In Homburg/Saar hat der DRK-Blutspendedienst heute offiziell sein neues Domizil in der Ringstraße bezogen. Es wurde mit 4,5 Mio. Euro Baukosten in der Nachbarschaft zum Universitätsklinikum des Saarlandes errichtet. Von dort werden zukünftig die DRK-Blutspendetermine im Saarland betreut. Seit Mai 2012 sind zwei Entnahmeteams des DRK-Blutspendedienstes im Zentrum Homburg stationiert. Bislang mussten die Entnahmeteams des DRK aus Bad Kreuznach kommen, wenn im Saarland vom Deutschen Roten Kreuz Blutspendetermine durchgeführt wurden. Durch den neuen Standort entfällt diese lange Anfahrt, und die Teams erhalten mehr Zeit für die Durchführung von Blutspendeterminen.
Rund 41.000 Blutspenden hat der DRK-Blutspendedienst im vergangenen Jahr im Saarland entnommen. Für die Versorgung der Patienten in klinisch stationärer und ambulanter ärztlicher Behandlung wurden 2011 vom DRK 62.000 Blutkonserven ins Saarland geliefert. „Das neue Zentrum in Homburg soll dazu beitragen, die Selbstversorgung des Saarlandes mit Blutpräparaten von Spendern aus dem Saarland zu erreichen“, sagt Professor Dr. Jürgen Bux, Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes West.
Das neue Gebäude wird künftig jedoch nicht nur neuer Stützpunkt für die mobile Blutspende sein, sondern ist deutschlandweit der erste Standort, an dem ein Blutspendedienst des DRK und ein universitäres transfusionsmedizinisches Institut gemeinsame anwendungsorientierte Forschung betreiben werden. Das sieht eine Kooperationsvereinbarung des DRK Blutspendedienstes Saarland mit der Universität des Saarlandes vor. „Unser Ziel ist es, innovative Zelltherapeutika zu entwickeln, also Arzneimittel aus lebenden Zellen herzustellen, und im Rahmen von klinischen Studien an Patienten des Universitätsklinikums anzuwenden. Diese Forschungsarbeiten verbessern somit künftig die Patientenversorgung“, erklärt Professor Dr. Hermann Eichler, Direktor des Instituts für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin, dessen wissenschaftliche Arbeitsgruppe bereits die neuen Forschungslabore bezogen hat.
Eines der ersten Forschungsprojekte widmet sich der „adoptiven Immuntherapie“, bei der das Immunsystem eines Krebspatienten lernen soll, den Tumor im eigenen Körper anzugreifen. Eine Schlüsselrolle spielen hierbei so genannte dendritische Zellen; diese Immunzellen kommunizieren mit zellauflösenden Abwehrzellen (T-Tellen), die nach dem Kontakt mit den dendritischen Zellen den Tumor direkt bekämpfen sollen. Bei der Therapie entnimmt man dem Blut des Patienten Vorläuferzellen und züchtet diese in der Zellkultur zu dendritischen Zellen. Während der Kultur werden diese Zellen mit einem Extrakt aus patienteneigenem Tumorgewebe versetzt. Ihre Besonderheit: Sie transportieren spezifische Eiweißbausteine des Tumors an ihre Zelloberfläche. Werden die gezüchteten dendritischen Zellen in den Körper des Patienten injiziert, so treten sie in Kontakt mit den T-Zellen, die dazu stimuliert werden, genau gegen diese Eigenschaften des Tumors vorzugehen und diesen damit unschädlich zu machen. Voraussetzung für die Herstellung der Zellen für den Einsatz an Patienten ist ein technisch hochkomplexer steriler Reinraumbereich, der ebenfalls im neuen Gebäude des DRK erstellt wurde. Ein für den Zweck der Zellkultur geeigneter Reinraum war bislang im Universitätsklinikum nicht vorhanden.
Das beschriebene Verfahren der adoptiven Immuntherapie wird bereits bei jungen Krebspatienten der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie von Prof. Dr. Norbert Graf angewendet, wobei die zelltherapeutischen Medikamente bislang am Uniklinikum Leuven in Belgien hergestellt und angewandt wurden. Zukünftig werden die Wissenschaftler um Prof. Graf und Prof. Eichler die klinische Studie gemeinsam mit ihren belgischen Kollegen fortführen, wobei die Herstellung und Anwendung der Zelltherapeutika dann auch am Uniklinikum in Homburg möglich sein wird.
Kontakt:
DRK-Blutspendedienst West gGmbH
Pressesprecher Friedrich-Ernst Düppe
Telefon: 0170 – 347 08 45
E-Mail: f.dueppe@bsdwest.de
Prof. Dr. med. Hermann Eichler
Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin Universitätsklinikum des Saarlandes
Telefon: 06841 16-22530
E-Mail: hermann.eichler@uks.eu