Bei einem Herzinfarkt sind im Blut sogenannte Biomarker nachweisbar. Der wichtigste ist das Herzprotein Troponin, auf dem alle gängigen Infarkttests beruhen. Kommen Menschen mit Brustschmerzen oder nach einem Kreislaufzusammenbruch in die Klinik und sind die Troponinwerte erhöht, beginnt sofort die Notfallbehandlung. Die Patienten erhalten blutverdünnende Mittel und mithilfe eines Herzkatheters wird nach verschlossenen Herzkranzgefäßen gefahndet. Diese Behandlung ist lebensrettend, sollte jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn ein Infarkt die wahrscheinlichste Diagnose ist.
PD Dr. Benjamin Meder vom Universitätsklinikum Heidelberg kennt immer wieder Fälle, bei denen Extremsportler nach einem Kreislaufzusammenbruch eine solche Behandlung erhalten haben – unnötigerweise. Der Kardiologe und seine Teamkollegen sind selbst ambitionierte Sportler und haben über eine Metaanalyse die Faktenlage zusammenzutragen. Sie werteten 45 Einzelstudien statistisch aus und präsentierten die Ergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift „Clinical Chemistry“.
Das Ergebnis ist eindeutig. „ Nach extremer sportlicher Betätigung sind bei den meisten Menschen die Herzinfarkt-Biomarker erhöht, ohne dass die Personen einen Infarkt haben“, sagt Dr. Sedaghat-Hamedani aus der Arbeitsgruppe von Meder. Rund 25 von 1.000 Marathonsportlern müssten nach einem Wettkampf medizinisch versorgt werden. Ein Zusammenbruch könne bei ihnen auf Flüssigkeitsmangel oder einfach auf Überlastung beruhen. „Nur in sehr seltenen Fällen kommt es bei Extremsportlern tatsächlich zu einem Herzinfarkt“, so Sedaghat-Hamedani.
Am 31. Juli 2015 machten Meder und zwei seiner Kollegen beim Heidelbergman Heartbreak Triathlon, einem der härtesten Triathlons Deutschlands, die Probe aufs Exempel. Nach dem Rennen bestimmten sie ihre Troponinwerte. Wie erwartet hatte Meder nach 35 Kilometern Radfahren und dem Überwinden von 800 Höhenmetern einen erhöhten Troponinwert, genau wie seine Team-Kollegen nach dem Schwimmen und dem Laufen.
„Die Werte entsprechen dem, was wir in unserer Metanalyse gefunden haben. Wäre ich nach dem Rennen mit Beschwerden in eine Notaufnahme gekommen, hätte man wohl einen Herzinfarkt vermutet“, so Meder. Er empfiehlt seinen Kollegen in den Kliniken daher, bei erhöhten Infarktwerten oder Markern für eine Lungenembolie auch immer eine vorangegangene sportliche Belastung des Patienten mit in Betracht zu ziehen.
Originalarbeit:
Biomarker Changes after Strenuous Exercise Can Mimic Pulmonary Embolism and Cardiac Injury—A Metaanalysis of 45 Studies, Clinical Chemistry 61:10
http://www.clinchem.org/content/early/2015/07/27/clinchem.2015.240796.abstract
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