Morbus Parkinson – Hirnschrittmacher können Lebensqualität verbessern

Die Hirnschrittmachertherapie ist bei Morbus Parkinson inzwischen eine fest etablierte Therapieoption. Derzeitig profitieren vor allem Patienten mit ausgeprägtem Zittern (Tremor) und Patienten, die trotz Medikamenten zwischen guter und schlechter Beweglichkeit hin und her schwanken. Zahlreiche Studien konnten belegen, dass die Tiefe Hirnstimulation die Lebensqualität von Patienten mit Morbus Parkinson deutlich und anhaltend verbessert im Vergleich zur Fortsetzung der Therapie mit Medikamenten.

Jüngst wurde gezeigt, dass insbesondere junge Patienten von einem früheren Einsatz der Tiefen Hirnstimulation sehr profitieren können.
 
Neben der guten motorischen Verbesserung ist das zentrale Anliegen der Ärzte, Nebenwirkungen der Therapie wie Sprechstörungen oder fehlende Verbesserung im Gangbild in Zukunft zu vermeiden. Das Kölner Zentrum arbeitet als eines der größten internationalen Zentren zudem intensiv an der Frage, wie die motorischen Effekte zu verbessern sind und mögliche Veränderungen von Stimmung und Verhalten im Rahmen der Tiefen Hirnstimulation im Vorhinein abzuschätzen und zu vermeiden sind.
 
Prof. Dr. Lars Timmermann, Neurologe an der Uniklinik Köln, veröffentlichte auf dem internationalen „Movement Disorders Kongress“ in Sydney (Australien) erstmals Ergebnisse einer neuen europäischen Studie, welche die Tiefe Hirnstimulation mit einem neuartigen „Hirnschrittmacher“ bei Morbus Parkinson erforscht. Das neuartige Gerät wurde 2010 erstmals an der Uniklinik Köln eingesetzt. Auch die Studienleitung lag in Köln.
 
„Der neuartige, aufladbare Hirnschrittmacher erlaubt eine extrem genaue Stromverteilung, die es den Ärzteteams ermöglicht, den Effekt für die Patienten erheblich zu optimieren und dabei Nebenwirkungen zu vermeiden“, berichtete Prof. Dr. Lars Timmermann, Leiter des Schwerpunktes Bewegungsstörungen an der Neurologischen Klinik der Uniklinik Köln, auf dem Kongress.
 
Unter der Leitung des Kölner Neurologen unterzogen sich insgesamt 40 Patienten mit Morbus Parkinson in Deutschland, England, Italien, Frankreich, Österreich und Spanien einer „Hirnschrittmacher-Operation“. Die Patienten waren im Durchschnitt 60 Jahre alt und ohne Medikamente bereits schwer durch den Morbus Parkinson beeinträchtigt.
 
Alle Patienten bekamen durch speziell geschulte Ärzteteams aus Neurologen und spezialisierten Neurochirurgen einen neuartigen wiederaufladbaren Hirnschrittmacher implantiert, der – anders als bisherige Systeme – über bis zu acht Kontakte auf jeder Seite des Gehirns unterschiedliche Strom-Impulse abgeben kann (sogenanntes „Current Steering“).
 
Prof. Timmermann und Kollegen zeigten nun, dass bereits drei Monate nach der Operation eine erhebliche Verbesserung der Beweglichkeit zu bemerken war – nach sechs Monaten waren die Patienten zu 62 Prozent besser beweglich als vor der Operation.
 
Ähnlich starke Verbesserungen konnten die Ärzte bei den Aktivitäten des täglichen Lebens nachweisen. Die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich nach sechs Monaten um mehr als 30 Prozent. Damit waren insbesondere die Verbesserungen der Motorik deutlich besser als in allen bislang durchgeführten Studien zu Hirnschrittmachern bei Morbus Parkinson.
 
Die beobachteten Nebenwirkungen dagegen waren mit vorangegangenen Studien vergleichbar. „Bereits bei vielen einzelnen Parkinson-Patienten haben wir mit diesem neuartigen Hirnschrittmacher klinisch sehr gute Ergebnisse erzielen können. Wir freuen uns, dass diese aus der Grundlagenforschung abgeleiteten Prinzipien nun klinisch eingesetzt werden können. Die VANTAGE Studie (VANTAGE-Studie = Vercise Implantable Stimulator for Treating Parkinson’s Disease) hat nun eine klare klinische Verbesserung nicht nur in der Beweglichkeit unserer Patienten erbracht, sondern insbesondere auch die Lebensqualität unserer Patienten im nicht gekannten Ausmaß verbessert“, so Prof. Timmermann im Expertengespräch nach dem Vortrag in Sydney.
 
Hintergrund:
Die Forschung im Bereich der Bewegungsstörungen und der Tiefen Hirnstimulation hat einen Schwerpunkt in Köln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert hier seit Anfang 2010 eine Klinische Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Gereon Fink, Direktor der Klinik für Neurologie, und Prof. Dr. Lars Timmermann, Leiter des Schwerpunktes Bewegungsstörungen an der Neurologischen Klinik. Ziel der Förderung ist es, die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.

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