News von der 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie

Kongress-Nachlese: Jahrestagung der DGPK 2014, Weimar

Weltweit sind etwa 205 Mio. Männer und 297 Mio. Frauen > 20 Jahre adipös –
mehr als eine halbe Milliarde Menschen.
Die Voraussagen für 2020 sind alarmierend:
9,1% bzw. über 60 Mio. Kinder weltweit werden übergewichtig oder adipös sein.

Und: es ist auch für Deutschland keine Besserung in Sicht!

15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 2007 übergewichtig, ein Drittel davon sogar adipös. Dies jedoch bedeutet eine Zunahme von 50% gegenüber den 1980er und 90er Jahren. Und der Anteil der Übergewichtigen nimmt mit zunehmendem Alter dramatisch zu: so sind 67 / 23% der erwachsenen Männer und 53 / 24% der Frauen in Deutschland übergewichtig bzw. adipös.
Die Ursachen sind mannigfaltig, so Frau Dr. Ehringer-Schetitska, Primaria einer Kinderklinik in Wien: die Hauptrisikogruppe stellen nach wie vor übergewichtige Eltern dar; es sind ferner übergewichtige Schwangere, die wiederum übergewichtige Neugeborene zur Welt bringen, die mit Flaschennahrung versorgt werden anstatt gestillt zu werden; es ist das Rauchen der Eltern, zu wenig Schlaf der Kinder und viel zu geringe körperliche Aktivitäten, verbunden mit einem hohem Medienkonsum, und vor allem die ungesunde Ernährung mit Fastfood, zucker-haltigen Getränken und fehlendem Obst- und Gemüseanteil, so die KIGGS-Studie des RKI 2008.
„The world has stopped moving“ ist das Schlagwort aus den USA.

Die Folgen sind bekannt, weiß Frau Prof. Oberhoffer, TU München: vaskuläre Schäden mit arterieller Hypertension, Diabetes mellitus, Dyslipidämien, myokardiale und koronare Insuffizienz, Schlaganfall, Haltungsschäden mit Einschränkung der motorischen Leistung und körperlichen Belastbarkeit. Über einem BMI von 29 steigt bei Erwachsenen die kardiovaskuläre Mortalität um das 3-4fache! Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die führende Todesursache in Europa und für nahezu die Hälfte aller Todesfälle verantwortlich. Bekannt darüber hinaus ist, dass Adipositas ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von colorektalen, gynäkologischen und Ösophagus-Carcinomen darstellt. Ganz zu schweigen von den damit verbundenen Kosten, die europaweit 169 Mrd.Euro/Jahr betragen und Produktionseinbußen durch Mortalität und Morbidität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Höhe von > 35 Mrd. Euro (21% der CVD-Gesamtkosten) verursachen.

Was also tun?
Die Prävention muss früh einsetzen, und sie muss die ganze Familie in das Konzept involvieren. Über risikobehaftetes Verhalten während der Schwangerschaft muss aufgeklärt werden. Stillen im 1.Lebenshalbjahr und damit die Vermeidung von überdimensionierter Gewichtszunahme in diesem Zeitraum, sinnvolle Ernährungsgewohnheiten der gesamten Familie incl. des täglichen Frühstücks, Reduktion der Kalorienzufuhr und ausreichende Bewegung von klein an werden empfohlen. Ausreichendes Schlafpensum bedeutet 11 Std. Schlaf im Kleinkindesalter, 10 Std. für 5-10jährige und 9 Std. für 11-16jährige. Schulkinder sollen ferner mindestens 1Std./Tag moderate bis anstrengende körperliche Aktivität absolvieren, da Bewegung das Muskel- und Knochenwachstum fördert und als Herzkreislauftraining wirkt. Der BMI sollte regelmäßig und die Blutfettwerte mind. 1x im Alter von etwa 10 Jahren bestimmt werden. Für Intimadicke und Pulswellengeschwindigkeit gibt es mittlerweile auch Normwerte für das Kindesalter. Bei der Blutdruckmessung wird inzwischen sogar zwischen Normwerten von adipösen und normgewichtigen Kindern unterschieden (KIGGS-Studie 2014).

Zur Prävention ist die Inkludierung von Familie, Schulen und Gesellschaft erforderlich. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die in erster Linie betroffenen Familien mit niedrigem sozio-ökonomischen Background und mit Migrations-hintergrund zu richten. Gute Ratschläge sind in diesem betroffenen Umfeld jedoch häufig ohne große Chancen. Und so zeigt die Realität in der Praxis auch, dass zwar alle übergewichtigen Kinder und vor allem deren Eltern bei Vorstellung in Kinder-kliniken oder Kinderarztpraxen auf die Bedeutung einer Gewichtsreduktion im Hinblick auf eine Verbesserung des Gesundheitsstatus angesprochen werden, der Erfolg jedoch häufig ausbleibt.

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