Eine Blasenentleerungsstörung kann für Betroffene sehr belastend sein und den Alltag stark einschränken. Inkontinenz und Probleme bei der selbstständigen Blasenentleerung können dabei verschiedene Ursachen haben. So unterscheidet man grob zwischen der mechanischen und der neurogenen Blasenfunktionsstörung. Bei der mechanischen Variante liegt die Ursache nahe. So können zum Beispiel Urinsteine oder eine Harnröhrenverengung vorliegen. Bei der neurogenen Blasenfunktionsstörung ist demgegenüber komplexer.
Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr über die neurogene Blasenfunktionsstörung und ihre Behandlungsmöglichkeiten.
Neurogene Blasenfunktionsstörung – was ist das genau?
Im Gegensatz zu einer Funktionsstörung aufgrund von mechanischen Ursachen, wie z.B. Blasensteine, die verhindern, dass der Harn abfließen kann, ist bei der neurogenen Blasenfunktionsstörung die Ursache auf eine Fehlfunktion im Nervensystem zurückzuführen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Kontraktion der Blasenwand und der Verschlussmuskel von den Nerven nicht mehr richtig gesteuert werden.
Die neurogene Blase kommt bei Querschnittsgelähmten sehr häufig vor, oder bei Menschen, die ein geschädigtes Rückenmark haben.
Behandlungsmöglichkeiten bei der neurogenen Blase
Wird die Störung früh erkannt, sinkt das Risiko für eine Niereninsuffizienz.
Für die Behandlung nach der Diagnose gibt es mehrere Möglichkeiten, die sich nach dem Schweregrad der Störung richten.
- Medikamente
Bei nur minimalen Fehlfunktionen kann der Einsatz von Medikamenten schon helfen, die Blasenfunktion wiederherzustellen.
Verabreicht werden Arzneimittel, die den Blasendruck sowie die Inkontinenz verringern.
In manchen Fällen hilft auch die Injektion von Botox in die Blasenmuskulatur oder die Schließmuskeln, um diese wieder besser regulieren zu können. Die Injektion muss alle fünf bis sieben Monate wiederholt werden. Häufig ist zur Entleerung jedoch zusätzlich auch noch ein Katheter notwendig.
- Katheterisierung
Helfen Medikamente nicht, die Entleerungsstörung in den Griff zu bekommen, wird eine invasive Behandlungsmethode notwendig. Es muss ein Katheter gelegt werden, über den der Harn abfließen kann.
Es gibt zwei Formen der Katheterisierung: die kontinuierliche und die intermittierende. Bei der ersten Variante ist ein Dauerkatheter in die Bauchdecke eingelassen, durch den fortlaufend der Harn in einen Auffangbeutel abfließt.
Die intermittierende Methode nutzt dagegen einen Einmalkatheter, der nur angebracht wird, wenn die Blase entleert werden soll. Die Entleerung können Betroffene selbst durchführen oder von Angehörigen durchführen lassen. Man spricht hier auch von intermittierender Selbstkatheterisierung. Sie wird meist vier- bis fünfmal täglich angewandt und ist eine sehr häufige Behandlungsform.
Im Gegensatz zum Dauerkatheter, bei dem ständig ein Auffangbehältnis mitgeführt werden muss, ist dies bei der intermittierenden Variante nicht der Fall. So sind Betroffene deutlich weniger in ihrem Alltag eingeschränkt, da sie die Katheterisierung auf der Toilette ausführen können.
Wichtig ist, dass Betroffene und/oder pflegende Angehörige mit dieser Methode zurechtzukommen und die Katheterisierung sachgemäß durchgeführt wird, um Verletzungen oder Komplikationen durch Infektionen zu vermeiden.
Was müssen Betroffene und pflegende Angehörige beachten?
Es muss stets darauf geachtet werden, dass der oder die Betroffene genügend Flüssigkeit zu sich nimmt – zwei Liter Wasser pro Tag sind empfehlenswert.
Je nach Ausprägung der Blasenentleerungsstörung ist es auch ratsam, den Konsum von bestimmten Flüssigkeiten einzuschränken oder ganz darauf zu verzichten.
Entleert sich die Blase sehr häufig unkontrolliert, sollten wassertreibende Flüssigkeiten möglichst nicht aufgenommen werden. Dazu zählen koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und Tee, sowie Getränke mit viel Kohlensäure oder Alkohol.
Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung kann ebenfalls dabei unterstützen, die Blase zu entlasten, denn Ballaststoffe beugen Verstopfung vor, was beim Toilettengang unnötig den Druck auf die Blase erhöht.
Haben Betroffene mit starker Inkontinenz während des Schlafens zu kämpfen, ist es ratsam, auf die Flüssigkeitsaufnahme kurz vor dem Zubettgehen zu verzichten. Je nach Stärke der Inkontinenz können das zwei oder drei Stunden vor der Bettruhe sein, in denen man nur noch wenig bis gar nicht mehr trinken sollte.
In jedem Fall ist es wichtig, dass Betroffene einen Arzt aufsuchen, sobald sie erste Symptome einer Blasenentleerungsstörung wahrnehmen, um eine chronische Schädigung der Nieren und Harnwege zu verhindern.