Die von ihm entwickelte Methode lässt sich klinisch nutzen, um Risikopatienten früh zu identifizieren. Für seine Arbeit wurde er am 31. Mai 2018 mit dem mit 5.000 Euro dotierten Nachwuchsforscherpreis der Stiftung „Diagnostik hilft“ ausgezeichnet.
Kein Medikament, kein Impfstoff
„Viele Facetten des Hepatitis-E-Virus sind noch zu erforschen“, sagt Daniel Todt. Dazu gehören zum Beispiel essenzielle Schritte des Lebenszyklus und seine genetische Wandelbarkeit, die es ihm ermöglicht, schnell auf sich verändernde Einflüsse von außen zu reagieren, etwa antivirale Medikamente. Noch gibt es weder spezifische Medikamente gegen das Virus, noch einen in Europa oder den USA zugelassenen Impfstoff. „Zurzeit können nur universelle antivirale Mittel wie Interferone und Ribavirin zur Behandlung von chronischen Hepatitis-E-Infektionen verwendet werden“, so Daniel Todt.
Viren analysiert
In seiner Doktorarbeit widmete er sich der Frage, warum manche chronisch infizierte Patienten nicht auf die Ribavirin-Therapie ansprechen. „Dies ist ein großes Problem in der Klinik, da dann keine alternativen Medikamente bereitstehen und die Patienten an Hepatitis E sterben.“ Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten der Medizinischen Hochschule Hannover und einem Team von Wissenschaftlern des Robert-Koch-Instituts Berlin sammelte er am Twincore in Hannover Serumproben akut und chronisch infizierter Patienten über möglichst lange Zeiträume. Mithilfe neuester sogenannter Tiefensequenzierungstechnologie analysierte er die enthaltenen Viren.
Mutationen, die für Resistenzen verantwortlich sein könnten
So konnte er mehrere Mutationen des Hepatitis-E-Virus identifizieren, die mitverantwortlich für eine Ribavirinresistenz sein könnten. „Unsere Methode kann im klinischen Alltag genutzt werden, um frühzeitig Patienten mit erhöhtem Risiko eines Therapieversagens zu identifizieren“, sagt der Forscher. „Dieser Ansatz hat großes Interesse in den Fach- und Allgemeinmedien hervorgerufen und ist ein gelungenes Beispiel für die Weiterentwicklung bestehender Technik zu einem neuen diagnostischen Verfahren zur Früherkennung von Krankheiten und für den schnellen Transfer von Laborergebnissen zu individualisierter Medizin“, so Todt.
Zur Person
Daniel Todt, geboren 1981, machte 2011 seinen Bachelor in Bioinformatik in Bingen und 2014 seinen Masterabschluss in Biomedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. 2017 wurde er dort promoviert. 2018 folgte er seinem Doktorvater Prof. Dr. Eike Steinmann an das Institut für molekulare und medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum.
Hepatitis E
Das Hepatitis E-Virus (HEV) ist der Hauptverursacher akuter Virushepatitiden. Nach dem ersten dokumentierten epidemischen Ausbruch 1955 bis 1956 vergingen mehr als 50 Jahre, bis Forscher sich intensiv des Themas annahmen. Akute Infektionen heilen bei Patienten mit intaktem Immunsystem normalerweise von selbst aus. Bei Patienten mit reduziertem oder unterdrücktem Immunsystem wie Organtransplantatempfängern oder HIV-infizierten Patienten kann HEV chronisch werden. Auch für schwangere Frauen ist HEV besonders bedrohlich.
Twincore, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung
Twincore ist ein vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig, und der Medizinischen Hochschule Hannover gegründetes Translationszentrum in Hannover. Dort entwickeln Mediziner und Grundlagenforscher gemeinsam neue Strategien für die Diagnose, Vorbeugung und Therapie von Infektionskrankheiten und verbessern ihren Weg in die klinische Anwendung.
Pressekontakt
Daniel Todt
Abteilung für Medizinische und Molekulare Virologie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 26465
E-Mail: daniel.todt@rub.de
Text: Meike Drießen