In Deutschland kommen jährlich rund 7 000 Kinder mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. In den zurückliegenden Jahrzehnten wurden große Fortschritte in der Diagnostik und der Kinderherzchirurgie erzielt, sodass heute mehr als 90 Prozent dieser Patienten das Erwachsenenalter erreichen. Mit dem Gerd Killian-Fonds fördert die Deutsche Herzstiftung gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der angeborenen Herzfehler. Zwei Projekte auf diesem Gebiet wurden auf der Jahrestagung der DGPK Anfang Oktober in Weimar mit der Gerd Killian-Projektförderung ausgezeichnet, die mit insgesamt 60 000 Euro dotiert ist.
Katheteruntersuchung ohne Röntgenstrahlen
Zur Planung der operativen oder interventionellen Korrektur eines Herzfehlers werden präzise Daten über die Druck- und Flussverhältnisse im Inneren des kranken Herzens und der Blutgefäße benötigt. Während sich der Blutfluss heute schon sehr genau mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) messen lässt, erfordert die Bestimmung von Druckwerten das Vorschieben eines feinen Katheters in das Herzinnere oder in Blutgefäße; meistens erfolgt dies von den Blutgefäßen in der Leiste aus. Während sie den Katheter vorschieben, müssen die Ärzte die kleinen Patienten mit Röntgenstrahlen durchleuchten. An der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler am Deutschen Herzzentrum in München entwickelt PD Dr. med. Sohrab Fratz nun ein Verfahren, wie man das Vorschieben des Katheters mithilfe der Magnetresonanztomografie kontrollieren kann und daher ohne Röntgenstrahlen auskommt.
Optimierte Medikamentendosis für schwache Herzen
In der Behandlung der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) spielen Betablocker heute eine wichtige Rolle. Die beste Wirkung erzielen sie bei diesen Patienten, wenn sie vornehmlich einen von zwei unterschiedlich ausgerichteten Muskelfasertypen im Herzen hemmen. Dieser Fasertyp spricht schon auf sehr niedrige Dosen von Betablockern an. Im Einzelfall ist es schwierig, die richtige Dosis zu finden; die Schätzung anhand von Körpergröße oder Körperoberfläche ist ungenau. Eine Methode, wie man Betablocker in der Behandlung der Herzinsuffizienz individuell optimal dosieren kann, erforscht Dr. med. Boris Schmitt vom Deutschen Herzzentrum Berlin. Er nutzt dafür ebenfalls die Magnetresonanztomografie, die ohne Röntgenstrahlen auskommt. Mithilfe einer speziellen räumlichen Darstellung („3-D-Tagging“) lässt sich erkennen, wie die verschiedenen Herzmuskelfasern auf eine bestimmte Medikamentendosis ansprechen. Damit ist es möglich, bei jedem einzelnen Patienten die optimale Dosis zu ermitteln.
„Die beiden geförderten Projekte haben große praktische Bedeutung für die medizinische Versorgung von Kindern mit angeborenem Herzfehler, aber auch darüber hinaus“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Herzstiftung. „Die Arbeiten können uns dem Ziel einer Diagnostik ohne Einsatz von Röntgenstrahlen bei Kindern näher bringen und versprechen neue Einblicke in die Wirkweise von Medikamenten gegen Herzmuskelschwäche“, sagt Prof. Dr. med. Felix Berger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie.
(US)
Die Deutsche Herzstiftung hat zu Ehren von Gerd Killian den „Gerd Killian-Fonds“ eingerichtet. Nach dem Willen der Erblasserin Doris Killian soll die Projektförderung aus diesem Fonds insbesondere Forschungsaktivitäten für Kinder mit angeborenem Herzfehler stärken. Der Gerd Killian-Fonds für angeborene Herzfehler nahm seine Arbeit 2009 auf.
27/2011
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