Ein quälender Juckreiz, üble Quaddeln, die in unterschiedlicher Größe auftreten können und Rötungen auf der Haut: Typische Anzeichen einer Nesselsucht (Urtikaria). Die Hautkrankheit kann ganz plötzlich auftreten – ohne erkennbare Ursache. Wenn die Symptome nach ein paar Tagen wieder verschwinden, spricht man von einer akuten Urtikaria. Doch es gibt auch Betroffene, bei denen die Symptome ohne erkennbaren Auslöser jahrelang immer wieder auftreten: die chronisch spontane Nesselsucht. Unter ihr leiden in Deutschland eine Million Menschen.
Neben den typischen Krankheitszeichen haben zwei von drei Patienten noch zusätzlich Angioödeme: Starke Schwellungen der Haut – häufig am Augenlid oder an der Lippe. Angioödeme sind meist sehr auffällig und den Betroffenen sehr unangenehm. Sie haben Angst, dass sich die Mitmenschen von den Schwellungen abgestoßen fühlen können und schämen sich für ihr Aussehen.
Die chronische spontane Urtikaria und andere chronische Formen der Urtikaria bewirken nicht nur einen Verlust an Lebensqualität, sondern belasten die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz und in der Schule. Vor allem der starke Juckreiz führt zu Konzentrationsverlust und Schlaflosigkeit.
Ursachen bleiben oft unbekannt
Bis heute lassen sich die möglichen Auslöser der Nesselsucht nur bei ungefähr einem Drittel der Patienten eindeutig ausmachen, so die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Manche Patienten reagieren auf Reizstoffe aus Nahrungsmitteln, anderen setzen Reizstoffe aus Medikamenten zu. Aber auch Kälte oder Hitze, Sonnenlicht oder Wasser, Sport und Schwitzen können Auslöser der unangenehmen Hauterkrankung sein. Eine Tagebuch kann dabei helfen, den Verursacher zu finden: Dabei führen die Patienten detailliert Tag für Tag auf, was sie gegessen und getrunken haben, welche Medikamente sie eingenommen und ob sie körperlichen Anstrengungen und Stress ausgesetzt waren. Ebenfalls wird Tag für Tag notiert, wie stark der Juckreiz und die Quaddeln ausgeprägt waren. Bringt auch das Tagebuch keine Klärung, werde bei sehr schwer und lange erkrankten Patienten im zweiten Schritt durch Blutuntersuchungen und Provokationstest versucht, so der Urtikaria-Experte Prof. Marcus Maurer, die Ursache zu finden. Und trotz aller Bemühungen: Bei einem Großteil der chronischen Nesselsucht-Patienten lässt sich trotz eingehender Untersuchungen überhaupt keine eindeutige Ursache finden.
Nesselsucht: Eine neue Therapie
Bei einer akuten Nesselsucht verordnen Dermatologen Antihistaminika, die meist zu einer Linderung der Beschwerden führt. Bei einer chronischen Nesselsucht sieht die Situation etwas schwieriger aus: Nur jedem zweiten Patient werde durch Antihistaminika geholfen, sagt Prof. Maurer. Neben den oralen Antihistaminika gibt es jetzt eine weitere Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit chronischer, spontaner Nesselsucht, die vom Hautarzt in regelmäßigen Abständen verabreicht wird: Patienten können zusätzlich mit dem Wirkstoff Omalizumab behandelt werden, der ursprünglich gegen allergisches Asthma entwickelt wurde und der regelmäßig injiziert wird. Daher sollten Betroffene ihren Hautarzt ansprechen, um vielleicht die neue Therapieform gegen Nesselsucht in Anspruch nehmen zu können.