Der PSA-Wert (PSA = Prostataspezifisches Antigen) ist bei der Vorsorgeerkennung von Prostataerkrankungen ein Parameter, der bei der Früherkennung von Prostatakrebs im Fokus vieler Männer ab 50 Jahren steht. Und auch nach einer Prostataresektion gibt der PSA-Wert Hinweise, die auf ein mögliches Prostatakarzinom deuten können. Im Fokus der routinemäßigen Nachsorge steht dabei die Kinetik der PSA-Werte: verdoppeln sich bei Männern nach einer Prostata-Operation die Werte in weniger als 10 Monaten, sind weitere Therapieentscheidungen zu treffen. Nach Prof. Dr. med. Peter Hammerer, Braunschweig, weisen PSA-Werte ab 2 ng/ml nach einer Prostataresektion auf ein erhöhtes Risiko für ein Prostatakarzinom hin.
Prof. Hammerer zählte die Anforderungen auf, die eine Therapie beim Hochrisiko-nmCRPC (nmCRPC = nicht metastasiertes kastrationsresistentes Prostatakarzinom) bieten sollte: „Gefragt ist eine effektive Therapie, die möglichst wenig Nebenwirkungen hervorruft, die Lebensqualität des Patienten erhält und nicht nur die metastasenfreie, sondern insgesamt die Gesamtlebensdauer des Patienten verlängert. Darolutamid plus ADT (ADT = Androgendeprivationstherapie) ist eine Therapieoption, die diesen Ansprüchen gerecht werden kann.“
ARAMIS – Basis zur Therapie von Hochrisiko-nmCRPC-Patienten
Die Daten der mehr als 1.500 Hochrisiko-nmCRPC-Patienten, die an der europäischen Zulassungsstudie ARAMIS teilnahmen, bilden die Basis für Hammerers Einschätzung. Nach der 2:1-Randomisierung auf zweimal täglich 600 mg Darolutamid bzw. Placebo zur bestehenden ADT zeigte sich beim medianen MFS als primären Endpunkt eine statistisch signifikante Verbesserung unter Darolutamid plus ADT vs. Placebo plus ADT allein: 40,4 Monate vs. 18,4 Monate (Primäranalyse nach median 1,5 Jahren).2 Die Zugabe des ARI zur ADT verzögerte die Zeit bis zur Schmerzprogression um fast 15 Monate vs. Placebo plus ADT (sekundärer Endpunkt).2 Das heißt, das Überleben der Patienten wurde verlängert und die Patienten konnten auch von einem verzögerten Auftreten von Schmerzen profitieren (sekundärer Endpunkt).
Nach der primären Endpunktanalyse wurde die Studie im Cross-over-Design unverblindet weitergeführt.1 Das Sterberisiko für Männer unter Darolutamid plus ADT war in der finalen Analyse um mehr als 30 % vs. ausschließlicher ADT reduziert.1 Die gute Verträglichkeit erlaubte es den meisten Patienten (im Schnitt 19 von 20) bei der vollen vorgesehenen Dosis von Darolutamid zu bleiben und somit kontinuierlich davon zu profitieren.1 Die Inzidenzen von Nebenwirkungen, die den Alltag beeinträchtigen können, lagen überwiegend auf dem Niveau der Placebo-Gruppe.1, 2
Hammerer sieht Darolutamid aufgrund der starken Wirksamkeit und der vorteilhaften Verträglichkeit als First-Line-Option für die zumeist fitte, asymptomatische Klientel der Hochrisiko-nmCRPC-Patienten. Das Gefühl, mit Darolutamid eine gute Wahl zu treffen, wird durch den Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) bekräftigt, der Darolutamid einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen gegenüber dem abwartenden Vorgehen unter Beibehaltung der ADT bescheinigt.5 *1
*1Zweckmäßige Vergleichstherapie: Abwartendes Vorgehen unter Beibehaltung der bestehenden konventionellen Androgendeprivation
Eigenschaften von Darolutamid überzeugen Urologen – Ergebnisse einer Online-Befragung
Der ARI Darolutamid steht seit zwei Jahren in Deutschland zur effektiven Therapie von nmCRPC-Patienten mit einem hohen Risiko für die Entstehung von Metastasen in Kombination mit ADT zur Verfügung. Gute Daten zur Wirksamkeit und Anwendungssicherheit liegen nicht nur dank der ARAMIS-Studie vor – inzwischen werden diese Ergebnisse auch durch zahlreiche Kasuistiken und Eindrücke aus der klinischen Praxis ergänzt.
Welche Erfahrungen haben Urologen inzwischen mit dem Einsatz von Darolutamid gesammelt? Welche Parameter sind für sie ausschlaggebend, wenn die Entscheidung für eine Therapieoption bei ihren Patienten ansteht? Diese und weitere Fragen wurden in einer aktuellen Online-Umfrage thematisiert, deren Ergebnisse Dr. med. Jörg Klier, Köln, präsentierte. Insgesamt 61 Urologen aus Deutschland beurteilten zwischen Mitte März und Anfang April 2022 die Bedeutung vorgegebener Kriterien für die Verordnung eines ARI anhand einer Skala von 1 = „überhaupt nicht wichtig“ bis 6 = „sehr wichtig“.
Ergebnis: Wirksamkeit (95 %) und Verträglichkeit (87 %) wurden als die wichtigsten Parameter angesehen. Mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer stuften außerdem die Einfachheit der Anwendung als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ein. Für ARI-naive Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC erwarteten mehr als vier von fünf der Befragten vor allem, dass der verordnete ARI die Metastasierung des Prostatakarzinoms verzögert und dabei gut verträglich ist. Jeweils etwa 2 von 3 Urologen meinten, die Medikation sollte das Sterberisiko senken und außerdem die Zeit bis zur Schmerzprogression verlangsamen.
Bereits eigene Praxiserfahrung mit Darolutamid beim Hochrisiko-nmCRPC gesammelt zu haben, bestätigten 70 % der Befragten. Ausschlaggebend für deren Darolutamid- Verordnungen waren Wirksamkeit und Sicherheit. Von den weniger als einem Drittel der Umfrageteilnehmer, die Darolutamid noch nicht verordnet hatten, gab die Mehrheit an, „keine geeigneten Patienten“ für diese Therapieoption in der Praxis zu haben.
Engmaschiges Monitoring auch bei asymptomatischen Patienten
„Um Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC zu identifizieren und eine wirksame Therapie zu ermöglichen, ist ein engmaschiges Monitoring wichtig“, betonte Klier. Dies gelte insbesondere, da es sich in dieser Krankheitsphase vor allem um asymptomatische Patienten handele, bei denen es keine körperlichen Indizien auf ein Fortschreiten der Erkrankung gibt und für die ein Erhalt der Lebensqualität von großer Bedeutung ist. Mittels konventioneller Bildgebung mit Knochenscan, CT- oder MRT-Aufnahmen sind bei diesen kastrationsresistenten Patienten keine Metastasen feststellbar. „Wenn unter Beibehaltung der ADT der PSA-Wert in drei aufeinanderfolgenden Analysen wieder auf über 2 ng/ml ansteigt und dieser Anstieg zudem rasch verläuft, mit einer Verdopplungszeit von 10 Monaten oder weniger, trägt der Patient ein hohes Risiko für die Entstehung von Metastasen“, erklärte Klier.
Darolutamid: Wirksame und zugleich einfache Anwendung bei einem fitten Patienten mit Begleitmedikation
Die meisten Patienten, bei denen ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom diagnostiziert wird, befinden sich in einem höheren Lebensalter und haben weitere akute oder chronische Erkrankungen, die ebenfalls eine medikamentöse Behandlung erfordern, wie Hypertonie, Dyslipidämie oder Arthritis und diverse andere.6 In Bezug auf ihr Prostatakarzinom sind die Patienten aber in der Regel asymptomatisch. Darolutamid zeichnet sich durch ein geringes Risiko für klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen aus.7 Beispielhaft dafür ist der Fall eines fitten, asymptomatischen 65-jährigen Patienten, der aufgrund eines Hypertonus und einer Hypercholesterinämie eine adäquate Ko-Medikation erhielt. Dieser Patient wurde nach einem Rezidiv, das drei Monate nach einer radikalen Prostatatektomie auftrat, zunächst durch Bestrahlung behandelt. Unter der anschließenden ADT stieg sein PSA-Wert wieder bis auf einen Wert von 8,0 im September 2021 deutlich an. Die PSA-DT betrug 5,7 Monate.
Der Mann galt daher nun als Hochrisiko-nmCRPC-Patient und wurde aufgrund der überzeugenden Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Darolutamid auf diese Substanz eingestellt.8 „Wir wollten außerdem sicher sein, dass der gewählte Wirkstoff ein geringes Interaktionspotenzial aufweist, da der Patient seine Ko-Medikation natürlich weiterhin einnehmen muss“, berichtete Klier. Inzwischen spricht der Patient bereits seit Start der Therapie mit Darolutamid im September 2021 gut auf Darolutamid an und hat keine durch diese Therapie bedingten Nebenwirkungen. Kein Einzel-, sondern ein ganz typischer Patientenfall, wie Hammerer bestätigen kann: „Insgesamt bietet Darolutamid plus ADT aus meiner Erfahrung und Überzeugung eine vorteilhafte Therapiemöglichkeit, von der Patienten mit Hochrisiko-nmCRPC profitieren können.“
Quelle:
1 Fizazi K, et al. N Engl J Med 2020; 383(11): 1040–9
2 Fizazi K, et al. N Engl J Med 2019; 380(13): 1235–46
3 Leitlinienprogramm Onkologie, S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Version 6.2, Oktober 2021. Online unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Prostatatkarzinom/Version_6/LL_Prostatakarzinom_Langversion_6.2.pdf, accessed 28.04.2022
4 https://www.researchgate.net/publication/350621452_EAU-EANM-ESTRO_ESUR_ISUP_SIOG-Guidelines-on-Prostate-Cancer-2021, accessed 28.04.2022
5 https://www.g-ba.de/downloads/39-261-4497/2020-10-15_AM-RL-XII_Darolutamid_D-543_BAnz.pdf
(Zugriff: 22.04.2022)
6 Pirschel C. ONSVoice 2017; 30. Januar. https://voice.ons.org/news-and-views/comorbidities-in-cancer-patient-care (Zugriff: 22.04.2022).
7 Shore N, et al. Target Oncol 2019; 14(5): 527–39
8 Nubeqa Fachinformation, Stand: Oktober 2020
9 Virtuelle Pressekonferenz, 10.05.2022, Bayer Vital GmbH, Darolutamid beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom
Bildquellen: Bayer Vital GmbH