Die Chancen der Früherkennung von Darmkrebs durch gezielte Screening-Untersuchungen sind bei kaum einem anderen Malignom so günstig wie beim kolorektalen Karzinom. Dies begründet sich durch die relativ lange Latenzzeit des Darmkrebs von mehreren Jahren, bis sich aus einer prämalignen Vorstufe (Adenom) ein Karzinom entwickelt. Zusätzlich bietet die koloskopische Vorsorgeuntersuchung die Möglichkeit der direkten Primärprävention durch Abtragung neoplastischer Vorstufen, zu der die Entfernung von festgestellten Polypen gehört.
Kolorektales Karzinom – Prognose korreliert mit dem Ausbreitungsstadium
Die heute gebräuchliche Einteilung des Ausbreitungsgrades der kolorektalen Karzinome erfolgt nach der TNM-Klassifikation und Stadieneinteilung. Die Prognose der kolorektalen Karzinome zeigt eine strenge Korrelation mit dem Ausbreitungsstadium bei Diagnosestellung. So liegt die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium I bei 85-95%, im Stadium II bei 65-80%, im Stadium III bei 45-55% und im Stadium IV bei 8-50% (je nach Behandlungsmöglichkeit der vorhandenen Metastasen). (aus Abstract zu 3.1)
Kolorektal-Karzinom-Therapie – im Frühstadium Heilung möglich
Die Aussichten auf eine erfolgreiche Kolorektal-Karzinom-Therapie sind daher besonders im Frühstadium sehr gut. Sogar eine Heilung des Kolorektal-Karzinoms ist möglich. Bei rund 25% der Patienten ist das Kolorektalkarzinom aber bereits zum Diagnosezeitpunkt metastasiert. Bei weiteren 50% kommt es im weiteren Verlauf der Erkrankung zur Metastasierung. Während bei etwa 20% dieser Patienten eine kurativ intendierte Therapie erfolgen kann, ist die Behandlung bei den restlichen 80% der Patienten mit einem metastasierten kolorektalen Karzinom (mCRC) meist nur palliativ möglich. (aus Abstract zu 3.2)
Neben der Chemotherapie stehen den Patienten seit einigen Jahren zielgerichtete Substanzen, die gegen VEGF und EGFR gerichtet sind und mittels derer eine kontinuierliche Verbesserung des medianen Gesamtüberlebens erreicht werden konnte, zur Verfügung.
Darmkrebs-Therapie: Multi-Kinase-Inhibitor Regorafenib bei metastasiertem kolorektalen Karzinom
Beim Versagen der bisherigen evidenzbasierten Standardtherapien bestand bisher ein Mangel an weiteren effektiven Therapieoptionen. Diese Therapielücke kann jetzt mit Stivarga® (Regorafenib) geschlossen werden. Das Bayer-Präparat ist der erste orale Multi-Kinase-Inhibitor, der das Überleben von Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom nach evidenzbasierten und zugelassenen Standardtherapien, unabhängig vom KRas-Mutationsstatus, signifikant verlängert. Die Zulassung von Stivarga® im August 2013 ist ein wichtiger Meilenstein in der Darmkrebs-Therapie.
Regorafenib mit dreifachem Wirkansatz bei Darmkrebs
„Die hohe Wirksamkeit von Regorafenib beruht darauf, dass der Wirkstoff den Tumor auf drei verschiedenen Wegen angreift“, erläutert Prof. Dr. med. Arndt Vogel von der Medizinischen Hochschule Hannover. So hemmt Regorafenib sowohl Kinasen, die eine essentielle Rolle in den Signalwegen der Angiogenese spielen (VEGFR1/2/3, TIE2), als auch solche, die für die Onkogenese (KIT, RET, BRAF, BRAFV600E) und die Mikroumgebung des Tumors (FGFR-1, PDGFR-β) von wesentlicher Bedeutung sind.
PD Dr. med. Ullrich Graeven, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie, Kliniken Maria Hilf, Mönchengladbach, und Prof. Dr. med. Arndt Vogel, Medizinische Hochschule Hannover, referierten über die Perspektiven für Patienten mit kolorektalem Karzinom (Bild: v.l.n.r; Quelle: MEDIZIN ASPEKTE J. Wolff)
Therapie bei metastasiertem kolorektalen Karzinom – hoher Bedarf
Die Bedeutung neuer Therapieoptionen wie Regorafenib bei Darmkrebs erläutert PD Dr. med. Ullrich Graeven, Mönchengladbach, anhand einiger Kennzahlen. So ist das Kolorektalkarzinom mit einer jährlichen Inzidenz von rund 70.000 Fällen in Deutschland bei Männern und Frauen nach Prostata- bzw. Brustkrebs die zweithäufigste Krebsform.(1)
„Zwar hat sich die Überlebenszeit der Patienten mit metastasiertem kolorektalen Karzinom in den letzten beiden Jahrzehnten durch die Einführung von Kombinations- und zielgerichteten Therapien deutlich verbessert, dennoch besteht weiterhin ein hoher therapeutischer Bedarf“, so Graeven. So beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei Darmkrebs zwar insgesamt etwa 55 Prozent, bei Patienten mit metastasierter Erkrankung (Stadium IV) hingegen nur rund 6 Prozent.(2,3) Diese Gruppe ist jedoch die mit Abstand größte, denn bei rund 75 Prozent der Patienten liegen bereits initial Metastasen vor oder entwickeln sich im Laufe der Erkrankung. „Von diesen Patienten kann man heute etwa jeden Fünften durch eine Komplettresektion der Leber- oder Lungenmetastasen kurativ behandeln, während bei den restlichen etwa 80 Prozent nur eine palliative Therapie möglich ist“, erläutert Graeven.
Für diese Patienten stünde zwar eine relativ große Zahl an evidenzbasierten Standardtherapien zur Verfügung, aber nach deren Versagen sowie bei KRas-Wildtyp-Tumoren seien bisher kaum noch wirksame Optionen verfügbar gewesen, die eine Weiterbehandlung der Patienten ermöglichten.(4) „Mit der Zulassung von Regorafenib wird diese Therapielücke nun geschlossen und den Patienten werden somit neue Perspektiven eröffnet“, bilanziert Graeven.
Lesen Sie auch:
- Multi-Kinase-Inhibitor Regorafenib gegen das metastasierte kolorektale Karzinom
- CORRECT Studie bestätigt Multi-Kinase-Hemmer Regorafenib zur Behandlung des metastasierten Kolorektalkarzinoms als zukünftige Therapieoption
Quellen:
- Ferlay J. et al. GLOBOCAN 2008. Int J Cancer 2010; 127: 2893-2917
National Institute for Health and Clinical Excellence. NICE technology appraisal guidance 118. 2007 January: 4-5. - American Cancer Society 2013 unter:
http://www.cancer.org/cancer/colonandrectumcancer/detailedguide/colorectal-cancer-survival-rates - Schmoll HJ et al. Annals of Oncology 2012; 23: 2479-2516
- Pressekonferenz
Innovativer Multi-Kinase-Inhibitor Stivarga® (Regorafenib) erweitert Perspektiven für Patienten mit mCRC
23. September 2013, Berlin- „mCRC heute: Bedeutung, Behandlung, Bedürfnisse“
PD Dr. med. Ullrich Graeven
Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie,
Kliniken Maria Hilf, Mönchengladbach - „Neue Behandlungsperspektive für Patienten mit mCRC“
Prof. Dr. med. Arndt Vogel
Leitender Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie & Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover - „Onkologie bei Bayer – Forschung und Engagement für Patienten mit GI-Tumoren“
Dr. Erich Enghofer
Leiter der Geschäftseinheit Hämatologie-Onkologie
Bayer HealthCare Deutschland, Leverkusen
- „mCRC heute: Bedeutung, Behandlung, Bedürfnisse“