Beim traditionellen Wettbewerb um den „Gräfin von der Schulenburg-Preis“ der EHB holte zum 3. Mal in Folge eine Absolventin des Bachelor of Nursing die begehrte Trophäe in den Studiengang. Claudia Kutzer, examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Bachelor of Science, überzeugte bei der Veranstaltung ehb.forscht die fünfköpfige externe Jury mit einem professionellen und anschaulichen Vortrag zu ihrer empirischen Arbeit „Multiprofessionelle ethische Fallbesprechungen auf einer neurologischen Station – Bedarfserhebung und grundlegende Planung der Implementierung von ethischen Fallbesprechungen im multiprofessionellen Team“.
In ihrer Laudatio auf die Preisträgerin betonte die betreuende Hochschullehrerin und Studiengangsbeauftragte im Studiengang Bachelor of Nursing, Prof. Dr. Cornelia Heinze, die optimale Verbindung von aktiver praktischer Tätigkeit und wissenschaftlicher Arbeit und bezeichnete Claudia Kutzer als „Prototyp dessen, was wir uns als BA-Absolventin im Studiengang wünschen“. Als fachlich fundierte Mitarbeiterin in der Praxis tätig, setze sie wissenschaftliche Impulse für eine Weiterentwicklung an ihrem Arbeitsplatz. Hierbei konnte sie sowohl die Kolleg_innen in den multiprofessionellen Teams als auch den leitenden Chefarzt der Neurologie, Dr. med. Friedrich Boegner, überzeugen, der ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit als Zweitkorrektor auch begleitete.
Den Anstoß zu ihrer Forschungsarbeit bekam die Autorin in ihrer praktischen Arbeit im Krankenhaus in der Neurologie, wo sie während des letzten Studienjahrs arbeitete. Hier erlebte sie vermehrt die ethischen Dilemmata, mit denen sich die Mitarbeitenden in Patientenbetreuung und Stationsprozessen konfrontiert sehen. Ethische Fallbesprechungen werden in die Ethikkommission ausgelagert, da Ressourcen bisher fehlen, um die Fälle direkt in den multiprofessionellen Teams zu klären. Hier setzte Claudia Kutzer mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Forschungsfrage an. Sie erhob in einer fragebogengestützten Umfrage Bedarf, Auffassung und Bedürfnisse innerhalb des Teams. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Teammitglieder sowohl Bedarf als auch Nutzen in den ethischen Fallbesprechungen sehen, so dass eine Implementierung Erfolg versprechend sein kann. Darauf aufbauend erarbeitete sie dann Methoden, wie die Akzeptanzentwicklung unter den Beteiligten für das Thema Fallbesprechungen gefördert werden könnte und entwickelte einen grundlegenden Plan für die Implementierung.
Für ihre Arbeit wurde Claudia Kutzer jetzt mit dem 1.000 EUR dotieren Hochschulpreis belohnt und kann darüber hinaus mit Unterstützung der Hochschule ihre Arbeit veröffentlichen und sie so einem breiterem Fachpublikum zugänglich machen.
Claudia Kutzer begann 2012 mit dem dualen Studium Bachelor of Nursing an der EHB. Der Kooperationspartner für die praktische Ausbildung war die Wannsee-Schule. Letztes Jahr erfolgte dann das berufszulassende Examen zur Gesundheits-und Krankenpflegerin, seit Oktober 2015 ist sie auf der Neurologie im Krankenhaus tätig. Dort arbeitet sie auch in der Ethikkommission. Beruflich möchte Claudia Kutzer weiterhin Praxis und Theorie miteinander verbinden, auch eine Arbeit im Qualitätsmanagement oder als Dozentin an Hochschulen oder Gesundheits-und Krankenpflegeschulen ist für sie vorstellbar, allerdings unter der Prämisse, den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren.