Morbus Bechterew wird auch ankylosierende Spondylitis genannt – zu Deutsch: versteifende Wirbelentzündung. Im Laufe der chronischen Krankheit kann es zu einer vollständigen Versteifung der Wirbelsäule kommen, der Rücken formt sich zu einem Buckel. Weil die Krankheit nicht heilbar ist, kommt es bei der Behandlung von Morbus Bechterew umso mehr auf die gezielte Linderung der Schmerzen und die Erhaltung der Wirbelbeweglichkeit an.
Wer an Morbus Bechterew erkrankt, klagt zunächst über Rückenschmerzen, die vor allem im Ruhezustand auftreten und bis ins Gesäß ausstrahlen können. Schmerzen in Gelenken sowie Augenentzündungen können ebenfalls hinzukommen. Morbus Bechterew ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule. Aber auch andere Gelenke können von den Entzündungsprozessen, die starke Schmerzen verursachen, betroffen sein.
Bewegungstherapie
Die wichtigste Rolle bei der Behandlung von Morbus Bechterew spielt die Bewegungstherapie. Eine regelmäßige Krankengymnastik unter Anleitung ausgebildeter Physiotherapeuten ist die Grundlage, um den Krankheitsverlauf der ankylosierenden Spondylitis zu verlangsamen. Die Aktiveinheiten dienen zum einen der Aufrechterhaltung der Beweglichkeit der Wirbelsäule, zum anderen lindern sie die Beschwerden.
Vielen Betroffenen mit Morbus Bechterew helfen auch Ergo- und Sporttherapien. Beim Schwimmen etwa werden die Leiden eingedämmt und gleichzeitig die koordinativen Fähigkeiten gestärkt, man trainiert zudem die Haltung. In Bayern beispielsweise haben Sportstudenten Anfang des Jahres einen sogenannten SUP-Kurs speziell für Patienten mit Morbus Bechterew vorgestellt. Bei der Trendsportart Stand-up-Paddling (SUP) bewegt man sich auf einem Surfbrett stehend mithilfe eines Paddels auf dem Wasser fort. Die Kursteilnehmer waren begeistert von diesem Therapierangebot mit hohem Spaßfaktor.
Wärme- oder Kälte-Anwendungen
Gegen die Schmerzen, die die rheumatische Erkrankung Morbus Bechterew hervorruft, helfen auch Wärmebehandlungen. Patienten können sich zu Hause mit einem heißen Bad, einer Wärmflasche oder Heizdecke behelfen. Im Rahmen von therapeutischen Maßnahmen lassen sich außerdem Massagebehandlungen mit Infrarotlicht oder Fangopackungen in Anspruch nehmen.
Gerade bei akuten Entzündungsschüben helfen vielen Betroffenen Kälteanwendungen, sogenannte Kryotherapien. Sie schränken die Leitgeschwindigkeit der Nervenbahnen ein und hemmen somit das Schmerzempfinden. Die entzündungshemmenden Eispackungen können lokal auf betroffene Körperstellen gelegt werden, in Rheumakliniken stehen sogar Kältekammern für Ganzkörperbehandlungen zur Verfügung.
Medikamentöse Behandlung
Zusätzlich führt die Gabe von Schmerzmitteln zu einer Verbesserung der Rücken- und Gelenkschmerzen bei Morbus Bechterew. Vorwiegend kommen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Diese kortisonfreien Entzündungshemmer blockieren ein Enzym, das für die Bildung der Schmerzbotenstoffe Prostaglandine zuständig ist.
Eine noch stärkere entzündungshemmende Wirkung haben Medikamente mit dem Steroidhormon Kortison. Da diese Antirheumatika jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen, ist eine langfristige systemische Anwendung nicht empfehlenswert. Stattdessen bietet sich eine Kortison-Spritze bei akuten Krankheitsschüben an.
Werden durch die genannten Schmerzmittel weder die Schmerzen gelindert noch die Entzündungsprozesse eingedämmt, können Biologika bei schweren Krankheitsverläufen helfen. Diese langwirksamen Antirheumatika setzen am Immunsystem der Betroffenen an und blockieren den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-alpha, der die Ursache der chronischen Krankheit darstellt.
Alternative Therapieanwendungen
Falls schulmedizinische Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg bringen und die Morbus-Bechterew-Patienten weiterhin mit Schmerzen und Entzündungen zu kämpfen haben, können unter Umständen alternative, risikoreiche Therapieformen angewendet werden. Eine Behandlung mit radioaktiven Substanzen etwa bewirkt eine Art innere Bestrahlung, die Schmerzen lindert und Entzündungsaktivitäten vermindert.
Andere Patienten behelfen sich mit einer Cannabis-Therapie, um die Schmerzen, die die entzündlich-rheumatische Krankheit Morbus Bechterew auslöst, zu ertragen. Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen hat im Oktober 2015 entschieden, dass die Krankenkasse einem Betroffenen, bei dem seit 1982 keine Schulmedizin mehr gegen die Symptome von Morbus Bechterew half, die Kosten für die Tropfen mit Cannabisextrakt vorläufig übernehmen muss.
Wenn keine der genannten Therapieformen zur Verbesserung der Symptome beiträgt und auch eine Veränderung von Lebensgewohnheiten und eine Ernährungsumstellung aufgrund des fortgeschritten Krankheitsstadiums nichts mehr bewirken können, hilft oftmals nur noch eine Operation. Ein operativer Eingriff findet bei Menschen mit Morbus Bechterew jedoch nur in seltenen Fällen statt, zum Beispiel wenn Wirbelbrüche oder Lähmungserscheinungen auftreten. Bei einer Operation wird die durch die Krankheit stark verkrümmte Wirbelsäule aufgerichtet. Hierzu können entweder Knochenstücke entfernt oder ein Schraubensystem eingesetzt werden.