Unser Gehirn bestimmt, wie wir die Welt sehen. Zu den höheren visuellen Funktionen, dank derer wir das für uns Wesentliche erkennen und Unwichtiges ausblenden können, zählt etwa die Fähigkeit der Gestaltwahrnehmung. Sie erlaubt es, beim Anblick eines Objekts nicht nur die Details, sondern seine Gesamtheit zu sehen.
Um herauszufinden, welche neuronalen Mechanismen bei der Gestaltwahrnehmung eine Rolle spielen, haben die ForscherInnen den TeilnehmerInnen ihrer Studie zweideutige visuelle Stimuli gezeigt und dabei mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirnaktivität der ProbandInnen beobachtet. Als Stimuli wurden insgesamt drei unterschiedliche bewegte grafische Darstellungen verwendet, die jeweils zwei- und dreidimensional gesehen bzw. interpretiert werden können.
„Bei allen drei Stimuli fanden wir eine gemeinsame Aktivität im IPS, wobei sie bei der komplexen, dreidimensionalen Interpretation in jedem Fall stärker als bei der einfachen war“, berichtet Zaretskaya. Die ProbandInnen wurden auch gefragt, für welche Variante sie sich intensiver konzentrieren mussten, um sie zu erkennen. „Es zeigte sich, dass die Aktivität im IPS vom Grad der Konzentration unabhängig ist“, ergänzt die Wissenschafterin.
„Da alle drei voneinander verschiedenen Stimuli dasselbe Ergebnis liefern, ist dies ein Hinweis darauf, dass das Aktivierungsmuster im IPS einen allgemeingültigen Mechanismus für die Gestaltwahrnehmung darstellen könnte“, fasst Pablo Grassi die bedeutenden Erkenntnisse zusammen.
wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Natalia Zaretskaya
Institut für Psychologie der Universität Graz
Tel.: 0043 (0)316/380-5117
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Originalpublikation:
A generic mechanism for perceptual organization in the parietal cortex
Pablo R. Grassi, Natalia Zaretskaya, and Andreas Bartels
Journal of Neuroscience