Der Diabetes Typ 2 und die Hypertonie stellen hinsichtlich Mortalität und kardiovaskulären Komplikationen – sowohl makro- als auch mikrovaskulärer Art – eine Hochrisikokonstellation dar. Bis vor kurzem wurde für Typ 2-Diabetiker daher eine besonders niedrige Blutdruckeinstellung auf Werte < 130 / 80 mm Hg empfohlen, obwohl sich die Studienlage für dieses Vorgehen bisher weder eindeutig noch abschließend zeigte.
Vergleiche und Analysen mehrerer Studien (ADVANCE, UKPD, ACCORD u.a.) führten dazu, dass die Zielwerte neu diskutiert und bewertet wurden. Die Studien demonstrierten, dass Typ 2-Diabetiker hinsichtlich primärer Endpunkte wie Myokardinfarkt und letztendlich Mortalität von einer straffen Blutdruckeinstellung unter 130 mm Hg nicht profitierten, so dass die Europäischen Hochdruckleitlinien 2009 dementsprechend adaptiert wurden.
Auch die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Hypertonie Gesellschaft spricht sich nun in einer aktuellen Stellungnahme für eine Anpassung der Zielblutdruckwerte aus und empfiehlt, bei Diabetikern eine Blutdruckeinstellung in den Zielkorridor von 130-139 / 80-85 mm Hg anzustreben, wobei das Optimum im unteren Korridorbereich liegt. Die ACCORD-Studie liefert keine Evidenz, dass Werte unterhalb des Zielkorridors zwangsläufig zu einer Risikozunahme führen.
Eine individuelle Einschätzung im Rahmen des patienteneigenen Risikoprofils wird insgesamt nicht weniger bedeutsam, erfuhren doch einzelne sekundäre Endpunkte (wie zerebrovaskuläre Ereignisse) in der Studiengruppe mit einem mittleren systolischen Blutdruck von 119,3 mm Hg eine Risikoreduktion von 41% gegenüber der Gruppe mit mittleren Werten von 133,5 mm Hg.
Die Versorgungsrealität in Deutschland hinsichtlich der Hypertonie zeigt darüber hinaus, dass weitaus mehr Diabetiker (und auch Nichtdiabetiker) durch zu hohe als durch zu niedrige Blutdruckwerte gefährdet sein dürften.
Die vollständige Stellungnahme finden Sie unter www.hochdruckliga.de
(idw, 09/2010)