Multiple Sklerose (MS) ist ein Krankheitsbild mit einer großen Anzahl von Symptomen. Dazu können gehören Spastik, Gefühls- und Koordinationsstörungen, Kraftdefizite und eine schnelle Ermüdung. Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung von Gehirn und Rückenmark. Ca. 130.000 Personen sind in Deutschland betroffen. Weltweit leiden ca.2,5 Millionen Menschen an MS.
Multiple Sklerose beginnt meist im frühen Erwachsenenalter
Für die Multiple Sklerose als neurodegenerative Erkrankung wird beschrieben, dass sie in Schüben auftritt. Dabei werden die Abstände von Schub zu Schub immer kürzer. Die Multiple Sklerose beginnt meist im frühen Erwachsenenalter, d.h. in der Zeit des beruflichen und familiären Aufbaues. Deshalb sind auch immer die Familienangehörigen mit betroffen, da diese meist ebenfalls eine Veränderung ihres Lebens erfahren. Glücklicherweise normalisiert sich die Lebenserwartung von MS-Betroffenen.
Multiple Sklerose – eine ,,Autoimmunerkrankung“
Die Multiple Sklerose (MS) ist nach heutigem Wissensstand eine sogenannte „Autoimmunerkrankung“, bei der das lmmunsystem fälschlicherweise Bestandteile von Gehirn und Rückenmark angreift. Vor allem ist das „Myelin“, die lsolierung der Nervenbahnen (Axone) betroffen, durch die die elektrischen lmpulse laufen. Diese Schäden treten an verschiedenen Stellen im Zentralnervensystem („multipel“ = vielfach) auf. Nach dem Abklingen der Entzündung bleiben oft Herde zurück, die weniger weich als das umliegende Gewebe sind („sklerotisch“ = verhärtet).
Zum Teil können die eingetretenen Schäden durch Neubildung der lsolierung (Remyelinisierung) wieder gebessert werden, aber es werden auch Nervenbahnen (Axone) und Nervenzellen (Neurone) unwiederbringlich zerstört. Bei der Entstehung der MS spielen neben genetischen auch Umweltfaktoren eine Rolle.
Forschungskooperation zur Förderung der Selbstkompetenz von Multiple Sklerose Patienten vereinbart: Dieter Korfmann (Geschäftsführer des Landesverbands Rheinland-Pfalz der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft), Prof. Dr. Christian T. Haas (Professor für quantitative Forschungsmethoden und Forschungsdekan im Fachbereich Gesundheit und Soziales, Hochschule Fresenius), Prof. Dr. med. Achim Jockwig (Dekan des Fachbereichs Gesundheit und Soziales an der Hochschule Fresenius), Dr. Lutz Hager (Geschäftsführer Versorgung, IKK Südwest) (v.l.n.r.; Foto: MEDIZIN ASPEKTE, J. Wolff)
Multiple Sklerose – Sport und Training als wirksame Maßnahmen in der Therapie von Multiple Sklerose
Multiple Sklerose ist nicht heilbar, jedoch läßt sich durch Therapie der Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen. Hierbei gilt, je früher und konsequenter mit der Behandlung der Multiplen Sklerose begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten bei der Verlaufssteuerung der Multiplen Sklerose. Sport und Training haben sich als evident wirksame Maßnahmen in der Therapie von Multiple Sklerose (MS) herausgestellt (Überblick z.B. bei Dalgas et al. 2008, Rietberg et al. 2005).
Die Trainingseffekte bei MS-Patienten sind beachtlich. Durch Krafttraining lassen sich nach diesen Studiendaten zum Beispiel die Kraftausdauer der Beine (+171%), die Maximalkraft der Beine (+32% bis + 57%), die Müdigkeit/Ermüdbarkeit (-24%), die Gehdauer (+11%) und das Treppensteigen (+21%) optimieren. Und durch Ausdauertraining konnte nachgewiesen werden, dass sich die Werte beim Lauftest (+17%) und bei der Ermüdung (-8%/-11%) verbessern.
Zusammenfassend erläutert Prof. Dr. Christian T. Haas, Forschungsdekan des Fachbereichs Gesundheit und Soziales an der Hochschule Fresenius, dass positive Effekte sowohl im Bereich klassischer motorischer Multiple Sklerose Symptome identifiziert werden als auch im Krankheitsverlauf, im Selbstbewusstsein oder in der Lebensqualität.
Informationsdefizite bei Multiple Sklerose Patienten verhindern Trainingsaktivitäten
Gleichzeitig erscheint die Übertragung des Wissens aus gut kontrollierten Studien auf das Alltagsverhalten von MS Patienten defizitär. So gehen weniger als die Hälfte der Patienten regelmäßigen Trainingsaktivitäten nach (Kersten et al. 20L2). Gründe hierfür sind umfangreiche Informationsdefizite, wodurch Unsicherheit entsteht und die Handlungsfähigkeit beeinträchtigt wird.
Gründe für Informationsdefizite sind Fragen nach
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Kooperation zwischen Hochschule Fresenius – IKK Südwest – DMSG forscht
Die Hochschule Fresenius, die IKK Südwest sowie die Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) wollen künftig gemeinsam die Funktionsmechanismen von Selbstkompetenz bei Multiple Sklerose Patienten erforschen und in therapeutisch wirksame Handlungskonzepte übertragen. Der Patient ist in diesem Verständnis nicht der Empfänger von Therapie sondern kann und soll aktiv mit gestalten. Hierzu werden Projekte zur Bewegungssteuerung, des motorischen Lernens, des Bewegungstrainings und der Alltagsmotorik initiiert.
Ausgehend von den Ergebnissen früherer Untersuchungen (2.B. Kersten et al. 2012) soll MS Patienten eine Kombination aus angeleitetem Training und einem spezifischen Bildungsprogramm angeboten werden, um die Selbstkompetenz zu steigern und eine sinnvolle und auf den Alltag angepasste eigenständige Trainingssteuerung zu ermöglichen. Dabei sind die Stärkung des Selbstbewußseins von Multiple Sklerose Patienten sowie der Erhalt der Berufsfähigkeit und der Lebensqualität vordergründige Ziele.
Wissenschaftliche Hintergrundiformationen:
- Dalgas U, et al. (2008) Multiple sclerosis and physical exercise: recommendations for the application of resistance, endurance and combined training. Multiple Sclerosis, 35-53.
- Haas CT, et al. (2010) Neurorehabilitation – eine multivariate Betrachtung – Zwischen biochemischen Reaktionen, psychosozialen Architekturen und Verhaltensmodulation
Internationale Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik
http://www.izpp.de/fileadmin/user_upload/Ausgabe-2-2010/05_2-2010_Haas-korr.pdf, 18 Seiten - Kersten S, et al. (2Ot2) Exercise Behaviour in Multiple Sclerosis patients, Journal of Neurology, Suppl. 1, 57
- Kersten S, Haas CT (2011) Kompetenzübertragung als Voraussetzung für ein selbstgesteuertes Training bei Multiple Sklerose, Physikalische Therapie in Theorie und Praxis, 365-368
- Kersten S, et al. (20L2) Längsschnittstudie zur Untersuchung der Nachhaltigkeit von selbstgesteuertem Training bei Multiple Sklerose
Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 62(07-O8) 240 - Rietberg MB, et al.(2005) Exercise therapy for multiple sclerosis.
Cochrane Db. Syst. Rev. 1(1):CD003980. - Pressekonferenz: Multiple Sklerose: Selbstkompetenz der Patienten gefragt
Veranstalter: Hochschule Fresenius, IKK Südwest, Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
Mainz, 03.06.2013
Kooperationspartner
- Prof. Dr. Christian T. Haas
Professor für quantitative Forschungsmethoden und Forschungsdekan im Fachbereich Gesundheit und Soziales
Hochschule Fresenius
haas@hs-fresenius.de - Prof. Dr. med. Achim Jockwig
Dekan des Fachbereichs Gesundheit und Soziales an der Hochschule Fresenius
jockwig@hs-fresenius.de - Wilfried Both
Leiter Referat Gesundheitsförderung der IKK Südwest
Wilfried.Both@ikk-sw.de - Dieter Korfmann
Geschäftsführer des Landesverbands Rheinland-Pfalz der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
info@dmsg-rlp.de - Herbert Temmes
Geschäftsführer des Landesverbands Saarland
Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
dmsq-saarland@dmsg.de
Wissenschaftliche Rückfragen bitte an:
- Prof. Dr. Christian T. Haas
Hochschule Fresenius
Forschungsdekan Fachbereich Gesundheit und Soziales
haas@hs-fresenius.de
weitere Informationen
- Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft
Landesverband Rheinland-Pfalz
info@dmsg-rlp.de - Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft
Landesverband Saarland
dmsq-saarland@dmsg.de