Die Tumorchirurgie entwickelt sich rasant weiter. Heute lassen sich dank ausgefeilter Operationsverfahren in Kombination mit weiteren Therapieformen zum Teil selbst fortgeschrittene Tumore sowie deren Absiedlungen erfolgreich behandeln. Welche Therapiekonzepte bei späten Krebsstadien noch helfen können, ist Thema des traditionellen Klinischen Abends der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Heidelberg am kommenden Mittwoch, 3. Dezember 2014. Von 19.15 Uhr bis 21.15 Uhr sprechen Experten aus Onkologie und Chirurgie im Hörsaal der Chirurgischen Klinik, im Neuenheimer Feld 110, über „Moderne onkologische Chirurgie: Neue Heilungschancen durch Multimodalität“. Die interessierte Bevölkerung und Journalisten sind herzlich eingeladen!
Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs, mehr als 220.000 sterben jedes Jahr daran. Stetige Fortschritte in Vorsorge, Diagnostik und Therapie haben in den letzten Jahren bei vielen Krebsarten die Heilungschancen erheblich verbessert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Darmkrebs. „Mit einem durchdachten, fachübergreifenden Therapiekonzept, einem erfahrenen Behandlungsteam und modernen operativen Verfahren ist heute selbst bei schwierigen Tumoren, die noch vor wenigen Jahren als unheilbar eingestuft wurden, in bestimmten Fällen Heilung möglich“, erklärt Professor Dr. Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Heidelberg. „Beste Voraussetzung dafür bieten besonders die großen spezialisierten Zentren wie das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen NCT in Heidelberg, da hier Experten unterschiedlicher Disziplinen unter einem Dach zusammenarbeiten.“
Onkologe lotst durch interdisziplinäre Behandlung
Diese für den Behandlungserfolg sehr wichtige Vernetzung verschiedener medizinischer Fachbereiche und das inzwischen breit gefächerte Spektrum an Untersuchungsverfahren und Behandlungsmöglichkeiten ist für den betroffenen Patienten allerdings kaum überschaubar. Dem Onkologen, häufig der erste Ansprechpartner für den Patienten, kommt daher oft die wichtige Rolle des Lotsen zu, wie Professor Dr. Dirk Jäger, Direktor der Abteilung für Medizinische Onkologie am NCT, in seinem Vortrag erläutern wird. An ihm liegt es, mit dem Patienten die weitere Behandlung – sei es Operation, Chemo- oder Strahlentherapie – zu besprechen und ihm den Weg durch die einzelnen Stationen der Diagnostik und Therapie zu weisen.
Darüber hinaus werden einige Beispiele multimodaler, also kombinierter Therapiekonzepte bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen vorgestellt. So berichtet Professor Dr. Thilo Hackert, Leiter der Sektion Pankreaschirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik, über Behandlungserfolge bei ursprünglich nicht operablen Tumoren der Bauchspeicheldrüse. Ist der Tumor zu groß für eine chirurgische Entfernung, hat aber noch nicht gestreut, kann eine Chemotherapie, eventuell in Kombination mit Bestrahlungen, den Tumor soweit zum Schrumpfen bringen, dass schließlich doch operiert werden kann. Um die vernetzte Behandlung von Lebertumoren geht es im Vortrag von Professor Dr. Peter Schemmer, Leiter der Sektionen Leberchirurgie und Viszerale Organtransplantation. Er stellt u.a. die Möglichkeit der Lebertransplantation vor, die dann in Frage kommt, wenn der Tumor noch nicht in andere Organe gestreut hat, aber aufgrund der Lebervorschädigung nicht chirurgisch entfernt werden kann. Direkt in die Leber eingebrachte chemotherapeutisch wirksame Partikel, mit denen die Blutgefäße des Tumors verschlossen werden, können den Tumor schädigen und die Zeit bis zum Erhalt eines Spenderorgans überbrücken.
Professor Dr. Alexis Ulrich, Leiter Sektion Chirurgische Onkologie, spricht über Behandlung und Heilungschancen bei Darmkrebs (kolorektales Karzinom) und dessen Absiedlungen. Dabei geht es um die Frage, wie Metastasen in Lunge oder Leber am besten beizukommen ist. Er sagt: „Mit unseren heutigen Möglichkeiten kann es durchaus sinnvoll sein, Metastasen an Lunge, Leber, Bauchfell oder anderen Orten chirurgisch zu entfernen. Viele Patienten haben dadurch ein deutlich längeres Überleben, bei einigen ist sogar eine Heilung möglich.“ Bei geeigneten Patienten mit alleinigen Bauchfellabsiedlungen kommt auch die spezielle Behandlung mit einer auf 42 Grad Celsius erwärmten chemotherapeutischen Flüssigkeit, die im Rahmen einer Operation in die Bauchhöhle gegeben wird, in Frage.
Doch wann ist der beste Zeitpunkt für die verschiedenen Therapien? Was bringt den größten Erfolg: Zuerst Operation oder Chemotherapie? Wann nach der Operation sollte die Chemotherapie einsetzen? Wie dazu die aktuelle Datenlage für die Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts ist und welche Faktoren bei der Therapieplanung zu beachten sind, erklärt Dr. Dr. Thomas Schmidt, Leiter Sektion Oberer Gastrointestinaltrakt.
Kontakt:
Anita Wild
Sekretariat Prof. Dr. M.W. Büchler
Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 110
D-69120 Heidelberg
Email: anita.wild@med.uni-heidelberg.de
Tel.: 06221-566201
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.