Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche, autoimmunologisch bedingte Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Autoimmunerkrankungen gehen auf eine komplexe Fehlsteuerung des Immunsystems zurück. Beteiligt sind u. a. die zelluläre Abwehr, insbesondere die T-Zellen, verschiedene B-Zellen sowie Mediatoren wie z. B. Zytokine. Sobald eine körpereigene Struktur von T- Zellen als Antigen erkannt wird und zusätzliche ko-stimulierende Faktoren, etwa von aktivierten Makrophagen oder B-Zellen, vorliegen, kann es zu autoaggressiven Reaktionen kommen.(1) Heute werden mehr als 80 Autoimmunerkankungen gezählt, darunter die Multiple Sklerose (MS).(2)
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Formen der Multiplen Sklerose (MS)
Die Multiple Sklerose wird in drei Formen (RRMS, SPMS und PPMS) unterteilt.(3) Mehr als 80 % aller MS-Erkrankungen beginnen schubförmig (relapsing-remitting MS, RRMS). Diese geht nach mehrjährigem Verlauf bei etwa zwei Drittel der Betroffenen in eine sekundär progrediente MS (SPMS) über. Bei abnehmender Schubaktivität bestimmen neurodegenerative Veränderungen die Pathologie. Davon unterschieden wird die primär progrediente MS (PPMS), die mit einer mehr oder weniger kontinuierlichen Zunahme der neurologischen Defizite einhergeht (Prävalenz 10 % – 15 %).(3)
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Die Symptome können äußerst vielgestaltig sein. Oft sind Sehstörungen das Erstsymptom, klassischerweise auch Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühle). Es treten aber auch Gleichgewichts- bzw. Koordinationsstörungen (z. B. Ataxie), motorische Symptome (z. B. Tremor, Muskelschwäche bis hin zur Parese), Sprachstörungen und vegetative Symptome (z. B. Blasenfunktionsstörungen) auf.(4) Diese Symptome können schubweise auftreten und sich weitgehend, d. h. mit persistierenden Defiziten, oder vollständig zurückbilden.(5,6)
Multiple Sklerose und ihre Patienten
Die MS tritt überwiegend im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Frauen sind in etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Weltweit liegt die MS-Prävalenz bei 2,5 Millionen und allein in Deutschland sind ca. 130.000 Menschen betroffen.(7) Aufgrund des zumeist relativ frühen Erkrankungsalters ist die MS eine der Hauptursachen neurologischer Behinderungen bei jungen Erwachsenen.(3)
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Multiple Sklerose – Prognose
Bei nicht behandelter MS (Multiple Sklerose) kommt es bei ca. 50 % der Betroffenen nach durchschnittlich 10 Jahren zu einer schleichenden Zunahme neurologischer Beeinträchtigungen und klinischer Symptome.(3) Die durchschnittliche Lebenserwartung ist dänischen Registerdaten zufolge um bis zu 10 Jahre vermindert.(8)
Multiple Sklerose – Ursachen und Risikofaktoren
Die Pathogenese der MS ist noch nicht eindeutig geklärt, sowohl genetische als auch Umweltfaktoren scheinen zum Risiko beizutragen. Zu den Umwelteinflüssen, die mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung gebracht werden, zählt z. B. der Vitamin-D-Mangel. Ebenfalls diskutiert werden vorangegangene Infektionen (z. B. mit dem Epstein-Barr-Virus).(3)
Bei der MS-Pathogenese kommt es zu Schädigungen des Hauptbestandteils der Nerven- scheiden, dem von den Oligodendrozyten gebildeten Myelin im Gehirn und Rückenmark.(9,10) Unter Aktivierung des Immunsystems resultieren am Ende multifokale demyelinisierte Läsionen („Entmarkungsherde“) in der weißen Substanz des ZNS. An den schädigenden entzündlichen Prozessen sind maßgeblich auch B-Zellen beteiligt.(3) Davon unterschieden werden die bereits früh auftretenden, in späteren Stadien dominierenden neuro-degenerativen Prozesse. Sie gehen u. a. mit (irreversiblen) Schädigungen von Axonen, Dendriten und Neuronen sowie diffusen Gewebeschädigungen und Hirnatrophie einher.( 9)
Multiple Sklerose – Therapie
Bei vielen Patienten mit MS kommt es trotz verfügbarer Therapien zu Krankheitsaktivität und einem Fortschreiten der Erkrankung. Eine anhaltende Krankheitsaktivität führt zur weiteren Schädigung des Myelins bzw. der Neuronen und kann im Verlauf zur Behinde- rungsprogression führen. Um die Krankheitsaktivität und das Fortschreiten der Behinde- rung besser kontrollieren zu können, ist es erforderlich, bei einem Nichtansprechen einer initialen Therapie rechtzeitig einen Wechsel vorzunehmen. Es besteht nach wie vor ein großer Bedarf an neuen, hochwirksamen und zugleich sicheren Therapieoptionen.
Neben der mehrtägigen Akuttherapie (bei Auftreten eines akuten Schubes) mit hochdosierten Kortikosteroiden wie Methylprednisolon (bei Nicht-Ansprechen ggf. Plasmapherese) wird die MS heute in erster Linie mit verlaufsmodifizierenden Medikamenten (Disease Modifying Drugs, DMD) behandelt.(3) Als DMD werden Interferon ß-Präparate (i.m. oder s.c.) und Glatirameracetat (s.c.) eingesetzt. Als Basistherapeutika stehen außerdem das orale Teriflunomid und Dimethylfumarat bei mildem/moderatem Verlauf zur Verfügung, während das orale Sphingosin-1-Phosphat-Analogon Fingolimod – ebenso wie der alle vier Wochen als Infusion verabreichte α4-Integrin-Hemmer Natalizumab – bei von Anfang an (hoch-)aktiven MS-Verläufen bzw. nicht ausreichendem Ansprechen verwendet wird.(3)
Multiple Sklerose – Neue Therapieansätze
In den letzten Jahren wurden auf die pathogenetische B-Zell-Komponente der MS gerichtete Therapien entwickelt, die die jeweilige Zellpopulation selektiv depletieren: So richtet sich das für alle aktiven Stadien der MS bereits zugelassene Alemtuzumab gegen das CD52-Antigen auf T- und B-Lymphozyten. Der noch in klinischer Prüfung befindliche humanisierte Antikörper Ocrelizumab depletiert selektiv und gezielt CD20-positive B-Zellen. Weitere Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkansätzen befinden sich aktuell in der Entwicklung.(3)
Antikörper wirksam bei schubförmiger und progredienter MS
Erstmals wurde ein Wirkstoff gefunden, der sowohl Patienten mit schubförmiger als auch mit progredient verlaufender Multipler Sklerose (MS) helfen könnte. Der Antikörper Ocrelizumab ist die erste Substanz, die sich in Studien bei primär progredienter MS als wirksam erwies. Für diese Form der MS, an der etwa jeder zehnte Patient leidet, gibt es bislang keine zugelassene Therapie. Auch bei der häufigsten Form der MS mit schubförmigem Verlauf erwies sich der Wirkstoff im Vergleich zu einer der aktuellen Standardtherapien – Interferon beta-1a – als deutlich wirksamer. Auf dem internationalen Fachkongress ECTRIMS in Barcelona wurden die neuen Ergebnisse präsentiert. Anfang 2016 wird Roche die Zulassung für Ocrelizumab beantragen. (12)
- Berg PA. Dtsch Arztebl 1999;96:55-59
- U.S. Department of Healh and Human Services; NIH Publication No. 05-5140
- Gold R et al. Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Leitlinien 2014
- Petersen G et al. Nervenarzt 2014;85(8):990-998
- Multiple Sclerosis International Federation, Atlas of MS 2013
- Polman CH et al. Ann Neurol 2011;69(2):292-302
- Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.: http://dmsg.de/multiple-sklerose- infos/index.php?w3pid=ms (aufgerufen am: 10.9.2015)
- Brønnum-Hansen H et al. Brain 2004;127(Pt 4):844-850
- Dutta R, Trapp BD. Prog Neurobiol 2011;93(1):1-12
- Waxman SG et al. N Engl J Med 1998;338(5):323-325 [/fusion_builder_column][fusion_builder_column type=“1_1″ background_position=“left top“ background_color=““ border_size=““ border_color=““ border_style=“solid“ spacing=“yes“ background_image=““ background_repeat=“no-repeat“ padding=““ margin_top=“0px“ margin_bottom=“0px“ class=““ id=““ animation_type=““ animation_speed=“0.3″ animation_direction=“left“ hide_on_mobile=“no“ center_content=“no“ min_height=“none“][11] Bermel RA, Bakshi R. Lancet Neurol 2006;5(2):158-170 [12] De Stefano N et al. CNS Drugs 2014;28(2):147-156 [13] Trapp BD, Nave K. Annu Rev Neurosci 2008;31:247-269
- B-focused – Die B-Zelle als Target bei der Multiplen Sklerose, Roche Pressekonferenz, 25. September 2015 im Rahmen des DGN 2015, Düsseldorf
- Neue Strategie gegen MS: Erstmals Wirkstoff gegen bisher unbehandelbare Form der MS, Presseinformation, Roche Pharma, 11.10.2015
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