Neueste Techniken und hervorragende Teamarbeit zum Wohle der Patienten: Wer sich in der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einer Bypassoperation unterzieht, ist in den besten Händen. Das belegen Auswertungen über die Sterblichkeit koronarchirurgisch behandelter Patienten im Jahr 2010. So lag die Sterblichkeit der Patienten, die sich einer Bypassoperation unterzogen, also einer Überbrückung von verengten Herzkranzgefäßen durch Venen und/oder Arterien, im Jahr 2010 in der MHH bei nur 1,1 Prozent: Bei 918 Operationen kam es zu zehn Todesfällen. Die Sterblichkeit von Patienten, die statt mit den üblicherweise verwendeten Venen ausschließlich mit arteriellen Bypässen versorgt wurden – in der MHH waren dies 246 Fälle im Jahr 2010 – lag sogar bei null Prozent. Zum Vergleich: Laut Statistik der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie waren in Deutschland im Jahr 2009 bei 45.359 durchgeführten koronarchirurgischen Operationen 1.272 Patienten gestorben. Dies entspricht einer Sterblichkeitsrate von 2,8 Prozent.
„In vielen Fällen ist eine chirurgische Behandlung der koronaren Herzkrankheit die Therapie der Wahl. Diese jetzt von uns erhobenen, sehr erfreulichen Zahlen belegen, dass wir den Patienten in der MHH mit der Bypassoperation ein hochgradig sicheres Verfahren anbieten“, erläutert Professor Dr. Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. „Das kardiologische Verfahren mittels Ballondilatation und Stentimplantation ist in Betracht zu ziehen, wenn nur ein oder zwei Herzkranzgefäße des Patienten beteiligt sind.“ „Wir freuen uns, dass wir mit unseren verbesserten Operationsergebnissen auch zur rückläufigen Sterblichkeit beitragen können. Dies gelingt uns vor allen Dingen durch eine professionelle Zusammenarbeit der Leistungserbringer innerhalb der MHH – und das gilt berufsgruppen- und abteilungs-übergreifend“, stellt Professor Haverich fest und fügt hinzu: „Nicht nur von der ausgezeichneten Kooperation zwischen den einzelnen Kliniken, sondern auch von der einwandfreien Teamarbeit zwischen Ärzten und dem Pflegebereich profitieren Patienten in der MHH.“
Auch Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, lobt die Teamarbeit zwischen den Kliniken: „Bei jedem einzelnen Herz-Patienten entscheiden wir gemeinsam, welche Therapie die beste ist, natürlich immer unter der Berücksichtigung des individuellen Befindens, der Bedürfnisse des Patienten und seiner Prognose. Dies führt zu einer Behandlungsqualität auf höchstem Niveau.“ Professor Dr. Wolfgang Koppert, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, ergänzt: „Die hervorragende interdisziplinäre Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg. Eingriffe am Herzen fordern ein besonderes anästhesiologisches Management und ein perfekt aufeinander eingespieltes Team – fachliche Kompetenz, Erfahrung und gegenseitiges Vertrauen gehen hier Hand in Hand.“
Krankheitsbild und Behandlungsmöglichkeiten
Das menschliche Herz muss wie jedes Organ mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Dies geschieht durch die Herzkranzgefäße und die Koronararterien. Liegen in diesen Blutgefäßen Verengungen (Stenosen) vor, wird es nicht mehr ausreichend durchblutet und erhält nicht genügend Sauerstoff. Man spricht dann von einer koronaren Herzkrankheit (KHK), von einer durch Arteriosklerose bedingten Verengung der Herzkranzgefäße. Kommt es zu einem plötzlichen Verschluss eines Herzkranzgefäßes, entsteht ein Herzinfarkt. Zur Behandlung einer KHK gibt es zwei Methoden: Bypass und Stent.
Im Anfangsstadium der KHK können Medikamente sowie Änderungen der täglichen Lebensgewohnheiten die auslösenden Faktoren beeinflussen. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf das Rauchen, Sport und die Reduzierung des überflüssigen Körpergewichtes. Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, führen Kardiologen eine Ballondilatation durch, um die verengten Herzkranzgefäße wieder zu erweitern. Das geschieht während einer diagnostischen Herzkatheteruntersuchung. Ein sogenannter Ballonkatheter wird unter Röntgenkontrolle über die Hauptschlagader bis zum verengten Gefäß vorgeschoben und dann aufgebläht, um die Stenose aufzudehnen. Oftmals wird das Verfahren um die Implantation einer Gefäßstütze (Stent) ergänzt.
Je mehr Stenosen die Herzkranzgefäße eines Patienten aufweisen und je ausgeprägter der Befund ist, desto eher ist die Bypassoperation die bessere Therapie. Ebenso ist diese chirurgische Behandlung der medikamentösen oder der Ballondilatation mit Stentimplantation vorzuziehen, wenn eine sehr zentrale Engstelle, eine Hauptstammstenose, oder eine Engstelle an einer wichtigen Aufzweigung vorliegt. Bei einer Bypassoperation überbrücken Herzchirurgen ein oder mehrere verstopfte oder verengte Herzkranzgefäße durch Umleitungen des Blutes durch eine Vene und/oder eine Arterie. Als geeignetes Bypassmaterial werden Arterien aus der Brustwand oder aus den Armen sowie Venen aus den Beinen verwendet. Ausschließlich arterielle Gefäße werden vermehrt zum Beispiel bei jüngeren Patienten verwendet. Arterien sind an die höheren Blutdruckverhältnisse angepasst und weisen eine bessere Elastizität als venöse Bypässe auf. Studien haben ergeben, dass sich arterielles Bypassmaterial seltener wieder verengt als venöse Bypässe.
Die Behandlungsempfehlungen bei koronarer Herzkrankheit sind in der Nationalen Versorgungsleitlinie „Chronische KHK“ unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung (DGK) klar festgelegt. Sie sind im Internet abrufbar unter www.versorgungsleitlinien.de/themen/khk/index_html.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Birgit Migge, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, unter der Telefonnummer (0511) 532-9865.