nierenschäden bis hin zu einem permanenten Verlust der Nierenfunktion führen.
Internationale Richtlinien empfehlen eine frühzeitige Risikobeurteilung der Nierenfunktion von Patienten. Das Ergebnis der jetzt veröffentlichten Studie zeigt, dass eine Schädigung der Niere bereits vier Stunden nach einer Herz-OP zuverlässig nachgewiesen werden kann. In weiteren Studien soll untersucht werden, ob die Verwendung des Nephrocheck-Tests in Verbindung mit der Umsetzung nierenschützender Maßnahmen zu weniger Komplikationen und damit zu einem schnelleren Heilungsverlauf führen kann.
Redaktion:
Dr. Thomas Bauer
Medizinische Fakultät der Universität Münster
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Originalpublikation:
Meersch, Melanie et. al. (2013): Urinary TIMP-2 and IGFBP7 as early biomarkers of acute kidney injury and renal recovery following cardiac surgery. In: PLOS ONE. Doi: 10.1371/journal.pone.0093460